Emmerich Hightech für den Kuhstall

Emmerich · Sommertour der Kreis-WfG: Auf dem Budberger Hof in Klein-Netterden betreibt Christian Scheers hochmoderne Milchviehwirtschaft. Trotz derzeit widriger Umstände hat der 39-Jährige dennoch viel Spaß an seinem Beruf.

 Von links Tom, Nick, Christian und Friedhelm Scheers, Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers und Kreis-Landwirt Josef Peters (hinten).

Von links Tom, Nick, Christian und Friedhelm Scheers, Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers und Kreis-Landwirt Josef Peters (hinten).

Foto: Klaus-Dieter Stade

55 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, 140 Milchkühe, 1,4 Millionen Liter Milch pro Jahr - das sind die beeindruckenden Eckdaten von Landwirt Christian Scheers (39), der seit dem Jahr 2007 den Budberger Hof in Klein-Nettreden in dritter Generation betreibt. Scheers liegt damit in etwa im Durchschnitt der Leistungsfähigkeit der Kreis Klever Milchbauern - und dennoch hat es der Budberger Hof in sich.

Denn vor sieben Jahren standen die Scheers vor der Entscheidung, ihren Hof zu modernisieren. 800 000 Euro wurden für einen neuen Boxenlaufstall mit 130 Liegeplätzen in die Hand genommen. Das Herz dieser Anlage ist eine computergesteuerte Melkanlage, die sozusagen den "Ein-Personen-Stall" ermöglicht. "100 Kühe pro Mann muss man heutzutage schon schaffen", sagt Scheers.

Um das zu gewährleisten, bedarf es in dem Familienbetrieb modernster Technik. In einem hochstandsähnlichen Arbeitsplatz laufen alle Informationen zusammen, die Scheers benötigt. Das Computerbild hält fast jede Analyse des Melkvorganges bereit: Milch-Temperatur oder Euter-Gesundheit. In Schweden wurde das System entwickelt, das den Kühen im Melk-Stand einen leichten Dusch-Vorgang beschert, ihnen fast die Nähe des eigenen Kälbchens vorgaukelt. Drei bis viermal pro Tag marschieren die Schwarz-Bunten zur Melkmaschine und lassen sich freiwillig "anzapfen". "Das entspricht in etwa den natürlichen Vorgängen", so Scheers.

Dass die Technik gerade in der Landwirtschaft rasende Fortschritte gemacht hat, weiß Vater Friedhelm Scheers nur zu gut: "In den letzten 30 Jahren habe ich fünf Generationen von Melkmaschinen kennengelernt." Die neueste arbeitet sogar wie ein Labor. So sind die Informationen, die sich Christian Scheers via Computer auf sein Smartphone senden lassen kann, auch eine Art Frühwarnsystem. "Die Daten, die ich geliefert bekomme, lassen schon im Vorfeld erkennen, ob eine Kuh krank wird. Dadurch kann ich schnell reagieren", erklärt Scheers, dessen Frau Yvonne übrigens Tierärztin ist.

Für die Kreis-Wirtschaftsförderung (WfG), die gestern am Steinackerweg im Rahmen ihrer Sommertour zu Gast war, bot der Budberger Hof ein beeindruckendes Schauspiel. Kreiswirtschaftförderer Heinz-Josef Kuypers hob dabei auch die Bedeutung der Branche für den Kreis Kleve hervor: "Hier gibt es insgesamt 55 000 Milchkühe und jeder 20. Arbeitsplatz hängt mit der Landwirtschaft zusammen. Bei der Herstellung landwirtschaftlicher Produkte weisen wir die höchste Bruttowertschöpfung aller kreisfreien Städte und Kreise in NRW vor."

Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein: Denn in diesem Jahr hat sich die Lage der Milchbauern noch einmal verschärft. "Wir liegen 25 Prozent unter dem Umsatz des letzten Jahres. So schlecht wie jetzt war es noch nie", sagt Scheers. Grund ist der gefallene Milchpreis. Etwa 27 Cent bleiben den Milchbauern pro Liter. Aber rund 2000 Euro müssen in eine Kuh investiert werden, bis sie den ersten Liter Milch gibt. Fällt der Milchpreis um einen Cent, bedeutet das für den Budberger Hof gleich 14 000 Euro weniger.

Einfluss auf diese Entwicklung können die Landwirte so gut wie gar nicht nehmen. Christian Scheers: Wir kriegen für unsere Milch nur das, was am Ende der Kette übrigbleibt."

Eine Erhöhung der Leistungskapazität der Kühe - jede gibt etwa 10 000 Liter Milch pro Jahr - schließt Scheers aus. "Wir haben es hier immer noch mit Tieren und nicht mit Maschinen zu tun." Eine Vergrößerung des Hofes wäre zwar ein möglicher nächster Schritt, doch das steht für den jungen Landwirt derzeit ebenfalls nicht zur Debatte.

Trotz der momentan widrigen Umstände ist es für Christian Scheers keine Frage - den Beruf des Landwirts würde er jederzeit wieder ergreifen: "Man arbeitet mit Tieren und den Gesetzten der Natur. Das macht Spaß und ich kenne kaum einen Beruf, der so vielseitig ist", sagt der Landwirt mit Leib und Seele.

(RP)
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