Rp-Thema Altweiber In Rees Flüchtling feiert im Bürgerhaus mit

Auch in Rees hatten sich die Verantwortlichen nach den Debatten der vergangenen Wochen eingehend mit dem Thema "Karneval und Flüchtlinge" befasst. Wie berichtet, waren die Asylsuchenden in persönlichen Gesprächen über das anstehende Fest informiert worden. Außerdem hatte die Kommune ein Flugblatt der Malteser aushängen lassen, das in mehreren Sprachen das närrische Treiben erläutert.

Integration zu Karneval: Die Haffener Funken Marie (l.) und Sabrina mit Yazan aus Syrien beim Altweiberball im Bürgerhaus.

Integration zu Karneval: Die Haffener Funken Marie (l.) und Sabrina mit Yazan aus Syrien beim Altweiberball im Bürgerhaus.

Foto: Latzel

Altweiber zeigte sich, dass die Integration an den tollen Tagen offenbar ganz unkompliziert gelingen kann. Als die Narrenschar gestern Morgen von der Dellstraße auf den Marktplatz abbog und bunt kostümiert zu Fanfarenklängen Richtung Rathaus marschierte, gingen oben im VHS-Trakt die Fenster auf. Eine Gruppe von Flüchtlingen, die hier gerade einen Deutschkursus absolvierte, sah sich sichtlich begeistert das Spektakel auf dem Markt an. Die jungen Männer winkten, filmten das Karnevalstreiben und zeigten sich auch beim einheimischen "Helau" textsicher. Ein junger Mann aus Syrien feierte sogar gleich im Bürgerhaus mit. Yazan war vor dem Krieg und schlimmen Erlebnissen in seinem Heimatland geflohen. Gemeinsam mit seinem Bruder ist er vor fünf Monaten nach langer Zeit auf der Flucht in Rees angekommen und versucht nun, hier heimisch zu werden. Er wird dabei von der früheren Lehrerin Gisela Behrendt unterstützt, die auch die Idee hatte, Yazan mit zum Altweibersturm zu nehmen. "Er ist an allem interessiert, was in der Stadt passiert und möchte so gut es geht daran Anteil nehmen", erläuterte Gisela Behrendt.

"Es macht mir großen Spaß", meinte Yazan, der als Muslim in Rees sein erstes Karnevalsfest überhaupt erlebt.

Auch bei der Altweiberfeier im Bürgerhaus war er sofort akzeptiert und integriert. Er wurde gleich von den Haffener Funkenmariechen in die Mitte genommen und konnte sich danach über seine ersten karnevalistischen Anstecknadeln freuen.

Der Karnevalstrubel ließ ihn wohl auch für einige Zeit die Sorgen über die Lage in seiner Heimat vergessen. Seine Eltern leben immer noch in Syrien. Yazan will auf jeden Fall zurück. "Wenn der Krieg vorbei ist", sagt er. Jetzt möchte er auch in Rees noch mehr Fuß fassen. Der 27-Jährige ist nämlich Arzt und würde gerne als Mediziner in der Zentralen Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge arbeiten.

(zel)
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