Emmerich Emmerich: Gutes Pflaster für Verbrecher

Emmerich · Bei der Zahl der Straftaten liegt Emmerich im kreisweiten Vergleich an der Spitze. Insgesamt 4213 Delikte verzeichnete die Polizei 2014. Noch offensichtlicher wird die Spitzenposition, wenn die Häufigkeitszahl zugrunde gelegt wird.

 Wenig erfreulich fällt die Bilanz bei den Wohnungseinbrüchen aus. 73 registrierte die Polizei in Emmerich, auch das ist wieder der höchste Wert nach Kleve (95).

Wenig erfreulich fällt die Bilanz bei den Wohnungseinbrüchen aus. 73 registrierte die Polizei in Emmerich, auch das ist wieder der höchste Wert nach Kleve (95).

Foto: RED

Zahlen lügen nicht, heißt es. Und wer sich die aktuelle Kriminalitätsstatistik ansieht, dem fällt auf, dass Emmerich bei der Zahl der Straftaten einsam an der Spitze liegt. Genau 4213 Delikte registrierte die Polizei im letzten Jahr. Das sind rund 100 mehr als in Kleve, dabei hat die Kreisstadt fast 20 000 Einwohner mehr.

Noch offensichtlicher wird diese Spitzenposition, wenn die so genannte Häufigkeitszahl zugrunde gelegt wird. Das ist die Zahl, die die Behörden nutzen, um zu ermitteln, wie hoch die Wahrscheinlichkeit auf 100 000 Personen bezogen ist, Opfer einer Straftat zu sein. Die Häufigkeitszahl für das Land liegt bei 8500, im Kreis bei 7556, in Rees bei rund 5000 und in Emmerich bei erschreckenden 14 000. Im Klartext: In Emmerich ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, von einem Verbrechen betroffen zu sein wie im Kreisgebiet und dreimal so hoch wie in Rees.

Bert Gricksch, Leiter der Direktion Kriminalität, will trotzdem nicht von einem besonderen Brennpunkt in Emmerich sprechen. "In unsere Statistik fließen auch Strafen ein, die der Zoll und die Bundespolizei aufdecken. Da Emmerich an der Grenze liegt, werden automatisch auch eine Vielzahl dieser Delikte erfasst", erläutert er. Da geht es dann vor allem um Drogenfunde im ICE, um Verstöße gegen das Asylbewerbergesetz oder auch einfaches Schwarzfahren im Zug, das ebenfalls als Straftat erfasst wird. Werden diese Delikte rausgerechnet, lande Emmerich bei einer Häufigkeitszahl von 8098. Das sei zwar höher als der Kreisdurchschnitt, aber immer noch unter dem Wert des Landes.

Allerdings fällt bei der Statistik auf, dass Emmerich auch dann weit oben rangiert, wenn es um Straftaten geht, die nichts mit Zoll oder Bundespolizei zu tun haben. So gab es mit 1408 Diebstählen den zweithöchsten Wert im Kreis, mehr waren nur in der Kreisstadt Kleve (1927). Hier verweist Griksch darauf, dass dieser hohe Wert auch damit zu tun hat, dass es im letzten Jahr einen Straftäter aus Emmerich gab, der sich vor allem auf den Diebstahl von Navigationsgeräten spezialisiert hatte. Mehr als 80 Straften gab es zwischen Februar und Mai, der Mann hatte sich dabei ausschließlich auf hochwertige Navis aus VW-Fahrzeugen spezialisiert. Die Tatorte lagen über ganz Emmerich verteilt in Speelberg, Leegmeer, Hüthum Vrasselt, Praest, Elten und Dornick. In drei Fällen auch in Rees. Die Polizei richtete die "Ermittlungskommission Navi" ein, die schnell eine überregional tätige Gruppe aus Litauen im Visier hatte, die sich in Emmerich "eingenistet" hatte. Im Zuge der Ermittlungen konnte schließlich ein 20-jähriger Litauer in Emmerich festgenommen werden. Der Mann wird auch für weitere Taten in Essen und den Niederlanden verantwortlich gemacht und sitzt in Untersuchungshaft. Der Schaden alleine in Emmerich belief sich auf 300 000 Euro.

Erschreckend hoch ist in Emmerich der Wert für Straßenkriminalität, 1006 Straftaten hat die Polizei hier registriert. Auch hier liegt nur Kleve noch etwas schlechter mit 1111. Dafür hat die Stadt aber eben auch 20000 Einwohner mehr. Zum Vergleich: In Rees gab es 2014 gerade einmal 323 Fälle von Straßenkriminalität. Der hohe Wert in Emmerich ist auch nicht mit dem Karnevalstrubel und den verstärkten Einsätzen beim großen Tulpensonntagszug zu erklären. "Karneval fällt statistisch nicht besonders ins Gewicht", sagt Griksch. Das liege auch daran, dass intensiv kontrolliert werde. Ohnehin setzte die Behörde beim Thema "Straßenkriminalität" auch auf Unterstützung von außerhalb, etwas durch Einsatzhundertschaften aus Duisburg. Wichtig sei es, Präsenz zu zeigen.

Wenig erfreulich fällt die Bilanz auch bei den Wohnungseinbrüchen aus. 73 registrierte die Polizei in Emmerich, auch das ist wieder der höchste Wert nach Kleve (95). In Rees waren es 39.

Immerhin kann Emmerich auch etwas Positives zur Bilanz beitragen. Die Zahl der Raubdelikte sank im gesamten Kreis im letzten Jahr von 148 auf 104 Straftaten, das sind stolze 30 Prozent. Hintergrund: Eine Tätergruppe aus Emmerich hatte sich im letzten Jahr "zur Ruhe gesetzt", wie es die Polizei vielsagend formulierte.

(RP)
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