Emmerich Joseph Beuys: "Achtung, Osterhase verlässt Bau"

Emmerich · Der Künstler und der Hase: In der "Kunst.Bewegt-Ausstellung" auf Schloss Moyland erzählt das Beuys-Werk "Drei Telefone mit zwei Batterien" humorvoll auch die Geschichte der Ostereier.

Der Hase steckt in der Dose und und lacht den Finder mit langen Ohren und nicht minder langen Bart-Strubbeln an: "Achtung: Osterhase verlässt Bau", heißt das kleine Werk. Tatsächlich scheint der Hase, der mit roter Farbe auf ein Ei gemalt ist, sein Versteck, seinen sicheren Bau, eine Corned-Beef-Konserve, verlassen zu wollen. Denn der Deckel ist aufgeklappt und der Hase will aus seinem Nest heraus. Die Blechdose ist mit typischer Braunkreuzfarbe ausgemalt und ein diagonaler Streifen dieser Farbe liegt wie ein Wappen quer über den aufgeklappten Deckel. Klare Sache: Hier war Joseph Beuys am Werk.

Der Mann hatte Humor: Er versteckte seine Ostereier in Dosen und Konserven, präsentierte sie auf einem Sockel. Zwischen 1960 und 1963 entstanden die fünf kleinen Skulpturen mit Ostereiern, die Beuys 1963 sorgfältig in einen Kasten zu einem gesamten Werk arrangierte, das "Drei Telefone und zwei Batterien" heißt. Die Telefone, diese Dosen, die die Menschen mit ihrer Energie verbinden, und die Batterien, die diese Energie speichern.

Beuys und der Hase waren innig verbunden: Er gilt ihm als Symbol für Lebenskraft, Begierde und Fruchtbarkeit, im christlichen Sinne als Symbol für die Auferstehung. Aber auch als Festtagsbraten, mit dem Beuys nicht nur Galeristen bewirtete. Er erklärte dem toten Hasen die Bilder in der Galerie Schmela, er schuf Hasengräber, zeichnete Meister Lampe. "Für mich ist der Hase das Symbol für die Inkarnation, denn der Hase macht das ganz real, was der Mensch nur in Gedanken kann. Er gräbt sich ein, er gräbt sich einen Bau. Er inkarniert sich in die Erde, und das allein ist wichtig. So kommt er bei mir vor".

Das Werk "Drei Telefone und zwei Batterien" setzt sich aus fünf Teilen zusammen, von denen jedes einen eigenen Titel trägt: In einer Farbdose mit Resten weißer Farbe und Braunkreuzfarbe liegt ein Ei, auf das gezeichnet wurde. "Osterhase schläft", heißt es. Dann folgt die Corned-Beef-Dose "Achtung . . ." und schließlich das "Gelege" - ein fein bemaltes, kostbar schimmerndes Osterei in einer anderen Farbdose. "Ostern", die nächste Dose, zeigt schließlich ein kaputtes Ei: Es wurde zum Festtag gefunden. Darunter, auf einem weißen Sockel gelegt, folgt Teil 5: "Brancusi als Osterei", wie Beuys das weiße Oval betitelte, auf dem in einem Strich ein minimalistischer Hase gezeichnet ist. 1963 fügte Beuys die fünf Teile in einer Kiste zu einem Werk zusammen, das zu den plastischen Bildern des Bildhauers zählt. Die mit einer Glasscheibe verschlossene Kiste hängt im Souterrain von Schloss Moyland. "Es ist die originale Kiste, in die Beuys Anfang der 60er Jahre das Werk arrangierte", sagt Dr. Alexander Grönert, der "kunst.bewegt" mit kuratierte.

"In dieser Arbeit ist ganz viel Beuys: Braunkreuzfarbe, der Hase, die Telefone", sagt Bettina Paust. Die Direktorin von Museum Schloss Moyland empfiehlt, anschließend in der Beuys-Etage die Ute-Klophaus-Fotos von der berühmten Beuys-Aktion "wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt" zu gucken. Beuys wiegt hier den Hasen im Arm und schreitet durch die Galerie Schmela von Bild zu Bild, um diese dem Hasen zu erklären. Gleich neben "Drei Telefone..." steht auch eines der "Hasengräber" und ein Stück weiter balanciert wie ein antiker Helm ein halbes Gänseei auf einem Pinsel. Ganz viel Ostern also in der aktuellen Ausstellung..

Öffnungszeiten: Karsamstag, Ostersonntag und -montag: 10 bis 18 Uhr.

(RP)
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