Reeser Nachtwächter in Frankfurt Grandioser Auftritt auf der Buchmesse

Rees · Autor aus München stellt sein Buch über Nachtwächter und Türmer im Reeser Bosman-Museum vor.

 Bunte Truppe mit Autor (untere Reihe, mit Buch).

Bunte Truppe mit Autor (untere Reihe, mit Buch).

Foto: Konrad Flintrop

Auf der Frankfurter Buchmesse sorgten die Reeser Nachtwächter Heinz Wellmann und Tommi Nienhuysen bereits für Aufsehen. In voller Gewandung lenkten sie die Aufmerksamkeit der Messebesucher auf das Sachbuch "Nachtwächter und Türmer - damals und heute". Der Münchner Autor Ulrich Metzner stellte seine Neuerscheinung jetzt aber auch in Rees vor, denn dort hat die Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren ihren offiziellen Sitz. Gildemeister Heinz Wellmann hatte ins Städtische Museum Koenraad Bosman geladen, um die Entstehungsgeschichte des "Handbuches eines jeden Nachtwächters" Revue passieren zu lassen.

Als Ulrich Metzler 2014 für sein Buch "Mythos Berchtesgardener Land" recherchierte, traf er auf die Nachtwächterin Anna Glossner. "Ich hielt sie für eine exotische Persönlichkeit", sagt der Autor, der sich zuvor nie mit dem Nachtwächterwesen beschäftigt hatte. Für das Buch "Geschichten, die der Wald schrieb" traf Ulrich Metzner dann Friedrich Ziese, der in Dortmund-Holzen Führungen als Räuberhauptmann Dolf Mohr anbietet, aber auch als Nachtwächter durch das mittelalterliche Schwerte zieht. Nun war Metzners journalistische Neugier geweckt.

Der Autor kontaktierte Friedrich Ziese, der wiederum den Gildemeister Heinz Wellmann informierte und ihn mit Ulrich Metzner in Kontakt brachte. Das erste Treffen fand am Rosenmontag 2016 in Rothenburg ob der Tauber statt. Wellmann hatte Material von allen vier Regionalgruppen in Deutschland und Österreich gesammelt. "Als ich alles auf den Tisch legte, waren Ulrich Metzners Augen so groß wie der Ordner", sagt Wellmann. Der Autor nutzte dieses Material ebenso wie eigene Recherchen. "Das Buch ist ausdrücklich keine Auftragsarbeit der Gilde und wurde auch nicht von ihr finanziert", betont Ulrich Metzner. Das 24 Euro teure Buch aus dem Salzburger Verlag Anton Pustet schließt aber dennoch mit einer Liste aller 202 Mitglieder der Gilde. Aus der Zunft der Nachtwächter, einem Mitbewerber der Gilde, finden lediglich zwei Mitglieder Erwähnung.

Dass er sich im Buch für die Gilde und gegen die Zunft entschied, führt der Autor auf "das weibliche Moment" in der Gilde zurück.

Denn die Zunft nimmt keine Nachtwächterinnen auf, obwohl es sie laut Ulrich Metzner durchaus gab: "Wenn der Nachtwächter krank oder betrunken war, zog sich nicht selten die Frau das schwere Gewand über, damit der Familie das Salär nicht verlorenging." Der erste schriftliche Hinweis auf einen Nachtwächter in Rees stammt übrigens aus dem Jahr 1602, als ein Reiseschriftsteller festhielt: "Nachts ging ein Mann mit einer Trompete durch die Stadt." Ab 1898, weiß Nachtwächter Bernd Schäfer aus dem "Reeser Geschichtsfreund", mussten die Reeser Nachtwächter ihre Befugnisse langsam an die Polizei abtreten. Zwar zündeten sie noch die Gaslaternen an und aus und wurden als Ausrufer genutzt, aber verhaften durften sie niemanden mehr.

(RP)
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