Emmerich Inklusion - ein schönes Gefühl, wenn sie klappt

Emmerich · Überall ist die Teilhabe von Menschen mit Handicap ein großes Thema, gerade in der Schule. Die Rollstuhlfahrerin Maria Heweling erzählt, was sie ihr bedeutet und wie zahlreich die Hürden im Alltag sind.

Der Begriff Inklusion begegnet uns überall: Ob am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Sportverein. Der Gedanke, die Individualität jedes Menschen als Vorteil zu sehen, um die Gemeinschaft positiv voranzutreiben und niemanden auszuschließen, bringt jedoch auch große Herausforderungen mit sich. Wie Menschen mit einem Handicap selbst Inklusion erleben, weiß Maria Heweling sehr genau. Die 31-Jährige sitzt im Rollstuhl. Sie meistert ihren Alltag größtenteils selbstständig.

Unter der Woche steht Maria zwischen sechs Uhr und halb sieben auf, um sich für die Arbeit fertig zu machen. Zur Arbeitsstelle bringt sie ein Taxi. Maria arbeitet in der Werkstatt der Lebenshilfe Rees-Groin.

"Ich habe hier zwei Jobs: Zum einen arbeite ich in der Elektroabteilung", erzählt sie. "Da gehört es zu meinen Aufgaben, Kabel zu verbinden und Kontakte zu kleben. Zum anderen arbeite ich am Empfang der Lebenshilfe. Dort übernehme ich den Telefondienst, die Fahrtenbücher, die Schlüsselausgabe und die Postverteilung. Am Empfang teile ich mir die Arbeit mit anderen Mitarbeitern."

In der Elektroabteilung zeigen sich alltägliche Hürden: Da kann es bei vielen Mitarbeitern schon mal eng werden. "Dann komme ich leider mit meinem Rollstuhl nicht überall durch." Um die Besorgung ihrer Lebensmittel kümmert sich Maria in der Regel alleine. "Es sei denn, es liegt Schnee, dann benötige ich auch bei den Einkäufen Unterstützung."

Auch in ihrer Freizeit lässt sich Maria nicht von ihrem Handicap einschränken, sie ist viel unterwegs. "Wenn das Wetter mitspielt, sitze ich viel am Rhein und beobachte die Schiffe. Abends sitze ich meist am PC, surfe im Internet und schreibe nach Absprache Berichte über die Veranstaltungen der Lebenshilfe. Wir haben dort eine eigene Zeitung, den Groiner Blick. Ab und zu fahre ich auch mal nach Haldern zur Pop Bar und zu den Schützenfesten in Haldern, Esserden und Mehr - alles mit dem Rolli. Nur in den Wintermonaten kann ich keine weiten Strecken fahren, weil es so früh dunkel wird", erzählt Maria.

Inklusion erlebt sie sehr unterschiedlich. Ein sehr positives Erlebnis hatte sie in diesem Jahr in Rees-Haffen beim Schützenfest. Dort durfte sie das erste Mal mitschießen. "Bisher hatte es immer Probleme mit der Höhe des Gewehrs gegeben. Da gibt es Vorgaben, an die sich die Schützen halten müssen. Mit meiner Rollstuhlhöhe komme ich da nicht dran", erklärt sie. "Für mich haben die Schützen dieses Jahr Paletten vor dem Gewehr aufgebaut und mich hochgehoben - hier habe ich aber auch ordentlich Druck gemacht, weil ich das unbedingt wollte."

Es hat also geklappt mit der Teilhabe, wenn sie sich auch sehr darum bemühen musste. "Es war eine sehr schöne Erfahrung", sagt Maria. "Wir wollen alle dazugehören und nicht ausgeschlossen werden."

Allerdings klappt die Inklusion nicht immer so gut wie in diesem Fall. "Probleme gibt es viele - auch in Rees. Oft parken Autos vor abgesenkten Bordsteinen. Dann komme ich nicht daran vorbei", nennt sie als Beispiel. "Ich würde mir wünschen, dass die Menschen, die keine Behinderung haben, sich mal für einen Tag in den Rollstuhl setzen."

Dann würden sie erkennen, welche Schwierigkeiten entstehen können - Dinge, die ihnen normalerweise einfach nicht auffallen. "Zum Beispiel sind die Bankautomaten zum Teil zu hoch, die Kirche hat eine schwere und große Tür, und zum Einkaufen muss ich mir entweder etwas bestellen oder zu Real fahren, weil viele Geschäfte nicht barrierefrei sind."

Probleme, die sich durch Veränderungen lösen lassen würden. "Aber leider kosten die Umbauarbeiten viel Geld."

(RP)
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