Emmerich "Moritat" vom Leben des Bernd Terhorst

Emmerich · Gestern vor 30 Jahren starb Bernd Terhorst. Der Freiburger Willi Wanders, der gebürtig aus Elten stammt, hütet eine Rarität - das Skript zu einem augenzwinkernden Theaterstück, das zu Ehren des bekannten Malers aufgeführt wurde.

Einer der bekanntesten Maler Emmerichs ist Bernd Terhorst. Er wurde 1893 in Emmerich geboren und starb am 14. August 1986 im Alter von 93 Jahren.

Willi Wanders, der in Elten aufwuchs, in Emmerich das Gymnasium besuchte und heute in Freiburg lebt, interessiert nach wie vor alles über den berühmten Maler des Niederrheins - in seiner Jugend besuchte er einmal dessen Atelier und hatte eine kurze Begegnung - und so bekam er vor einiger Zeit von seiner Schwester eine besondere Rarität geschenkt: ein Büchlein mit dem Titel "Die schönsten 70 Jahre meines Lebens".

Es enthält ein Theaterstück, das "unter Mitwirkung namhafter Bewohner der Gegend und Umgegend links und rechts des niederen Rheins am 24. November Anno 1963 - anlässlich des 70. Geburtstags des Künstlers - im Großen Haus des ,Staatstheaters' Alt-Voorthuyzen aufgeführt wurde, allwo schon gar manches ergötzliche Spiel über die keramischen Bodenfliesen ging, die die Welt bedeuten", so steht es dort geschrieben.

Gisela und Cornelius Bechtel, Steffi und Hannes Burgers, Leni und Willi Braunmüller, Annemie und Gerd van Dreveldt, Cläre und Jup Heimann, Maria, Hugo und Hildegard Lensing-Hebben, Annelis und Walter Schleipen, Benno Steeg, Brigitte Rotthauwe sowie Helmut Rotthauwe, genannt "Löns", der auch Regie führte.

Bernd Terhorst kam viel herum, bevor er in Alt Voorthuyzen sesshaft wurde. Mit 19 Jahren begann er sein Studium an der Kunstgewerbeschule in München, dort studierte er bis 1921. Er erhielt ein Staatsstipendium für eine Spanienreise und verbrachte fünf Jahre in Madrid, Granada, Ronda und Sevilla, danach folgte ein zweijähriger Aufenthalt in Marokko. 1925 kehrte er zurück und lebte in Berlin, wo er für verschiedene Zeitungen zeichnete. Im Jahr darauf kaufte er Alt-Voorthuyzen und kehrte in seine Heimatstadt zurück - damit ging für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung.

Und hier führten dann die Nachbarn zum 70. Geburtstag das Theaterstück auf, ein Rückblick auf sein Leben in neun Szenen, "kreiert vom Ensemble des Staats- und Schmierentheaters Voorthuyzen, wie es mit einem Augenzwinkern heißt. Die erste Szene hieß "Auf den Kopf gefallen" und erinnerte an einem "Fall" aus dem Kinderwagen, "Traum und Wirklichkeit" beschrieb, wie der Jüngling Bernd seine ersten Schritte ins raue Berufsleben tat zwischen Pinseln, Leitern und boshaften Menschen.

In der dritten Szene ging es darum, wie der Emmericher an der Kunstakademie die Gunst der spanischen Prinzessin gewann, danach wurde gezeigt, wie sein Buch "Feuer am Rif" entstand. "Diese Szene ist wegen der Haremsdamen eher eine optische Szene" heißt es in der Beschreibung.

Nach dem "Spanischen Intermezzo" ging es weiter mit "Liebe auf den ersten Blick" und seiner Begegnung mit Elisabeth Hüffner, die er 1932 heiratete. "Ein Gobelin wird entnazifiziert" hieß es in der siebten Szene über den Emmericher Teppich, der heute im Ratssaal hängt. In "Hoppla-he, kleines Haus" oder "Wer kompensiert hat mehr vom Leben" zeigten die Laienschauspieler den Aufbau des zerstörten Hauses und den Umgang mit der "Hochfinanz".

Das Stück endete mit der "Moritat vom Leben des Bernd Terhorst". Zwischendurch wurden auch einige selbst getextete Lieder gesungen, wie das "Eyland-Lied über den Aufbau des Hauses Voorthuyzen und "Das Lied vom Bernd": "Wie man auf dieser Welt stets auf die Füße fällt, das zeigt der Meister und Bernd, so heißt er. Weil früh als Baby, plumps, er auf den Kopf fiel, bums, wurde er Maler, scheffelt viel Taler."

Man darf sicher sein, dass diese Theateraufführung nicht nur dem Maler und seinen Gästen, sondern auch den Schauspielern sehr viel Spaß machte.

(moha)
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