Kreis Kleve Kein Kuh-Boom nach Aus für Milchquote

Kreis Kleve · XXL-Bauernhöfe mit Hunderten von Milchkühen hält Dr. Franz-Josef Stork, Leiter Haus Riswick, für unwahrscheinlich. Dafür fehlt es hier an Ackerflächen. Die Rahmenbedingungen am Niederrhein hält der Experte aber für zukunftsfähig.

 Die Milchquote ist Vergangenheit. Das wird eher eine leichte Steigerung der Produktionsmengen bringen.

Die Milchquote ist Vergangenheit. Das wird eher eine leichte Steigerung der Produktionsmengen bringen.

Foto: AP, AP

Zum 1. April ist die Milchquotenregelung für Bauern in der EU ausgelaufen. Jeder Bauer hat jetzt die Freiheit, über die Produktionsmenge und die Entwicklung des eigenen Betriebes frei zu entscheiden - wie jeder andere Unternehmer auch. Wird es also künftig riesige Agrarfabriken am Niederrhein geben? Und somit Gülle in Hülle und Fülle, die zu einer Belastung des Grundwassers führen könnte?

1984 hatte der EG-Agrarministerrat die Einführung der Milchquote beschlossen. Nicht nur die Lagerbestände bei Butter und Milchpulver, Stichwort Butterberge und Milchseen, sollten abgebaut werden, man erhoffte sich zudem, die Preise für Milchprodukte zu stabilisieren. "Tatsache ist aber, dass die Quote nicht zu stabilen Erzeugerpreisen geführt hat", sagt Dr. Franz-Josef Stork, Leiter des Versuchs- und Bildungszentrums Haus Riswick. Es habe Schwankungen gegeben. Der Bauernverband spricht von Schwankungen bis zum 20 Cent pro Kilogramm des Erzeugerpreises für Rohmilch. Auch das Sterben der Höfe konnte durch die Kontingentierung der Milch nicht aufgehalten werden. In den 31 Jahren der Milchquotenregelung ist die Zahl der Milcherzeuger deutschlandweit zurückgegangen. "Was sich auch im Kreis Kleve widerspiegelt", weiß Agrarwissenschaftler Stork.

Nun also ist die Quotenregelung ausgelaufen. "Natürlich wird das Auswirkungen haben, wird sich die Zahl der Milchkühe im Kreis Kleve erhöhen", ist Stork überzeugt. Aber Vermutungen, dass die Anzahl der Tiere um 20 bis 30 Prozent steigen wird, hält der Fachmann für unrealistisch. Zehn Prozent, schätzt er. Schließlich sei ungebremstes Wachstum schon deshalb unmöglich, weil ausreichend Futterpflanzen für die Tiere angebaut werden müssten. "Ein neuer Kuhstall darf nur gebaut werden, wenn der Landwirt nachweisen kann, dass er ausreichend Ackerland besitzt oder gepachtet hat", sagt er. Zum Beweis müssen Katasterauszüge oder langfristige Pachtverträge eingereicht werden.

Dabei muss man wissen: Ackerland ist knapp. Die Verknappung sei auch an den Pachtzinsen abzulesen, so Stork, die in den vergangenen fünf bis zehn Jahren spürbar angezogen hätten.Weiteres Regulativ seien die Baubeschränkungen und zunehmende Menge an Gülle. Letztere darf auch nicht unkontrolliert auf die Felder aufgebracht werden. Der Düngeverordnung sei Dank, die nur eine kontrollierte Menge an Phosphor und Stickstoff-Auftrag erlaubt. "Das wird über eine zentrale Datenbank gesteuert", erklärt Franz-Josef Stork.

Franz-Josef Stork hält die Rahmenbedingungen am Niederrhein für zukunftsfähig. Und auch die Milchleistung pro Kuh, die hier mit rund 10 000 Litern pro Jahr und Tier liegt, für gut. Denn eine Kuh, auch wenn sie eine hohe Milchleistung erbringt, frisst dennoch nur für eine und hinterlässt auch nur Gülle für eine Kuh.

(rp)
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