Rees Haffener fühlen sich nicht sicher

Rees · Nach dem Starkregen: Im Dorf lässt die Kritik am Zustand der Gräben nicht nach. Bürgerversammlung in Schützenhalle.

 200 Bürger aus Haffen kamen in die Schützenhalle. Sie sind sauer, weil sie glauben, dass der Deichverband seine Arbeit nicht richtig gemacht hat.

200 Bürger aus Haffen kamen in die Schützenhalle. Sie sind sauer, weil sie glauben, dass der Deichverband seine Arbeit nicht richtig gemacht hat.

Foto: Pottgiesser

Der Deichverband und die Stadt Rees luden am Mittwochabend zu einer Bürgerversammlung in die Schützenhalle. Thema waren die Ursachen und Folgen der Überflutungen durch den Starkregen im Juni.

Die Bürger aus dem Dorf waren zahlreich zur Versammlung erschienen. Den etwa 200 anwesenden Anwohnern lagen besonders Fragen zum Zustand der Gräben im Ort und dem Schöpfwerk am Rhein auf der Seele. Bereits im Juli hatte Ortsvorsteherin Magret Derksen eine Bürgerversammlung einberufen, bei der die Anwohner ihre Sorgen und Fragen sammelten. "Nun war es mir wichtig, dass wirklich alle Beteiligten dabei sind", so Derksen. Beim zweiten Anlauf waren jetzt Bürgermeister Christoph Gerwers sowie Vertreter der Stadt und des Deichverbandes erschienen und stellten sich den Fragen der Betroffenen.

Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze informierte über die Grabensituation im Dorf. Dabei musste er sich reichlich Kritik der Anwohner stellen, die meinten, dass die derzeitige Grabensituation, welche mit Beginn der Auskiesung in der Gegend verändert wurde, weniger effektiv als das damalige System sei und viel zu selten gewartet werde. Dies sah Friedrich jedoch anders. "Der gesamte Ortskern wird heute über einen Hauptgraben entwässert", so Friedrich. Dieser sei damals als Alternativgraben angelegt worden und würde die gleiche Menge Wasser bewältigen wie das damalige System.

Problem für die Überflutung seien laut Friedrich nicht die Gräben gewesen, sondern schlichtweg die enormen Wassermengen. "Anfang Juni sind in kürzester Zeit 100.000 Kubikmeter Regen gefallen", so Friedrich. Dies entspreche etwa der Menge von 40 Olympischen Schwimmbecken. Die Gräben im Dorf können aber selbst im besten Zustand nur etwa die Menge aus zwei Olympischen Schwimmbecken aufnehmen. Unabhängig vom Zustand der Gräben wäre das System in jedem Fall überfordert gewesen.

Mit dieser Erklärung waren die Haffener nicht zufrieden. Schließlich zahle man ja Deichschaugebühren und wolle zumindest in Zukunft geschützt sein, warfen die Betroffenen ein. Sicher fühle sich aber mit der derzeitigen Grabensituation niemand. Ein Graben an der Wilhelmsstraße ist sogar so vernachlässigt, dass in ihm ein kleiner Kirschbaum von mehreren Zentimetern Durchmesser wächst. "Das ist leider ein Bereich, für den wir momentan nicht zuständig sind", erklärten die Vertreter der Deichschau. Solange die Auskiesung noch laufe, falle die Wartung der Gräben in diesem Bereich in die Zuständigkeit des Kieswerkes. Man sehe jedoch Handlungsbedarf. "Wir haben das Problem rund um die Gräben erkannt und stehen dazu", so Friedrich. "Da muss etwas getan werden."

Um die Wartung der Gräben wolle man sich baldmöglichst kümmern, daran, dass das Wasser trotzdem schlecht abläuft, könne man jedoch wenig machen. Das Land am Niederrhein sei zu flach, so dass kaum ein Gefälle entstehe. Daher komme es hin und wieder dazu, dass einige Gräben unter Wasser stünden, währen andere völlig leer seien.

Das Thema Schöpfwerk hat sich dank Aufklärung für die Anwohner schnell erledigt. Es stand die Frage im Raum, warum während des Starkregens die Pumpen nicht angestellt wurden. Dies war jedoch schlichtweg nicht möglich. Die Pumpen sind dafür da, Rheinhochwasser zurückzuhalten. Da der Rhein jedoch Anfang Juni nicht hoch genug stand, konnten die Geräte nicht in Betrieb genommen werden. Ohnehin können die Pumpen das Grundwasser, welches vor allem beim Starkregen ein Problem darstellte, nicht senken.

(sabr)
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