Emmerich Gestatten: Stefan Rouenhoff,Kandidat.

Emmerich · Schon verrückt. Der Kandidat der Mehrheitspartei im Kreis Kleve geht als Herausforderer in den Bundestagswahlkampf 2017: Stefan Rouenhoff (CDU) und der lange Weg des Kennenlernens.

Emmerich: Gestatten: Stefan Rouenhoff,Kandidat.
Foto: Stade

Was macht ein junger Mann, der mit 37 Jahren plötzlich Hoffnungsträger einer großen Partei ist, den allerdings die meisten der 220.000 Wähler in seinem Wahlkreis gar nicht kennen? Und der auch noch gegen eine Frau antreten muss, die eine der bekanntesten Politikerinnen in Deutschland sein dürfte?

Es ist keine leichte Aufgabe, die Stefan Rouenhoff da hat. Der Diplom-Verwaltungswirt aus Goch, derzeit in der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Europäischen Union in Brüssel tätig, ist der Bundestagskandidat der Kreis Klever CDU für das Jahr 2017. Am 29. Juni setzte er sich bei der Aufstellungsversammlung der Kreis Klever CDU knapp gegen Matthias Reintjes (Emmerich) und deutlich gegen Christoph Gerwers (Rees) durch.

Damit ist die Sache zwar parteintern geklärt, doch jetzt folgt die echte Arbeit. Noch ein Jahr hat er Zeit, damit die Menschen im Kreis Kleve ihn näher kennenlernen.

Er hat damit angefangen. Gestern zum Beispiel besuchte er die Redaktion der Rheinischen Post in Emmerich. Der Eindruck: Der Mann ist zielstrebig und intelligent. Er weiß, was er will. Ist dabei aber bescheiden. Die Manieren sind tadellos. Er kann zuhören, hat Humor. Die harte Arbeit im Politik-Geschäft dürfte ihm gelingen.

Auf die Frage, wie seine Chancen stehen gegen Barbara Hendricks von der SPD, um die es geht, antwortet er zunächst lächelnd: "Ich nehme es sportlich." Dann wird er ernst: "Natürlich hat sie mehr politische Erfahrung als ich, ist bundesweit bekannt. Aber ich lasse mich davon nicht in der Art beeindrucken, dass ich deswegen meine politischen Aussagen verändern würden."

Als Themen, die er für Emmerich wichtig findet und für die er sich einsetzen will, nennt er beispielhaft die Erweiterung des Emmericher Hafens und die Betuwe-Linie.

Nächste Frage: Was könnte Stimmen kosten im Kreis Kleve? Die AfD, die bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 22 Prozent holte? Im Kreis Kleve lag sie 2013 bei 3,9 Prozent. Rouenhoff: "Wir sollten als CDU nicht der AfD hinterherlaufen. Aber wichtig ist zu wissen, dass nicht alle Menschen, die die AfD wählen, Rechtsradikale sind. Wir müssen als CDU den Leuten wieder mehr zuhören."

Kann das ein bundespolitisch unterfahrener Kandidat? Rouenhoff hat klare Vorstellungen. "Die CDU muss eine Volkspartei bleiben. Dabei ist zum Beispiel das Thema soziale Marktwirtschaft wichtig. Und Gerechtigkeit." Ein Bekenntnis also zu alten Werten der CDU.

Und ihm ist klar: "Die Flüchtlingskrise ist in Deutschland ein Riesenthema." Kann das den Wahlerfolg gefährden? Eigentlich nicht wirklich vorstellbar. Der Anteil der CDU-Stammwähler im Kreis Kleve ist sehr hoch.

Bei der Bundestagswahl 2013 holte damals Ronald Pofolla 50,9 Prozent der Erststimmen und 48,6 Prozent der Zweitstimmen. Barbara Hendricks kam auf 33,1 Prozent der Erstimmen und 27 Prozent der Zweitstimmen.

Zur Verdeutlichung: Mit der Erststimme wählt man einen Kandidaten oder eine Kandidatin aus seinem Wahlkreis. Von diesen Wahlkreisen gibt es in Deutschland insgesamt 299. In jedem davon leben im Durchschnitt 250.000 Menschen. In den einzelnen Wahlkreisen konkurrieren die Kandidaten um die Erststimmen der Wähler. Jede Partei darf einen aufstellen, aber auch unabhängige Kandidaturen sind möglich.

Wer die meisten Erststimmen in seinem Wahlkreis bekommt, erhält ein Direktmandat und kommt als Abgeordneter in den Bundestag. Alle anderen Kandidaten gehen leer aus. So kommen insgesamt 299 Abgeordnete in den Bundestag. Durch das Prinzip der Erststimme wird sichergestellt, dass jede Region im Bundestag vertreten ist.

Die Zweitstimme ist trotz ihres Namens wichtiger als die Erststimme: Denn die Zweitstimme entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag - also darüber, wie viele der insgesamt 598 Sitze im Bundestag jeweils einer Partei zustehen. Um die Zweitstimmen geht es auch bei den Hochrechnungen an den Wahlabenden.

Für Rouenhoff ist die Erststimme natürlich die entscheidende. Holt er in einem Jahr nicht die Mehrheit im Kreis Kleve, wird es vermutlich nichts mit dem Einzug in den Bundestag.

(ha)
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