Jahresrückblick 2017 Das war das Jahr in Emmerich

Emmerich · Umstrittene Schließungspläne, neues Wasser und eine neue Wache, Bewegung am Neumarkt, personelle Querelen und eine Hochzeit mit Hindernissen. Das vergangene Jahr 2017 hat in Emmerich für viele Schlagzeilen gesorgt.

 Dauerbrenner Neumarkt: Im November wurde Baurecht erteilt.

Dauerbrenner Neumarkt: Im November wurde Baurecht erteilt.

Foto: Markus van Offern

Vor allem in der Sommerzeit und in der zweiten Jahreshälfte überschlugen sich die Ereignisse. In der Politik gab es Auseinandersetzungen bei der Wahl eines Zweiten Beigeordneten für Emmerich, die Sparkassen schließen Filialen in der Innenstadt und den Ortsteilen und Bürgermeister Peter Hinze heiratet seinen langjährigen Lebensgefährten Hubertus Pooth. Für Schlagzeilen sorgte vor allem die Tatsache, dass der Münsteraner Bischof Josef Genn den kirchlichen Segen für diese Verbindung verweigerte. Im November kam endlich Bewegung in die "Neumarkt-Geschichte": Investor Josef Schoofs bekam Baurecht und ist jetzt im Zugzwang. Zehn Tage vor Weihnachten geschah dann noch in Elten ein brutaler Mord. Der Täter konnte innerhalb weniger Tage ermittelt werden.

Viel Lob gab es für die neue Polizeiwache am Großen Wall, die am 9. Juni offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurde. Die alte Wache, die 1966 erbaut wurde, war in die Jahre gekommen. Die neue ist die modernste ihrer Art und ein Vorzeigeprojekt, lobte Klaus Schönenbroicher vom Landesinnenministerium. Im Juni 2016 war der erste Spatenstich, bereits im März danach konnte die Wache von dem Beamten bezogen werden. Bauherr und Vermieter des Objektes ist der Thyssen-Krupp-Finanzchef Rainer Verhoeven zusammen mit Ehefrau Petra. Die Wache, die von der Firma Imetaal aus dem niederländischen Gendringen erbaut wurde, wurde zunächst auf 15 Jahre an die Polizei vermietet - mit der Option auf weitere fünf Jahre.

Am 20. Juni stand es in der RP: "Der Einfuhrbetrieb der Enthärtungsanlage im neuen Wasserwerk ist erfolgreich abgeschlossen. Ab sofort fließt das angekündigte weichere Wasser." 11,5 Millionen Euro haben die Stadtwerke in die Anlage investiert, deren Herzstück die neue Enthärtungsanlage ist. Diese sorgt dafür, dass sich die Trinkwasserkunden künftig über weicheres Wasser freuen dürfen und damit über reduzierte Kalkablagerungen an Armaturen und Duschwänden sowie in Wasserkochern und Kaffeemaschinen. Das Wasser hat nun einen Härtegrad von 12,5 Grad Deutscher Härte, vorher betrug er 17,8 Grad, in den "Südstaaten" sogar 22,9 Grad.

 "Weiches Wasser marsch" heißt es im neuen Wasserwerk am Helenenbusch. Nicht nur Stadtwerkechef Udo Jessner (l.) freute sich darüber.

"Weiches Wasser marsch" heißt es im neuen Wasserwerk am Helenenbusch. Nicht nur Stadtwerkechef Udo Jessner (l.) freute sich darüber.

Foto: mvo

Zum 30. Juni schloss die Krankenhaus-Holding "pro homine" die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Willibrord-Spital. Der Geschäftsführer Dieter Morlock begründete diesen Schritt mit dem Defizit von rund dreiviertel Million Euro in der Abteilung. Um eine Geburtsstation kostendeckend betreiben zu können, seien mehr als 500 Geburten im Jahr erforderlich. Die Zahl der Neugeburten lag im Jahr 2014 bei 502, 2015 bei 475 Babys. Auch in diesem Jahr wurde die Marke von 500 Geburten verfehlt. Betroffen waren neun Ärzte, 27 Mitarbeiter im Pflegedienst, zwei Arzthelferinnen und eine Mitarbeiterin im Wirtschafts- und Versorgungsdienst. 17 selbstständige Hebammen waren für das Spital tätig. Den Mitarbeitern wurden Arbeitsplätze im Marien-Hospital Wesel und in weiteren Einrichtungen der "pro homine" angeboten. Antoni Wallner, der seit 2005 Chefarzt der Geburtshilfe in Emmerich war, übernahm nach dem altersbedingten Ausscheiden von Matthias Imach die Geburtshilfe-Abteilung im Weseler Krankenhaus.

 Das Emmericher Krankenhaus muss sparen: Ende Juni wurde die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe geschlossen.

Das Emmericher Krankenhaus muss sparen: Ende Juni wurde die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe geschlossen.

Foto: mvo

Vor der Sommerpause gab es in der Emmericher Politik Auseinandersetzungen wegen der Wahl eines Zweiten Beigeordneten für die Stadt. Die BGE wetterte gegen die SPD und warf ihr einen Verstoß gegen das Verschwiegenheitsgebot vor. Stephan Wedding wurde zwar mit den Stimmen der CDU, BGE und UWE gewählt, Bürgermeister Peter Hinze kündigte aber gleich darauf an, diesen Beschluss anfechten zu wollen, weil der Bewerber nicht über die notwendigen Qualifikationen verfüge. Die Bedenken von Hinze und der SPD wurden "vollumfänglich" vom Landrat Wolfgang Spreen bestätigt.

"Die Zukunft von 'De wette Telder' ist gesichert, hieß es am 5. August in der RP. Rund um das geschichtsträchtige Haus "De wette Telder" hatte sich ein Freundeskreis bekannter Emmericher gebildet, die gute Ideen sammelten. Die Stadt stellte Geld in den Haushalt, um das Gebäude zu kaufen. Ina Scharrenbach, die neue NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, kam persönlich, um die gute Nachricht über die Bewilligung für den Landeszuschuss von einer Million Euro zu überbringen, damit das älteste Haus der Stadt gerettet werden kann. Das Haus soll wieder zu einem Schmuckstück werden. Die Stadt erarbeitete ein Konzept für eine "Stätte der Begegnung".

Die Hochzeit von Bürgermeister Peter Hinze und Hubertus Pooth hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt - weniger der standesamtliche Akt auf Gut Falkenstein in Hüthum, sondern das Verbot einer Segnung der Beiden in einem Gottesdienst in der katholischen Kirche in Wesel-Bislich. Am 30. September haben Hinze und Pooth geheiratet. Hubertus Pooth ist in der Bislicher Gemeinde aktiv und der dortige Pastor hatte zugesagt, dass das Paar während eines Wortgottesdienstes den Segen erhält, was natürlich nichts mit der Spendung eines Sakramentes zu tun hat. Nach Bekanntwerden dieses Vorhabens verbot allerdings der Münsteraner Bischof Felix Genn diesen Segen. Das hat zu einer beachtlichen öffentlichen Reaktion geführt. "Angesichts der Tatsache, dass heute Autos, Tiere und Gebäude gesegnet werden, erscheint es uns unbarmherzig und falsch, Menschen, die einen Segen erbitten, diesen zu verweigern. Jeder Mensch ist von Gott geliebt. Dürfen wir nicht davon ausgehen, dass Gott also jedem Menschen Gutes will?" fragte auch der Rat der Seelsorgeeinheit St. Christophorus/Johannes der Täufer.

 Bürgermeister Peter Hinze und Hubertus Pooth heirateten am 20. September.

Bürgermeister Peter Hinze und Hubertus Pooth heirateten am 20. September.

Foto: van Offern

Viele Ratsmitglieder erfuhren von den geplanten Schließungen der Sparkassen erst aus der Zeitung, der Rat der Stadt kritisierte die mangelhafte Informationspolitik. Dass es im Rahmen der Fusion der Sparkassen zu Anpassungen in der Region kommen würde, war allen Beteiligten von Anfang an klar. Doch dass diese so einschneidend sein würden, überraschte alle negativ. "Gerade für die Ortsteile Elten und Speelberg hätten wir uns flexiblere Lösungen gewünscht", sagte CDU-Fraktionschef Matthias Reintjes. Erst kurz vor der Fusion hatte der Rat der Stadt dem Sparkassenvorstand den Weg zu einer erneuten Eigenkapitalerhöhung geebnet, durch einen Kredit in Höhe von 12,1 Millionen Euro. Hauptargument war unter anderem die Sicherung der etwa 200 Arbeitsplätze und der Erhalt der Service-Struktur.

In die unendliche Geschichte "Neumarkt" kam endlich Bewegung: Der Investor Josef Schoofs hat offizielles Baurecht bekommen für das Grundstück im Innenstadtbereich. Der 8. November markiert dieses wichtige Datum in den Geschichtsbüchern der Stadt. Nun ist der Investor am Zug. Alle Unterlagen wurden ihm bereits zugesandt. Mit der Erteilung des Baurechts startet nun eine sechsmonatige Frist. Schoofs muss binnen eines halben Jahres mit der Bautätigkeit am Neumarkt beginnen.

Am 19. Dezember wurde der Autobahnanschluss "Emmerich-Ost" für den Verkehr freigegeben, nach nur rund 14 Monaten Bauzeit. Damit war diese Maßnahme fünf Monate schneller fertiggestellt als geplant. Mit den Kosten von 5,8 Millionen Euro blieb Straßen NRW auch im veranschlagten Kostenrahmen. "Dieser dritte Autobahnanschluss für Emmerich ist sehr wichtig für das Gewerbe und besonders für den Hafen", sagte Bürgermeister Peter Hinze.

Schnell aufgeklärt von der Mordkommission wurde der Mord an einem 77-jährigen Eltener. Die Tat geschah am 14. Dezember, der Senior wurde vom Täter brutal mit Fäusten und einem Feuerlöscher geschlagen. Brüche der Schädeldecke und im Gesicht führten zum Tod. Als Täter wurde ein 25-jähriger arbeitsloser, drogenabhängiger Klever ermittelt, der bereits im Kindesalter "Mordfantasien" hatte und den Senior aus Mordlust und Habgier tötete. Er sitzt in der Justizvollzugsanstalt Kleve, ein psychologisches Gutachten wird erstellt.

(mopha)
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