Rees Historischer "Pumpentratsch" zum Auftakt der Kirmes

Rees · In diesem Jahr begann die Pumpenkirmes mit Geschichtsunterricht. Die Frauen der Reeser Pumpengemeinschaften "Kühlen Dronk" und "Klor Water" hatten Heinz Wellmann um eine private Sonderführung gebeten. In seinem "Pumpentratsch" ging es um die Geschichte des Wassers, doch parallel floss auch so mancher Tropfen Bier und Rhabarber-Schnaps. Mit einem Bollerwagen voller Proviant ging es vom Froschteich über Gustav-Adolf- und Marktplatz durch die Oberstadt bis zum Bärenwall.

 Die Damen der Pumpengemeinschaften mit Heinz Wellmann.

Die Damen der Pumpengemeinschaften mit Heinz Wellmann.

Foto: Scholten

An den Pumpen und Brunnen gab Wellmann Historisches zum Besten. "Wasser ist in Deutschland das am strengsten kontrollierte Lebensmittel", erklärte er in seiner Gewandung als Pumpenmeister. Wellmann wusste, dass die Menschen schon 8000 vor Christus damit begannen, erste Brunnen zu bohren. Die alten Römer bauten Aquädukte und steigerten mit ihren Badehäusern den Pro-Kopf-Wasserbrauch auf 460 Liter am Tag. Heute verbraucht jeder Deutsche im Schnitt 126 Liter am Tag.

In Rees gab es einst 20 öffentliche und 60 private Brunnen. Sie dienten nicht nur der Wasserversorgung, sondern auch dem Brandschutz. "Wer Reeser Bürger werden wollte, musste vorweisen, dass er einen Eimer hat", sagte Wellmann. Auch die damals 20 Brauereien der Stadt nutzten das im Erdreich gefilterte Wasser, das aus den Brunnen befördert wurde. Die erste Reeser Pumpengemeinschaft wurde 1664 urkundlich erwähnt. Mehr als zwei Jahrhunderte lang teilten sich die Anwohner die Kosten für die Erschließung und Wartung der Anlagen. 1896 lösten sich diese Zweckgemeinschaften auf, doch zur 700-Jahr-Feier der Rheinstadt lebte die Tradition der Pumpenkirmes wieder auf. Heute existieren noch die Pumpengemeinschaften "Kühlen Dronk" (Am Bär) und "Klor Water onder de Lendenboom" (Oberstadt), ebenso die "Guje Pomp" in der Rheinstraße und "Süwer Schlückske" am Mühlensteg.

"Klor Water" und "Kühlen Dronk" feierten erneut gemeinsam im Skulpturenpark. Das Pumpenmeisterpaar Frank und Inga Schenk ehrte Maria Nienhuysen für ihre 40-jährige Mitgliedschaft, außerdem René Schenk (35 Jahre), Brigitte und Hans Teering (25) sowie Helga Corsaro, Marlies und Heribert Unger (10). Zum Auftakt am Samstag sorgten DJ Daniel Hartung und die farbenfrohen Getränke der Cocktailbar für beste Stimmung. Am Sonntag lieferte das Duo 2you aus Castrop-Rauxel die musikalische Begleitung zu Kuchen und Grillgut.

Vor dem Rheintor sorgten die Musiker vom Reeser Tambourcorps und die niederländische Drumband De Träöeters für festliche Stimmung. Bei der Feier am Vorabend legte DJ Patrick die Tanzhits auf. Das "Gooje Pomp"-Pumpenmeisterpaar Thomas und Susanne Henstra dankte den derzeit 50 Mitgliedern für ihre tatkräftige Unterstützung und ehrte insbesondere Helga Echterhoff für ihre 60-jährige Mitgliedschaft. Josef Thissen wurde für 15-jährige Treue geehrt.

Das "Süwer Schlückske"-Pumpenmeisterpaar Joachim Bucksteeg und Christina Schößler feierte mit Mitgliedern und Anwohnern am Spyck. Geehrt wurden Kurt und Christel Stenzel sowie Gerd und Irmi Rehra für 25-jährige Mitgliedschaft. Neben Tombola und Kinderbelustigung sorgten die Cocktailbar, unter anderem betrieben von Andrea Bucksteeg, Sabrina Gburek, Christina Schößler, für Unterhaltung. Auch das Agnes-Heim, in dessen Garten eine von der Gemeinschaft "Guje Pomp" gespendete Pumpe steht, feierte eine Pumpenkirmes. Dort begannen Bürgermeister Christoph Gerwers, Ortsvorsteher Manfred Dicker, Oberpumpenmeister Dieter Verhoeven und die Vertreter beider Kirchen ihren Rundgang zu allen Standorten der Pumpenkirmes im Stadtkern.

(ms)
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