Rees "Innogy" kommt Händlern entgegen

Rees · Bei der Verlegung der Glasfaserkabel im Stadtkern ist ein Kompromiss gefunden worden: Die Tiefbauarbeiten in der Dellstraße werden wegen des Weihnachtgeschäftes verschoben. Die Fallstraße wird ab kommenden Mittwoch gesperrt.

Ein wenig Wind konnte Dirk Kremer von der Innogy TelNet GmbH dann doch aus den Segeln der Reeser Werbegemeinschaft (RWG) nehmen. "Auf Bitte der Geschäftsleute und des Bürgermeisters werden in der Advents- und Weihnachtszeit keine Arbeiten im historischen Stadtkern von Rees durchgeführt", war auf der ersten Schautafel seiner Präsentation zu lesen. Damit ist auch die größte Sorge der Händler, nämlich eine vollständige oder teilweise Sperrung der Dellstraße in der umsatzstärksten Zeit des Jahres, vom Tisch.

Einbahnstraßenregelungen und zeitweise Vollsperrungen wird es von Mitte Oktober bis Ende November und ab Januar 2018 trotzdem geben, weil "Innogy" und der Betreiber Westnetz im Stadtzentrum das Pflaster öffnen und Lehrrohre für die Glasfasertechnik verlegen, um die Voraussetzungen für schnelleres Internet bieten zu können.

Die Maßnahmen, die beide Firmen jetzt im Rheincafé Rösen vorstellten, beginnen am Mittwoch, 17. Oktober, in der Fallstraße. Diese wird zwei bis drei Wochen lang werktags von circa 7 bis 16 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. Fußgänger und Radfahrer, die ihr Fahrrad schieben, dürfen die Fallstraße nutzen. Die angrenzenden Geschäfte und sowie der Kindergarten St. Irmgardis wurden über bevorstehende Beeinträchtigungen informiert.

Die Straße Vor dem Falltor, auf Höhe des Städtischen Museums Koenraad Bosman, wird in der ersten November-Hälfte voraussichtlich nur für einen Tag gesperrt. Sobald die Fallstraße wieder befahrbar ist, wird im nächsten Schritt die Kapitelstraße für Baggerarbeiten bis Ende November gesperrt. "Zur Adventszeit setzen wir dann die Arbeiten im historischen Zentrum aus", betonte Jürgen Ebbert von Westnetz. In dieser Zeit finden Baggerarbeiten auf Höhe des Friedhofs statt, wovon aber der Autoverkehr unberührt bleiben soll.

In der zweiten Kalenderwoche 2018 beginnen die Arbeiten auf der Dellstraße in drei Abschnitten: vom Carl-Kemkes-Weg bis zur Neustraße/Poststraße, weiter bis zur Kapitelstraße und schließlich bis zum Marktplatz. In diesen circa sechs Wochen wird das jeweilige Teilstück zur Einbahnstraße (stadteinwärts) für Autos und Fahrräder erklärt. Bürgermeister Christoph Gerwers forderte einen problemlosen Verlauf des Rosenmontagszuges am 12. Februar. "Wir sind hier im Rheinland, das ist wichtig", erklärte er mit Nachdruck, worauf Jürgen Ebbert zusicherte, die Dellstraße werde zu Karneval "befahrbar und sicher", aber vermutlich nicht durchgehend gepflastert sein.

Die Geschäftsleute forderten, die Zufahrt zum Brauhof an nahezu allen Tagen und aus mehreren Richtungen zu ermöglichen, da dort Parkraum zur Verfügung steht, der auf Zeit in der Dellstraße wegfällt. Ob zusätzliche Parkplätze auf dem Marktplatz angeboten werden, wollte Bürgermeister Gerwers "prüfen, aber nicht versprechen." Zuletzt soll im Februar und teilweise im März 2018 die Rheinstraße gesperrt werden. Sobald die Glasfaserkabel durch die Leerrohre geschossen wurden, endet die gesamte Maßnahme im März - und somit kurz vor Ablauf der Frist, die "Innogy" von der Bundesnetzagentur gesetzt wurde.

Die angespannte Stimmung, die den Informationsabend einleitete, rührte daher, dass den Geschäftsleuten Ende August ein ganz anderes Konzept für die Verlegung der Rohre präsentiert wurde: eine "Wanderbaustelle", die dank räumlicher und zeitlicher Begrenzung deutlich weniger Verkehrsbeeinträchtigungen in der Stadt verursacht hätte. "Wir fühlen uns veräppelt und verkauft", sagte die RWG-Vorsitzende Renate Bartmann, schloss eine Stunde später aber mit den Worten: "Wir fühlen uns jetzt detaillierter und positiver informiert, als wir es befürchtet hatten."

Dirk Kremer von "Innogy" konnte den Ärger der RWG nachvollziehen. Erst bei einer Begehung am 4. Oktober, gemeinsam mit dem Straßenverkehrsamt Kleve, der Stadt Rees und der Baufirma Mölders, sei deutlich geworden, dass die "Wanderbaustelle" nicht mit der Verkehrssicherheit in den engen Straßen der Innenstadt vereinbar sei. Der nun gefundene Kompromiss sei notwendig, um die Innenstadt mit schnellem Internet zu versorgen. Die Stadt will in Eigenregie Erweiterungen bis zum Schulzentrum schaffen, um die Schulen zum Sommer 2018 fit für den digital unterstützten Unterricht zu machen.

"Innogy" und Westnetz werden die Glasfaserkabel nur bis zu ihren Verteilerkästen im Stadtgebiet legen. Von dort werden die Haushalte über die bisherigen Kupferleitungen versorgt, was zu Qualitätsverlusten führen kann. Sollte der Mitbewerber, die Deutsche Glasfaser, bei einer Bedarfsabfrage ermitteln, dass 40 Prozent der innerstädtischen Haushalte seine Kunden werden wollen, müssten neue Anschlüsse bis in jedes Haus gelegt werden. Diese Baumaßnahmen würden deutlich kleiner ausfallen als jene, die bis März 2018 im Reeser Stadtkern ausgeführt werden.

(RP)
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