Emmerich Hedda Gabler auf der XOX-Bühne

Emmerich · Theater-Chef Wolfgang Paterok holt Ibsens Drama aus dem 19. Jahrhundert auf die Bühne.

 Tableau mit Tiefe: Hedda Gablers Blick gen Jorgen und Thea. Renate Hendricks, Katja Gerritzen und Klaus Gerritzen (v.r.).

Tableau mit Tiefe: Hedda Gablers Blick gen Jorgen und Thea. Renate Hendricks, Katja Gerritzen und Klaus Gerritzen (v.r.).

Foto: mvo

Es ist ihr letztes Spiel, ein tödliches Spiel. Ein Spiel zwischen bürgerlicher Sicherheit und der für sie quälenden Langeweile in diesem Leben, ein Spiel mit dem einstigen Liebhaber. Ein Spiel, das Hedda gewinnt und zugleich verliert: Ibsens Drama Hedda Gabler hat eine dunkle Seele "voller phantastischer Schatten und schwarzer Seen, stiller Spiegel, in denen man sich selbst erkennt, gigantisch vergrößert und unheimlich schön verwandelt", wie Hugo von Hofmannsthal nach der Uraufführung 1891 schwärmte. Hedda Gabler ist großes Theater, erst jüngst in moderner Form mit Susanne Wolf, Godehard Giese und Katharina Marie Schubert wuchtig modern in Szene gesetzt. Jetzt wagt sich Wolfgang Paterok vom Klever XOX-Theater an dieses klassische Stück, schickt seine Schauspieler auf die Reise ins 19. Jahrhundert zu einem aktuellen Stoff. Bis zum bitteren Ende. "Ein faszinierendes Stück, das wir unbedingt machen wollten", sagt Paterok.

"Ich möchte ein einziges Mal in meinem Leben die Herrschaft haben über ein Menschenschicksal" - das ist Heddas Kernsatz. Sie wird ihren Wunsch von der Herrschaft über Leben und Tod umsetzen können und zugleich daran scheitern. Denn, wie in Goethes Wahlverwandtschaften, sortieren sich die Beziehungen neu in dem Stück.

Renate Hendricks ist Hedda: In schwarzer Spitze gekleidet spinnt sie das Spiel von Liebe und Tod, gesellschaftlicher Verpflichtung und der Flucht aus diesem Leben. Zurückgekehrt mit ihrem langweiligen Mann, dem Kunsthistoriker Jorgen Tesman, kommt sie in ihr neues Haus in Kristiania. Tesman steht vor einer erwartungsvollen Karriere. Da tauchen Ejlert Lovborg (Klaus Gerritzen), der einstige Liebhaber Heddas, der sich als Alkoholiker aufs Land zurückziehen musste, und Thea Elvstedt (Katja Gerritzen) auf, die ihren viel älteren Mann für Ejlert verlassen hat. Ejlert, wie Tesman Kulturwissenschaftler, ist inzwischen trocken und hat eine Veröffentlichung vorbereitet, die Tesmans Karriere zerstören könnte. Hedda spielt Schicksal, trickst Thea aus und schickt Ejlert in den Abgrund. Letztlich gibt sie ihm ihre Pistole, damit er sein Dilemma "sauber zu Ende bringen" kann.

Pateroks hält sich an Ibsens Text, das Bühnenbild überzeugt ebenso wie die Ausstattung der Figuren. Hendricks punktete schon in den Proben, in denen der Regisseur mit seinen Schauspielern bis zur Premiere am vergangenen Samstagabend noch an der Inszenierung feilte. Da darf Tesman nicht freudig seine Tante begrüßen - lässt ein Todesfall doch Vorausahnungen zu. Man merkt der Truppe an, dass Hedda eine Herausforderung ist, der sie sich stellt, gerne stellt. Man spürt, dass die Schauspieler die tiefe Bühne füllen, dass Hendricks in feinen Nuancen und mit kaltem Blick die Szene und vor allen die Menschen beherrscht. Wie Hedda es letztlich wollte.

Hedda Gabler im XOX-Theater, Briener Straße 6: Freitag, 6., Samstag, 21. Oktober, jeweils 20 Uhr; Freitag, 10., Samstag, 11. November, jeweils 20 Uhr

(mgr)
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