Haldern-Countdown Lieder über die Freundschaft und die Heimat

Emmerich · Heute beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Hier der letzte Teil seiner Beurteilungen, ab sofort kann live getestet werden.

Haldern-Countdown: Lieder über die Freundschaft und die Heimat
Foto: Haldern Pop

Thees Uhlmann - # 2 Was soll man über diesen Kerl und diese seltsame Verbindung zum Haldern-Pop-Festival noch schreiben? Erst holten die Festival-Macher lange Zeit keine Band vom Label Grand Hotel van Cleef nach Haldern, obwohl gefühlt der halbe Zeltplatz auf dem Höhepunkt der Kettcar-Tomte-Phase danach lechzte. Jetzt, wo das Grand Hotel und mit ihm sein Personal sichtbar altert, kommen mit schöner Regelmäßigkeit Labelkünstler an den Niederrhein, mit Thees Uhlmann nun sogar mal wieder einer der prominentesten Bewohner des Grand Hotel. Dass ihm das Etikett "der deutsche Bruce Springsteen" verliehen wurde, lässt Thees häufig nicht unerwähnt. In den vergangenen Monaten geisterte er mit seinem Debütroman "Sophia, der Tod und ich" durch die Feuilletons. Nach Haldern kommt er mit seinem immer noch aktuellen Album "#2" - textlich wieder eine Ode an die Heimat, an die Freundschaft, wenn man es groß schreiben will: an die Menschheit. Uhlmann traut sich hier mehr, löst sich vom klassischen Rocksong, lässt Orgeln wummern, übt sich in catchy Refrains. Nüchterner Befund: Wer die Songs drei Jahre nach dem Erscheinen des Albums noch einmal mit einer gewissen Distanz hört, der spürt: Sie haben nicht die Klasse der Tomte-Songs.

Klingt nach: Tomte, Mikroboy, Bruce Springsteen (Punkte: 3,5/5)

Daughter - Not To Disappear Das Londoner Trio Daughter hat mit seinem neuen Album "Not To Disappear" einen Satz gemacht - dominierte auf dem allseits bejubelten Debüt "If You Leave" von 2013 noch der Indiefolk, so bewegen sich drei nun in Richtung Dreampop. Dass hier eine Gitarre für die Grundarchitektur sorgt, ist immer noch erkennbar. Synthies und Keyboard bilden hier aber die warme Decke, die flauschig jeden Song umhüllt Elena Todra hat die Stimme einer Elfe, die durch den Wald huscht. Songs für die blaue Stunde hört man hier, zwischen Tag und Nacht, warm und doch so gebrechlich. Daughter schaffen es mit diesem Album, aus dem Schatten der coolen Elektroniker von The XX zu hüpfen.

Klingt nach: The XX, Sigur Ros, Under Byen (Punkte: 4/5).

The Rad Trads - Must We Call Them Rad Trads Das in New York beheimatete Sextett The Rad Trads übt sich angenehm an aus der Zeit gefallen Countryrock mit Jazzelementen und Soulspirit. In ihrer Heimat haben sie sich damit den Ruf einer famosen Liveband erspielt, was wohl nicht zuletzt an der Bläsersektion liegt, die nicht selten im Song wunderbar vor sich hin torkelt. Die Herren machen gar nicht erst den Versuch, neue Weltstars zu werden. So erreicht man zwar Höchstpunktzahlen, aber Sympathien: Man spürt hier die Lust am Spielen, die Energie und den Enthusiasmus.

Klingt wie Bob Dylan, Lee Fields

(Punkte: 3/5)

Jalen N'Gonda - ohne Album Soulmusik spielen viele in diesen Zeiten, aber auf den Motown-Soul der Sechziger wird sich in letzter Konsequenz nur selten berufen. Der aus den Staaten stammende, jetzt in Liverpool beheimatete Jalen N'Gonda spielt exakt diesen vom klassischen Motown beeinflussten Soul. Mit seinen ersten Songs ragt er jedoch leider musikalisch noch nicht heraus aus der inflationären Anzahl an Künstlern, die der Musik wieder Seele geben wollen.

Klingt nach: Sam Cooke (ohne Wertung)

(RP)
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