Rees Kreis fährt Schützen in die Parade

Rees · Die Mehrer Bürgerschützen ziehen seit 1949 über die Heresbachstraße zur Vogelstange. Die Kreisverwaltung hat ihnen das jetzt untersagt. Stattdessen sollen sie auf dem Geh- und Radweg marschieren. Der ist gerade mal 2,50 Meter breit.

 Die Bürgerschützen sollen jetzt auf den Gehweg ausweichen.

Die Bürgerschützen sollen jetzt auf den Gehweg ausweichen.

Foto: Stade Klaus-Dieter

Einen Vorgeschmack, wie demnächst ihr großes Schützenfest im Juli ablaufen könnte, haben die Bürgerschützen Mehr bereits am Donnerstag erhalten. Im Rahmen ihrer Maifeier an Christi Himmelfahrt mussten sie das erste Mal eine neue Auflage des Kreises Kleve erfüllen: Anders als in den vergangenen fast 70 Jahren, durften Schützen und Tambourcorps nicht mehr auf der Heresbachstraße zur Vogelstange in den Bellinghovener Wald marschieren. Statt dessen mussten sie für ihre Parade den wesentlich schmaleren Geh- und Radweg benutzen. Aus Sicherheitsgründen, wie der Kreis Kleve argumentiert.

Bei den Schützen in Mehr herrscht darüber Enttäuschung und Unverständnis. "Es ist doch gerade der Sinn einer Parade, dass sie etwas hermacht und man gesehen wird. So aber laufen ein paar 100 Mann hintereinander und großartigen Platz für Zuschauer gibt es auch nicht", sagt Christian Ressing. Der Vizepräsident der Mehrer Bürgerschützen hat im Vorfeld des Maifestes schon einige Gespräche mit der Kreisverwaltung geführt. Am Mittwoch wandte er sich direkt an Landrat Wolfgang Spreen, auch den CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Günter Bergmann hat er eingeschaltet. Denn Ressing befürchtet, dass die neue Regelung nicht nur zur Maifeier, sondern auch beim Juli-Schützenfest zum Tragen kommt. "Auf Dauer wäre das für einen Verein wie unseren tödlich. Denn ein Verein, der nicht mehr wahrgenommen wird, verschwindet irgendwann", sagt er.

Enttäuscht sind die Schützen, weil sie bereits in den Vorjahren von einem Teil ihrer Tradition abrücken mussten. Denn früher war die Ortsdurchfahrt - wie übrigens in anderen Dörfern bis heute nicht unüblich - für die Dauer des gesamten Schützenfestes gesperrt. Der Kreis Kleve hatte dies kritisch gesehen, weil die Heresbachstraße überörtliche Bedeutung hätte. Daher wurde die Sperrung zunächst nur geduldet, aber nicht genehmigt. In den letzten Jahren hatten die Schützen dann gemeinsam mit der Stadt Rees eine Alternativlösung gefunden: Buden und Zelt rückten auf den kleinen Marktplatz, der Verkehr konnte trotz des Volksfestes rollen. Dass es jetzt eine erneute Beschneidung im Ablauf des Festes geben könnte, gefällt den Schützen ganz und gar nicht. Immerhin haben sie in letzten Gesprächen am Mittwoch erreichen können, dass die neue Regelung fürs Maifest erst ab Ortsausgang gilt. Ob es dabei aber auch beim Schützenfest bleibt, vermag Christian Ressing nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen.

Wie Kreissprecherin Ruth Keuken der RP auf Nachfrage mitteilte, hätten einzig Sicherheitsgründe den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben. Die Heresbachstraße, eine Kreisstraße, sei durch eine starke Kurve unübersichtlich und damit nicht ganz ungefährlich. "Wir sind verpflichtet, solche Veranstalttungen auch unter dem Aspekt der Sicherheit zu bewerten", erklärt sie. Dass die Parade in diesem Jahr nach Jahrzehnten erstmals nicht mehr auf der Straße stattfinden kann, habe mit dem so genannten Beteiligungsverfahren zu tun, das jedes Jahr im Vorfeld von genehmigungspflichtigen Veranstaltungen in Gang gesetzt wird. Diesmal sei der Geh- und Radweg als Alternative ins Auge gefasst worden. Seine Breite liege bei 2,50 Metern. "Da können drei Mann nebeneinander marschieren", sagt sie.

(RP)
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