Emmerich Hinze-Hochzeit: "Bischof hätte Mut zeigen sollen"

Emmerich · Die Hochzeit vom Bürgermeister Peter Hinze und Hubertus Pooth hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Weniger der standesamtliche Akt auf Gut Falkenstein, sondern das Verbot einer Segnung der Beiden in einem Gottesdienst in der katholischen Kirche in Wesel-Bislich.

 Peter Hinze und Hubertus Pooth.

Peter Hinze und Hubertus Pooth.

Foto: Markus van offern

Bekanntlich ist Hubertus Pooth in der dortigen Gemeinde aktiv und hatte vom Pastor die Zusage erhalten, dass das Paar während des Gottesdienstes einen Segen erhält, der natürlich nichts an sich gehabt hätte, was einem Sakrament gleichgekommen wäre. Nach Bekanntwerden dieses Vorhabens verbot allerdings der Münsteraner Bischof Genn diesen Segen. Das hat zu einer beachtlichen öffentlichen Reaktion geführt.

Am 30. September haben Hinze und Pooth geheiratet. Gestern Nachmittag hat Gabriele Debiel im Namen des Rates der Emmericher Seelsorgeeinheit St. Christophorus/Johannes der Täufer eine Pressemitteilung geschickt, in der die Reaktion des Bischofs kritisiert wird.

Nachfolgend der Text: "Mit großem Bedauern haben wir die Entscheidung von Bischof Genn bezüglich der Segnung des Paares Hinze-Pooth zur Kenntnis genommen. Als Rat der Seelsorgeeinheit und als Christen möchten wir dazu Stellung nehmen.

Bischof Genn hat seine Entscheidung an den Pressemitteilungen festgemacht, die irrtümlich den Anschein erweckten, es würde die Vermählung eines homosexuellen Paares in einer Kirche gefeiert.

Dieser Verwechslungsgefahr wollte er mit dem Verbot vorbeugen und klarstellen, dass es aus kirchlicher Sicht einen Unterschied zwischen einer Vermählung und der Segnung einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft gebe.

Was ist hier überhaupt geschehen? Zwei Menschen haben sich versprochen, füreinander da zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Für dieses Versprechen haben sie einen Segen erbeten.

Das deutsche Wort Segen bedeutet auf Lateinisch "benedictio", darin stecken die Wörter "bene", also gut, und "dicere", also sagen. Man kann also sagen, der Segen bedeutet, jemandem etwas Gutes zu wünschen.

Gott ist die Liebe - ob sein Sohn diesen Beiden, die in Liebe einander verbunden sind, das Gute verwehrt hätte? Schade, dass Bischof Genn seinen Schäfchen im Bistum so wenig zutraut, dass sie erkennen können, dass ein "Segen für Liebende" nicht mehr, aber auch nicht weniger als einen guten Wunsch darstellt. Als Christen fühlen wir uns nicht ernst genommen.

Angesichts der Tatsache, dass heute Autos, Tiere und Gebäude gesegnet werden, erscheint es uns unbarmherzig und falsch, Menschen, die einen Segen erbitten, diesen zu verweigern.

Jeder Mensch ist von Gott geliebt. Dürfen wir nicht davon ausgehen, dass Gott also jedem Menschen Gutes will?

Unsere Gesellschaft unterliegt einer stetigen Veränderung. Zum Glück sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften fester Bestandteil unserer Gesellschaftsordnung. Den Kopf in den Sand zu stecken, um solche Veränderungen nicht wahrnehmen zu müssen, führt unweigerlich dazu, hinter diesen Änderungen herzulaufen und die Menschen, um die es hier eigentlich geht, nicht mehr zu erreichen.

Und so hätten wir uns gewünscht, dass Bischof Genn den Mut bewiesen hätte, den Kleingeistern, die auf irreführende Zeitungsüberschriften reagieren, entgegenzutreten und Missverständnisse einfach aus dem Weg zu räumen."

(hg)
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