Rees Feucht-fröhliche Biertour mit Mönch Paul Laner

Rees · "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, in Rees, da ist es umgekehrt." Mit Trinksprüchen wie diesem läutete der Mönch Paul Laner jede seiner insgesamt acht Bierproben ein.

 Heinz Wellmann, gewandet als Mönch Paul Laner, führte seine Gäste entlang der Rheinpromenade zu vier verschiedenen Gaststätten.

Heinz Wellmann, gewandet als Mönch Paul Laner, führte seine Gäste entlang der Rheinpromenade zu vier verschiedenen Gaststätten.

Foto: Scholten

Zum 500. Jahrestag des deutschen Reinheitsgebotes hatte sich Stadtführer Heinz Wellmann eine Kutte übergeworfen und informierte auf einer neuen Biertour über die Geschichte des Gerstensaftes. Dabei durften die 22 Teilnehmer nicht nur ihren Wissensdurst stillen. Galt es doch, im Rheinpark Hotel, bei Op de Poort, in der Fährstube des Rheinhotels Dresen und in den Rheinterrassen Collins acht verschiedene Biersorten zu verkosten. Acht feucht-fröhliche Trinksprüche inklusive.

"Bier ist so alt wie die menschliche Kultur", versicherte Paul Laner zu Beginn der fast dreistündigen Exkursion. Er verwies auf die Sumerer, die vor 6000 Jahren das Gebiet zwischen Euphrat und Tigris besiedelten und in Keilschrift Bierrezepte verfassten. Auch beim Bau der Pyramiden in Ägypten standen vor 4000 Jahren jedem Arbeiter pro Tag zwei Krüge Bier zu.

Machte in den ersten Jahrtausenden jeder Brauer, was er wollte, setzte der bayerische Herzog Wilhelm IV. der Panscherei ein Ende: Am 23. April 1516 bestimmte er auf dem Ländertag zu Ingolstadt, dass zur Herstellung von Bier nur noch Gerste, Hopfen und Wasser verwendet werden dürfen. "Die Existenz der Hefe war noch nicht bekannt", erklärte Paul Laner. "Man verließ sich auf Gärungen durch die Hefe in der Luft."

Natürlich umfasste die Reeser Biertour auch viele Geschichten aus der Rheinstadt. Allen voran der Reeser Bierstreit von 1540. Der Stift der Kanoniker besaß das alleinige Recht, Grüttbier zu brauen. Er verpachtete es an die Stadt Rees, wollte aber genau wissen, an wie vielen Stellen gebraut wird. Rees weigerte sich - und wurde verklagt. Schlappe 132 Jahre später entschied das Gericht zuungunsten der Stadt. Das Grüttbier, einst bekannt für seine höhere Stammwürze und den höheren Alkoholgehalt, lebt bis heute im Reeser Straßennamen Grüttweg weiter.

Auch den Brauhof gibt es in Rees nicht zufällig: Laut einer Statistik zählte die Stadt im Jahr 1721 neun Brauereien, 20 Branntweinbrennereien und 20 Schänken. Stolze Zahlen, angesichts der 2485 Einwohner, die Rees vor 300 Jahren hatte.

Die Teilnehmer der Biertour tranken und aßen sich nun durch das Angebot der Reeser Gastwirte. Während Sorten wie das Alpirsbacher Klosterbräu und Bamberger Spezial Rauchbier nicht jedem schmeckten, fanden Klassiker wie Königs Pilsener und Erdinger Weißbier umso mehr Freunde - und Freundinnen. Denn an der Biertour nahmen auch viele Frauen teil, für die Paul Laner noch so manche Episode über "Frauen und Brauen" parat hielt: "Die ersten professionellen Brauer waren Frauen. Männern war es im alten Ägypten sogar verboten, Bier zu brauen oder zu verkaufen." Heftig war nur, dass der babylonische König Hummurabi ein Gesetz erließ, dass besagte: Jede Frau, die schlechtes Bier serviert, wird ertränkt. Da hörten die Teilnehmer lieber die Geschichte, dass viele Mütter in München im 19. Jahrhundert täglich bis zu sieben Gläser Bier tranken, weil sie glaubten, nur so ihre Babys stillen zu können.

Die Biertour war als einmaliges Angebot geplant. Angesichts der guten Stimmung bei der Premiere und angesichts vieler weiterer Anfragen schließt Heinz Wellmann aber nicht aus, dass er sich die Mönchskutte erneut überwerfen wird. Schließlich feiern die Deutschen seit 1995 jedes Jahr am 23. April den Tag des Bieres.

(ms)
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