Haldern Pop 2016 Wenn sich Magie nicht wiederholen lässt

Haldern · Die 33. Auflage des Haldern Pop-Festivals setzte auf alte Bekannte – leider nicht immer mit Erfolg. Eine Festival-Bilanz.

Haldern Pop Festival 2016: So war der dritte Tag
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Haldern Pop Festival 2016: So war der dritte Tag

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Foto: Thomas Binn

Die 33. Auflage des Haldern Pop-Festivals setzte auf alte Bekannte — leider nicht immer mit Erfolg. Eine Festival-Bilanz.

Der Besucher des Halderner Pop-Festivals ist stolz darauf, sich dem schnellen Glück zu verweigern. Gerne ein Schlenker vorm Refrain oder besser noch: gar kein Refrain. Doch als der irische Musiker Glen Hansard und seine Band beschlossen, für zwei Minuten so zu klingen, als spielten sie für ein paar Freunde im Pub, da tanzte das Publikum, als sähe ihm niemand dabei zu. "Konsensmomente" hat Veranstalter Stefan Reichmann solche Augenblicke mal genannt.

Es ist schwer zu beschreiben, was die Künstler gemeinsam haben, die in Haldern auftreten. Eine Gitarre haben die meisten mitgebracht, aber dann ist von bayerischem Country bis Bluesrock alles möglich. Da waren in diesem Jahr zum Beispiel die US-Amerikaner von Whitney mit ihrem sonnendurchfluteten Hipster-Folk; die Belgierin Melanie De Biasio mit dem düstersten Jazz, der sich denken lässt; der aufgrund seiner Stimme an Tom Waits erinnernde Kanadier Ben Caplan; die Klezmer-Musiker TheAngelcy und die englischen Krautrocker The Vryll Society. Bis auf Metal und Schlager ist in Haldern alles denkbar. Dass The Lytics über die Bühne sprangen, fünf schwarze kanadische Rapper, gehört allerdings zu den Ausnahmen — die Zuschauer grinsten erst und hätten am Ende gerne mehr gehört. Haldern-Besucher sind offen, geduldig. Sie lassen das Handy gerne mal in der Tasche, weil Haldern kein Event ist, sondern ein Festival, das Menschen besuchen, die sich für Musik interessieren.

Genau deshalb sind die Konsensmomente wichtig, die Headliner, auf die sich alle einigen können, damit die 6500 Besucher danach wieder bereit sind, Neues zu entdecken. Leider zündete nur der souveräne Glen Hansard. Ein anderer Ire, der Singer/Songwriter Damien Rice, bekam das Publikum nie in den Griff, weil seine Songs stets nach dem gleichen Muster funktionierten: ruhig anfangen, ein paar Loops einbauen, Stimme verzerren, laut werden. Thees Uhlmann, der zuvor Monate mit seinem Debütroman unterwegs war, fehlte vielleicht die Übung, vielleicht hatte er ein bis zwölf Bier zu viel getrunken.

Doch auch der Auftritt von Glen Hansard zeigte, dass die Veranstalter aufpassen sollten. Bei seinem Auftritt vor drei Jahren hatte er eine Zuschauerin auf die Bühne geholt, um mit ihr einen Song zu singen - einer der schönsten Momente der Haldern-Historie. Jetzt holte Hansard dieselbe Frau erneut für denselben Song auf die Bühne. Magie aber lässt sich nicht wiederholen.

Auch sonst hoffte das Festival viel zu häufig und nicht zum ersten Mal auf die Magie in der Wiederholung. Fast ein Viertel des stets wachsenden Line-Ups war in den vergangenen fünf Jahren schon mindestens einmal in Haldern aufgetreten. The Slow Show spielten zum dritten Mal in Folge. Der Chor Cantus Domus und das Musikerkollektiv Stargaze sind Stammgäste. Das Festival pflegt zu einigen Musikern eine besondere Beziehung, aber ein Festival ist keine Familienfeier.

Haldern Pop war zwar auch diesmal innerhalb von Minuten ausverkauft gewesen, und das bei einem Ticketpreis von erstmals mehr als 100 Euro. Doch der Schwarzmarkt erzählt eine andere Geschichte: Kurz vor Festivalbeginn waren die Karten für unter 70 Euro zu haben.

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(seda)
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