Emmerich Hundekot-Sünder per DNA-Test überführen

Emmerich · Nicht beseitigte Hundehaufen lauern überall: auf Gehwegen, im Park, vor der eigenen Haustür. Die "Tretminen" muss der Betroffene dann von den Schuhen kratzen, vom Kinderwagen oder vom Fahrradreifen. Wer Haufen hinterlassen hat, ist nur schwer zu ermitteln. Gespeicherte Daten könnten helfen, doch auch Rees ist hier eher skeptisch.

 Hündin Loki blickt misstrauisch aufs Test-Stäbchen. Dabei ist die DNA-Probe aus der Maulschleimhaut keine große Sache, weiß Pfleger Jannik Lensing.

Hündin Loki blickt misstrauisch aufs Test-Stäbchen. Dabei ist die DNA-Probe aus der Maulschleimhaut keine große Sache, weiß Pfleger Jannik Lensing.

Foto: Seyb

Auch in Emmerich und Rees ist das ein bekanntes Problem. Gerade an der Promenade häufen sich die Häufchen. Keine schöne Visitenkarte für die Flaniermeile der Stadt. "Das ist immer mal wieder ein Ärgernis. Wie andere Kommune auch haben wir damit zu kämpfen", sagt Jörn Fraken, Sprecher der Stadt Rees. Hund und mit ihm der verantwortliche Halter sind allerdings nur schwer zu überführen. Eigentlich muss man sie auf frischer Tat ertappen.

Ändern könnte das eine Firma aus Burscheid - mit Wissenschaft. Sie trägt bezeichnenderweise den Namen "Mistkäfer" und hat einen Hundekot-DNA-Test ausgetüftelt. In einer Datenbank könnte die DNA aller Hunde gespeichert werden, genommen mit einem Maulabstrich. Aus den Hundehaufen ließe sich dann durch eine molekularbiologische Laborbestimmung der Vierbeiner identifizieren und mit ihm eben sein Besitzer, der das Häufchen nicht beseitigt hat.

Hunde müssten registriert werden

Dr. Andy Wende - Biochemiker und Molekularbiologe - hat das Verfahren zusammen mit seiner Frau Marcella entwickelt. Oft hat er sich auch selbst über Hundehaufen geärgert. Für Städte und Gemeinden bietet seine Firma ein Basispaket an, ab 35 Euro pro Hund und Jahr. Darin enthalten sind zum Beispiel die Registrierung der Hunde, die Analyse einer bestimmten Anzahl von Kothaufen im Jahr und die Rückmeldung an das jeweilige Ordnungsamt. In Deutschland ist das Verfahren noch nicht so bekannt. Ein Londoner Stadtteil hingegen kündigte an, die DNA-Tests einzuführen.

Auf eine Stadt wie Rees mit rund 2300 registrierten Hunden kämen für das Mistkäfer-Verfahren schnell Kosten von bis zu 90.000 Euro zu. Geld, das auf die Hundesteuer umgelegt werden müsste. Aktuell kostet ein Hund in Rees 60 Euro im Jahr, wer zwei Vierbeiner hat, zahlt 78 Euro pro Hund, bei drei Tieren müssen derzeit 96 Euro pro Exemplar gezahlt werden.

Mit den DNA-Tests würde es für die Hundehalter entsprechend teurer. Auch das ist für die Verantwortlichen in der Rheinstadt ein Grund, ein solches Verfahren nicht in Erwägung zu ziehen. "Der Aufwand, die Datenbank aufzubauen, wäre sehr hoch", sagt Franken. So komme zu den Kosten auch noch der Verwaltungsaufwand hinzu. So drängend sei das Problem in Rees dann eben auch nicht, dass man zu solchen Maßnahmen greifen müsse.

Ein Abstrich aus der Schleimhaut wird benötigt

Auch andere Kommunen im Kreis Kleve sind eher zurückhaltend. Ordnungsämter sehen das Verfahren eher skeptisch. Andreas Baers von der Stadt Kevelaer sieht vor allem rechtliche Schwierigkeiten: "Wir müssten Hundehalter verpflichten, eine DNA-Probe abzugeben. Es ist interessant, wie das rechtlich umzusetzen ist."

Für die Tiere wäre die DNA-Registrierung zumindest kein Problem, erklärt Jannik Lensing vom Tierheim in Geldern. Dort werden solche Tests mitunter für Rasse-Bestimmungen in Auftrag gegeben. Ein Abstrich aus der Schleimhaut ist mit dem Test-Stäbchen im Hundemaul schnell gemacht, "da kauen die ein bisschen drauf rum, aber das ist nicht schlimm", sagt Lensing fröhlich. Trotzdem glaubt er nicht, dass DNA-Proben bei Hundehaufen große Zukunft haben. Denn es helfe nichts, wenn die Tiere erst gar nicht in der Datenbank registriert sind.

(RP)
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