Emmerich Michael-Schützen feiern mit Wehmut

Emmerich · Zum letzten Mal die Sonntags-Matinée im Saal Hebben, zum letzten Mal der Zapfenstreich auf der Wiese hinter dem Haus, zum letzten Mal das Königsschießen am eigenen Schießstand - beim letzten Schützenfest der St.-Michael-Schützen am Polderbusch kommt Wehmut auf. "Seit 102 Jahren feiern die Michael-Schützen ihr Schützenfest bei Hebben. Der Großvater von Jochen Hebben hat 1914 den Verein mit gegründet. Ich selber gehöre dem Verein seit 41 Jahren an. Das tut schon weh, man verliert ein Stück Heimat", sagt Jochen Spiertz, Brudermeister und Vorsitzender der St.-Michael-Schützen.

 "Man verliert ein Stück Heimat", sagt Jochen Spiertz, Vorsitzender der Michael-Schützen.

"Man verliert ein Stück Heimat", sagt Jochen Spiertz, Vorsitzender der Michael-Schützen.

Foto: van Offern

Man habe im Verein darüber diskutiert, mit anderen Schützenvorständen gesprochen und nach einer Lösung gesucht. "Am 6. Mai feiern wir gemeinsam mit den St. Sebastianern am Kapaunenberg das Maifest. Danach können unsere Mitglieder entscheiden: Feiern wir das Schützenfest im August gemeinsam mit den Sebastian-Schützen oder feiern wir im Oktober unser eigenes Schützenfest am Bölt?" Im Vorfeld werden beide Möglichkeiten vorbereitet, so dass man nach der Maifeier beides kurzfristig organisieren könne.

Für Geschäftsführer Gerd Bartels ist das zurzeit ein "sentimentaler, melancholischer Moment". "Aber wenn man weiß, dass es keine andere Lösung gibt, muss man sich dem stellen. Wir haben früh genug nach Alternativen gesucht, für uns geht es weiter in einer neuen Heimat und das könnte der Kapaunenberg werden." Er denke, dass der schlimmste Tag wohl der Samstag mit dem Königsball werden wird, denn das sei definitiv der letzte Tag bei Hebben, sagt Norbert Berndsen, seit fast 40 Jahren Michael-Schütze. "Da werden Tränen fließen, sowohl aufseiten des Wirtsehepaares als auch aufseiten der Schützen. Wir schauen aber nach vorne. Mit einem Zelt könnten wir uns nicht anfreunden, aber mit dem Kapaunenberg wohl."

"Schade, dass wir hier gehen müssen", bedauert auch Schießmeister Michael te Baay, der seit 36 Jahren "mit Herz und Seele" der Oberhüthumer Bruderschaft angehört. "Mit viel Herzblut haben wir unser Vereinsheim gebaut, das geben wir jetzt auch auf." Das Gute am Kapaunenberg sei, dass es dort dieselben Bedingungen wie am Polderbusch gebe, ein Schießstand und auch ein Garten, in dem man bei schönem Wetter feiern kann.

"Ich weiß, wie viel Herzblut hier drin steckt, aber wir sollten den Kapaunenberg als neue Chance, als neuen Weg annehmen", sagt Thomas Flemming. Marion Giltjes spricht von einem "komischen Gefühl". "Hebben bedeutet für mich ein Gefühl von Zuhause, das aufzugeben fällt schwer, aber es bleibt uns nichts anderes übrig", sagt die Kassiererin der Michael-Schützen, die seit 25 Jahren dabei ist.

(moha)
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