Rees Faisal Kawusi: Improvisieren ist seine Stärke

Rees · Wer auf der Bühne Witze über Ausländer und Fettleibige reißt, muss wohl politisch unkorrekt sein. Doch was ist, wenn der Witzemacher einer afghanischen Großfamilie angehört und selbst 140 Kilo auf die Waage bringt?

 Ein Höhepunkt des Abends: Der Comedian hat eine Kiste Bier aus dem Foyer geholt und verteilt die Flaschen ans Publikum.

Ein Höhepunkt des Abends: Der Comedian hat eine Kiste Bier aus dem Foyer geholt und verteilt die Flaschen ans Publikum.

Foto: Michael Scholten

Wenn dem so ist, dann genießt er - als Mitbetroffener - weitgehend Narrenfreiheit. Und die nutzte der Comedian Faisal Kawusi im Reeser Bürgerhaus in vollen Zügen aus.

Sein Programm "Glaub nicht alles, was du denkst" war seit vielen Wochen ausverkauft. Das Publikum war zu großen Teilen auffallend jung und kam mehrheitlich nicht aus Rees. Das ergab ein Klatschtest zu Beginn des Abends, bei dem die auswärtigen Gäste dominierten: "Ihr armen Reeser", bemerkte der 26-jährige Comedian. "Wenn es hier eine Schlägerei gibt, kriegt ihr voll auf die Fresse!"

Es war definitiv kein Abend der leisen Töne und der feinen Nuancen. Kawusi produzierte deftig-derbe Schenkelklopfer, die auf Multikulti-Vorurteilen und deutscher Steifheit basierten und auch menschliche Laster wie Popeln oder Rülpsen aufgriffen. Echte Größe bewies der Comedian immer dann, wenn er seine einstudierten Nummern links liegen ließ und das freie Gespräch mit dem Publikum suchte.

So flirtete er durchgehend mit der reiferen Renate in Reihe eins oder versprach dem zwölfjährigen Philipp, der in Begleitung seiner Eltern gekommen war: "Du wirst heute viele neue Wörter kennenlernen. Wenn Du etwas nicht verstehst: Deine Eltern werden es Dir erklären." Als Kawusi schließlich in der zweiten Halbzeit erfuhr, dass die Besucher im Foyer kein Bier mehr kaufen können, verließ er kurzerhand die Bühne und den Saal, um das Bierlager des Bürgerhauses zu plündern und die Beute ans Publikum zu verteilen. Dank dieser gelungenen Improvisation flogen ihm endgültig die Herzen der Zuschauer zu.

Faisal Kawusi erzählte offenherzig aus dem Familienleben, von der 95 Jahre alten Oma, vom Vater, der zu Hause nix zu melden hat, von 17 Cousins und Cousinen mütterlicherseits und von der Hochzeit seines großen Bruders, auf der die Tanten - zuhältergleich - die letzten Singles der Sippe verkuppeln. Einer der vielen afghanischen Onkel ist sogar mit einer Polin verheiratet: "Die eine klaut's, der andere macht's kaputt".

Kawusi zögerte nicht, seltsame Begleiterscheinungen der deutschen Willkommenskultur zu hinterfragen. Gegen Flüchtlinge, die mit 18 Pässen ("wie James Bond") einreisen und sich den Status eines Minderjährigen erschwindeln, empfahl er, "denen ein Bein abzuschneiden und die Ringe zu zählen". Auch er, in Deutschland geboren und aufgewachsen, leide unter den Folgen der Kölner Silvesternacht: "Wenn ich im Kölner Hauptbahnhof eine schöne Frau anschaue, habe ich sofort Tränen in den Augen - vom Pfefferspray."

Trotz allem: "Ich liebe Deutschland", unterstrich Faisal Kawusi und mahnte das Publikum: "Ich finde es schade, dass ihr vergessen habt, Deutschland zu lieben, auch außerhalb der Fußballweltmeisterschaft." Kawusi zeigte wenig Verständnis dafür, dass die Pegida ausgerechnet in Dresden, wo der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung bei 0,025 Prozent liegt, die Islamisierung der Gesellschaft fürchtet. Zugleich plant er aber, die urdeutsche Tradition, Badeliegen frühmorgens mit Handtüchern zu reservieren, auf andere Lebensbereiche auszudehnen: "Wenn ich einen guten Parkplatz sehe - Handtuch drauf! Wenn ich eine schöne Frau sehe, die erst 17 ist - Handtuch drauf!" So sei übrigens die Burka entstanden: "Das ist keine Unterdrückung, das ist eine Reservierung."

(RP)
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