Emmerich Hesse ist jetzt solo unterwegs

Emmerich · Der ehemalige Weseler RP-Redaktionsleiter ist passionierter Krimi-Schreiber. Nach zwölf Büchern im Duo versucht sich Thomas Hesse mit "Blutsgeschwister" jetzt erstmals allein.

Emmerich: Hesse ist jetzt solo unterwegs
Foto: Malz Ekkehart

Der neue Krimi trägt keinen Tiernamen, und statt zweier Autorennamen ist nur einer auf dem Buchdeckel zu sehen - irgendwie ist ganz schön viel anders beim jüngsten Werk von Thomas Hesse "Blutsgeschwister". Bislang sind seine Bücher, die "Die Spinne" hießen, "Der Käfer" oder "Die Eule", in Zusammenarbeit mit Renate Wirth entstanden, für "Blutsgeschwister" war er das erste Mal schreiberisch allein unterwegs. Das Buch ist ab sofort erhältlich.

Hesses Protagonisten heißen Mehr und Weniger - ein Rechercheur und Erbenermittler und ein Kommissar, die so unterschiedlich sind, wie man nur sein kann. Michael Weniger ist ein pedantischer Pingel, besonnen und überlegt (freundlich formuliert), ein bisschen öde (etwas weniger freundlich formuliert). Rainer Mehr ermittelt intuitiv, verlässt ausgetretene Wege, ist offensiv unterwegs. In ihrer Verschiedenheit ergänzen sich die beiden Herren zwar optimal, unanstrengend macht dieses Anderssein die Zusammenarbeit nicht.

Weniger und Mehr wollen den Mord an einer 14-Jährigen aufklären, die nach dem Badminton-Training in Wesel verschwunden ist und deren ziemlich nackte Leiche Monate später an der Rheinbrücke angeschwemmt wird. Ein Mord, der Weniger als Polizisten fordert und unter Druck setzt, weil die ganze Region über die Grausamkeit der Tat geschockt ist. Die Ermittler raufen sich zusammen, sie geraten in dubiose wirtschaftliche Kreise, bekommen es mit einem Landtagsabgeordneten zu tun, der falsche Fährten legt, und mit Zwillingsbrüdern, die ihre Verwechselbarkeit gezielt ausspielen.

Hesse schickt Weniger und Mehr gefühlt einmal über den kompletten Niederrhein und über die Region hinaus: von Wesel und Geldern über Duisburg, Düsseldorf und Krefeld bis nach Mönchengladbach, Wuppertal, Witten und Gütersloh. Auch das ist ein Unterschied zu seinen bisherigen Büchern, die zu großen Teilen im Kreis Wesel spielen. "Ich wollte Neues und mich selbst ausprobieren", sagt Hesse über seine Motivation, die Dinge einmal ganz anders anzugehen. Zwölf Bücher hat er bisher im Duo geschrieben, jetzt war er neugierig, wollte wissen, wie er allein als Autor funktioniert, ob er eine spannende Geschichte auf seine ganz eigene Weise erzählen und obendrein einen Fall erfinden kann, der in den oberen Etagen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft spielt.

Sein Ziel: "Hart, aber humorvoll sollte es sein, mit unverwechselbaren Charakteren, ohne den Charme der Region zu verleugnen." Und sie ist wieder gut zu erkennen, diese Region: Hesse schickt die Ermittler durch Rees, lässt den Rhein bei Wesel, den Düsseldorfer Landtag, Dellviertel und Filmforum in Duisburg und das Dinslakener Bahnhofsumfeld vorkommen, er schickt die Protagonisten zum Bunten Garten nach Mönchengladbach und zum Drachenbrunnen am Gelderner Markt. Alles ist also nicht anders im neuesten Buch des Autors.

Übrigens: Wer Sehnsucht hat nach Gero von Aha und Karin Krafft, den Protagonisten aus den tierischen Büchern von Renate Wirth und Thomas Hesse, kann getröstet werden: Im Herbst erscheint "Das schwarze Schaf". Mit Tiernamen und zwei Autorenzeilen auf dem Buchdeckel.

Info Blutsgeschwister, Emons-Verlag, Köln; ISBN 978-3-95451-820-3; 11,90Euro.

(RP)
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