Heimat erleben in Emmerich Heimatverbunden durch die Schützen

Emmerich · Acht Jugendliche haben in Vrasselt einen eigenen Schützenzug gegründet. Sie alle sind tief im Dorf verwurzelt.

Heimat erleben in Emmerich: Heimatverbunden durch die Schützen
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Während etliche Schützenvereine über Nachwuchsprobleme klagen, haben sich bei der St. Antonius-Schützenbruderschaft Vrasselt gleich zwei neue Züge mit jungen Menschen gegründet. Der 17-jährige Cedric Kellmann wurde Zugführer: "Ich bin mit dem Schützenwesen groß geworden, meine ganze Familie ist dabei. Für mich zeigt sich hier ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl, außerdem kann man auf dem Schützenfest auch ganz toll gemeinsam feiern."

Vater Carsten arbeitet im Vorstand der St.-Antonius-Schützen mit. 2004 war er Schützenkönig mit Ehefrau Claudia als Königin an seiner Seite, 2005 Stadtkönig und 2014 setzte er dem Ganzen eine Krone auf und wurde Kaiser. "Auch mein Opa Heinz war Schützenkönig und Oma Elli ist aktiv im 9. Zug, dem Frauenzug, und in der Schießgruppe", erzählt der Auszubildende zum Anlagenmechaniker. Bei so viel "familiärem Schützenhintergrund" war er von Anfang an dabei und gründete 2010 mit Freunden einen eigenen Jungschützenzug."Schütze zu sein bedeutet mehr als nur Feiern und Trinken", sagt der 17-jährige Max Meyer, der am Berufskolleg Wesel sein Fachabi macht.

"Glaube, Sitte, Heimat" - das, was das Schützenwesen ausmacht, das bedeute auch der Jugend etwas. "Gerade hier im Dorf ist das Heimatgefühl ausgeprägter als in der Großstadt", sagt er. Seine Eltern Tim und Britta Meyer haben jahrelang die Gaststätte Slütter betrieben und so bekam der Junior die Schützenfeste hautnah mit. Außerdem schaffte sein Vater das Königs-Triple. Binnen eines Jahres sicherte sich der Vrasselter gleich drei Titel. Im September 2012 schoss er sich zum Regenten seiner Schützenbruderschaft St. Antonius Vrasselt, Ende Mai setzte er sich im Wettstreit um die Bezirksschützenkönigswürde durch und im September 2013 wurde er König der Euregio.

"Früher habe ich mit Oma Elisabeth immer zugeschaut wie die Schützen und der Spielmannszug in den Saal einzogen", sagt Max Meyer. Seit 2012 ist er dabei. "Ich habe Schlagzeug gespielt und da hat mich ein Freund überredet, im Spielmannszug zu trommeln", erzählt er. "Wir sind auch stolz die Uniform zu tragen, weil das das Zusammengehörigkeitsgefühl unterstreicht." Bei den Schützen habe er viele "Dorflieder" gelernt. "Wenn die gesungen werden, wächst das Gemeinschaftsgefühl. Bei den Festen trifft man viele Bekannte und lernt die Leute aus dem Dorf besser kennen."

Auch die beiden Urselmans-Brüder, die dem neu gegründeten Schützenzug angehören, haben "familiäre Schützenwurzeln". Vater Markus gehört dem 1. Zug an, Onkel Christoph ist aktiv im Spielmannszug und Onkel Stefan war 2011 Schützenkönig. "Schon als kleiner Steppke stand ich an der Straße, wenn der Schützenzug vorbeizog und spielte auf meiner Kindertrommel mit", erzählt Mark (19), der eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik macht. Seit 2008 trommelt er im Spielmannszug mit. "Wir sind eine Supertruppe, die auch privat viel macht."

Gemeinsam besuchen die Jungs die Fußballspiele vom SVV oder treffen sich, um bei Slütter ein Bier zu trinken. "Wer sagt, hier sei nichts los, muss mal selber aktiv werden. Bei uns in Vrasselt gibt es genügend Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen", sagt Mark. Sein jüngerer Bruder Niklas, Jahrespraktikant im Kfz-Bereich, wollte es dem großen Bruder nachmachen. "Ich war schon etwas neidisch, als er alleine feiern gehen durfte und ich zuhause bleiben musste", sagt der 17-Jährige. Er war sofort dabei, als der neue Schützenzug im August 2015, kurz vor dem Schützenfest, gegründet wurde. Und beim Schützenfest waren die Jungspunde dann gleich zwei Mal erfolgreich: Max Meyer schoss beim Vizekönigschießen einen Flügel, Cedric Kellmann beim Jungkönigschießen.

Man habe schon länger vorgehabt, einen Schützenzug zu gründen, sagt Nils de Vries, dessen Vater Arndt ebenfalls im 1. Zug aktiv ist. "Ich wohne mein ganzes Leben lang in Vrasselt und möchte hier auch meine Freizeit verbringen", so der 18-Jährige, der im zweiten Ausbildungsjahr zum Kfz-Mechatroniker ist. Auf dem Schützenfest habe man Zeit, sich zu unterhalten, gemeinsam ein Bier zu trinken. Für ihn sei das so etwas wie Heimat. "Die Feste sind ein toller Rahmen, an denen Geselligkeit und das Zusammensein mit Freunden gepflegt wird."

Insgesamt gehören acht junge Leute dem neuen Zug an. Mit dabei sind auch Henning Janßen (17), der den Beruf des Erziehers erlernt, Niklas Giltjes (18), der eine Ausbildung im IT-Bereich macht, und Nick Herzberg (17), der zum Industriemechaniker ausgebildet wird. Viele von ihnen möchten, wenn es sich beruflich einrichten lässt, in ihrer niederrheinischen Heimat bleiben. "Hier kennt jeder jeden und hier im Dorf erlebt man durch die Schützenfeste noch ein echtes Heimatgefühl", sagt Max Meyer. Für die Zukunft haben sie auch schon einen Plan: "So in fünf Jahren möchten wir beim Königschießen antreten."

(moha)
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