Emmerich Einkaufen auf Platt - ein Test

Emmerich · Wir waren mit den Autoren des Wörterbuchs "Ek proot Emmereks Platt" in Emmerich unterwegs. Verstehen und sprechen die Emmericher noch Platt?

 In Emmerichs Geschäften wird die plattdeutsche Sprache noch recht gut verstanden. Das haben Fritz Köpp, Kurt Berndsen und Hermann Hellebran (von rechts) bei ihrer Tour durch die Stadt herausgefunden.

In Emmerichs Geschäften wird die plattdeutsche Sprache noch recht gut verstanden. Das haben Fritz Köpp, Kurt Berndsen und Hermann Hellebran (von rechts) bei ihrer Tour durch die Stadt herausgefunden.

Foto: Markus van Offern

Über zehn Jahre haben Kurt Berndsen, Hermann Hellebrand, Fritz Köpp und der inzwischen verstorbene Heinz Tervoert sich jede Woche getroffen, um das Wörterbuch "Ek proot Emmereks Platt", in dem rund 16.000 Begriffe übersetzt werden, zusammenzustellen. Damit soll die Sprache erhalten bleiben.

Ab 1950 wurde immer weniger Platt gesprochen, weil die Kinder in der Schule Hochdeutsch lernen mussten. Wir starteten deshalb mit den "Proot Platt"-Autoren den Versuch, ob überhaupt noch in Emmerich Plattdeutsch verstanden und gesprochen wird.

 Besuch in der Bäckerei: Kurt Berndsen und Fritz Köpp (von links) beim Gespräch mit Megy Walczak.

Besuch in der Bäckerei: Kurt Berndsen und Fritz Köpp (von links) beim Gespräch mit Megy Walczak.

Foto: van Offern Markus

"Met Emmereks Platt en en Bühl voll Geld komm`ij dör de ganze Welt - Mit dem Emmericher Platt und einem Beutel voll Geld kommst du durch die ganze Welt", zitierte der 75-jährige Hermann Hellebrand ein Sprichwort.

Doch schon beim Bäcker schaut die Verkäuferin erstaunt, als Fritz Köpp "en lecker Brödje met wat Leckers drop" bestellt. Aber nach kurzer Überlegung bekommt er das Gewünschte. "Ein bisschen habe ich verstanden. Wir haben öfter mal mit Niederländern zu tun, da ist die Sprache ähnlich", sagt Megy Walczak, Fachverkäuferin der Bäckerei Karl.

Fritz Köpp macht Führungen am Drususbrunnen auf dem Eltenberg. "Dort sind viele Niederländer aus der Region, beispielsweise aus Spijk und Lobith. Die verstehen mich gut, wenn ich die Erklärungen in Emmereks Platt gebe", bestätigt er.

Unterwegs gibt es ein kleines "Pröötje" mit Rolf Abbing, einem Ur-Emmericher. Der hat keine Probleme mit dem Plattdeutschen. "Leider wird das immer weniger gebraucht", bedauert er.

Ältere Leute, die sich auf dem Wochenmarkt treffen, die würden sich schon noch in Plattdeutsch unterhalten, Jüngere verstehen die Sprache nicht einmal mehr. Selbst auf Karnevalsveranstaltungen würden immer weniger Büttenreden in Mundart gehalten. "Dabei kann man mit Plattdeutsch einiges sagen, für das man auf Hochdeutsch eine gescheuert bekäme", schmunzelt Hellebrand. Bei dem 86-jährigen Kurt Berndsen wurde früher immer Platt gesprochen, denn die ganze Verwandtschaft kam aus den Niederlanden.

In der Familie von Fritz Köpp sprach der Vater ein so schlechtes Hochdeutsch, dass die Mutter ihm verbot, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen.

"En gewohne Wecker" wollen die Herren beim Juwelier Ulrich Kreutz kaufen. "Holde dij Denger dann ook so lang as frugger?" Ob die Dinger denn auch so lang wie früher halten?

Ulrich Kreutz hat keine Probleme, diese Frage zu verstehen. Er selber spricht eine Mischung aus Platt und Niederländisch und auch einige seiner Mitarbeiter haben VHS-Kurse in Niederländisch besucht und kommen so auch mit dem Plattdeutschen klar.

Koppin, Tandpinn, Schitterei oder Verkäldheit (Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Durchfall oder Schnupfen)? Das ist ein Fall für die Apotheke. Etwas verwundert schaut Burkard Horst von der Glockenapotheke, als Köpp über "Pinn in den Buck" klagt. Doch er erkennt gleich, was sein Kunde will: "Ein Mittel gegen Magenschmerzen?" Eigentlich spricht Fritz Köpp nur Hochdeutsch mit ihm, deshalb ist er erstaunt, lacht der Apotheker, der zugibt, nur ganz wenig Plattdeutsch zu verstehen. "Meine Eltern kamen nicht von hier", sagt er.

Ob man mit Emmericher Platt durch die ganze Welt kommt, das ist die Frage. Da ist das zweite im Sprichwort angesprochene "Reiseutensil" - ein gut gefüllter Geldbeutel - wohl hilfreicher. Tatsächlich wird in den Geschäften Emmerichs, gerade wenn dort auch ältere Mitarbeiter sind, die plattdeutsche Sprache noch gut verstanden. Wenn auch die meisten sie nicht mehr sprechen. Vielleicht sollte man sich für die besonderen Ausdrücke ein "Proot Emmereks Platt"-Lexikon kaufen - aber das ist leider ausverkauft. Ob es eine Neuauflage gibt? Darüber ist noch nichts bekannt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort