Emmerich Hochwasser: Karpfen auf dem Acker

Emmerich · Die Lage an der Issel hat sich wieder entspannt. Auch zahlreiche Helfer aus Emmerich waren im Bereich Hamminkeln im Einsatz. Angler versuchten gestern zahlreiche Karpfen zu retten, die in Mehr auf Landflächen gespült wurden.

Einsatz an der Issel: Helfer des Emmericher THW füllten zahllose Sandsäcke auf.

Einsatz an der Issel: Helfer des Emmericher THW füllten zahllose Sandsäcke auf.

Foto: thw

In Isselburg ist die Lage jetzt unter Kontrolle. Der Pegel der Issel sinke mittlerweile um einen Zentimeter pro Stunde, hieß es am Wochenende vom Isselburger Ordnungsamt. Probleme bereite aber noch das an einigen Stellen außerhalb der Ortschaft durch den Deich drückende Wasser. So etwa im Bereich Dwarsefeld bei Anholt, wo die Feuerwehr am Samstag zwei Böschungsbereiche in der Nähe landwirtschaftlicher Flächen absichern musste.

Auch die Lage in Hamminkeln ist entspannt. Dort waren in den letzten Tagen wegen der heftigen Regenfälle zahlreiche Helfer aus Emmerich im Einsatz. Bereits in der Nacht zu Donnerstag war das THW aus Emmerich alarmiert worden und rückte nach Brünen aus, um dort eine Bocholter Gruppe bei Pumparbeiten abzulösen und bei Deichsicherungsarbeiten in Dingden zu unterstützen. Bei einer weiteren Einsatzstelle in Brünen musste ein Deich über eine 100 Meter lange Strecke mit einigen tausend Sandsäcken unter Hilfe der Anwohner gesichert werden. Eine kontrollierte Öffnung des Deiches auf ein tiefliegendes Maisfeld brachte hier weitere Entlastung.

 Am Schöpfwerk in Haffen waren die Karpfen zu erkennen, die in Mehr auf Ackerflächen gespült wurden.

Am Schöpfwerk in Haffen waren die Karpfen zu erkennen, die in Mehr auf Ackerflächen gespült wurden.

Foto: Sebastian Latzel

Ein weiterer Einsatz wartete dann in Ringenberg auf die Emmericher: Hier war, durch ein angrenzendes Wäldchen, der Deich von Wurzeln und Tierbauten stark gefährdet. Auf einer Länge von mehreren hundert Metern musste der Deich mit Sandsäcken unterstützt werden. Eigentlich hätte dabei die "erste Schicht" des THW durch eine zweite abgelöst werden sollen, doch da jede helfende Hand gebraucht wurde, mobilisierten alle noch einmal ihre letzten Kräfte. "Der Deich hat gehalten, zum einen durch den großflächigen Sandsackverbau, aber auch weil man versucht hat, so viel Wasser wie möglich aus der Issel abzuführen. Eine Schlüsselrolle dafür war sicherlich auch der Einsatz der neuen Hochleistungspumpe der Emmericher Feuerwehr, die in der Nähe eingesetzt war und hier das Wasser aus der Issel in einen nah gelegenen See pumpte", so THW-Zugführer Frank te Kempel.

Viel zu tun gab es auch für die Reeser Löschzüge in Mehr und Haffen: Am Freitagabend sorgte ein Unwetter wieder für Regenchaos in den beiden Ortsteilen. Bis gestern waren rund 50 Einsätze zu verzeichnen gewesen. Verheerend war vor allem, dass der Regen an wenigen Stellen massiv herunterkam und einige Kilometer weiter vom Unwetter kaum was zu spüren war. So steht schon seit Tagen der Platz des TuS Haffen-Mehr an der Galaystraße unter Wasser. Das letzte Meisterschaftsspiel des TuS konnte am Freitagabend trotzdem stattfinden, weil in Millingen der Platz fast trocken war. Und während die Mannschaft hier in leichtem Nieselregen ein 4:4 erkämpfte, gingen in Haffen und Mehr rund 45 Liter auf dem Quadratmeter herunter. Keller liefen voll, die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Durch die Wucht der Wassermassen wurden Gullideckel in Haffen nach oben gedrückt. Gräben war so voll, dass Wasser daraus abgepumpt werden musste.

Gullideckel wurden durch die Wassermassen hochgedrückt.

Gullideckel wurden durch die Wassermassen hochgedrückt.

Foto: feuerwehr

Die Felder rund um die Orte gleichen inzwischen Seenlandschaften, was auch die Tierwelt vor Probleme stellt. Aus der Kirchenrenne sind offenbar über die Gräben dicke Karpfen bis auf die überfluteten Ackerflächen geschwommen. Mitglieder des Angelvereins waren vor Ort, um die Fische wieder einzufangen. Doch im trüben Wasser waren sie gar nicht aufzufinden. Jetzt besteht die Gefahr, dass die Tiere bei sinkendem Wasserstand auf den Feldern verenden. Wie riesengroß die Karpfen sind, war am Schöpfwerk in Haffen zu sehen. Dort waren die Schleusen geöffnet worden, um Wasser aus dem Altrhein in den Lohrwardtsee abzuleiten. An der Fischtreppe in Haffen waren die ferkelgroßen Karpfen mit bloßem Auge gut zu erkennen.

(RP)
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