Emmerich "Ein paar Hundert bei uns"

Emmerich · Nach der Kobra-Jagd von Mülheim: Auch in der Rheinstadt sind schon Schlangen ausgebüchst. Giftige Reptilien waren allerdings bisher nicht darunter. Emmericher Experte fordert eine Schulung für Halter.

September 2005: Der Emmericher Heinz Kerst findet in seinem Garten an der Merowinger Straße eine etwa halben Meter lange, rot-braune Schlange. Da er den Besitzer nicht kennt und auch nicht weiß, ob das Exemplar giftig ist, folgt ein Anruf in unserer Redaktion.

Denn Kerst hatte zuvor einen Artikel über den Emmericher Terraristik-Experten Rainer Hackfort mit Fachhandel an der Prälat-de-Wall-Straße gelesen und bittet die Redaktion um Mithilfe.

Die Story hat — im Gegensatz zur Kobra in Mülheim bisher — ein Happy End: Hackvoort erkennt die "Einsteiger-Schlange" sowie die zum damaligen Zeitpunkt "beliebteste Schlange Emmerichs" sofort. Es handelt sich um eine ungiftige Kornnatter, die bis zu 1,20 Meter lang werden kann. Einige Wochen später kann sie dem Besitzer an der Gerhard-Storm-Straße wiedergegeben werden.

Wochen zuvor war bereits eine Erdnatter an der Karolingerstraße eingefangen worden. Und davor musste der Bauhof eine fünf Meter lange Würgeschlange entsorgen. Sie lag tot im Borgheeser Wald.

In Emmerich hat die Zahl der Schlangen in den letzten Jahren zugenommen. Da ist sich Rainer Hackfort sicher. Bezifferte er die Anzahl dieser Reptilien 2005 noch mit circa 200, sprach er gestern schon von "einigen Hundert". Egal, ob giftig, Würgeschlange oder gänzlich ungefährlich.

"Es muss auf jeden Fall eine Regelung her, wer für den Menschen bedrohliche Schlangen halten darf und wer nicht", fordert Hackfort im RP-Gespräch. Ein entsprechendes Seminar in Theorie und Praxis hält er für unabdingbar. Schließlich darf sich derzeit jeder Interessierte ein entsprechendes Exemplar zulegen. Eine Meldepflicht für Giftschlangen gibt es in NRW nicht.

Hackfort weiß sehr genau, wo exakt das Problem mit wirklich gefährlichen Schlangen liegt: "Professionelle und intelligente Halter gehen so gut wie immer sehr verantwortungsvoll mit den Tieren um." Da büchse so gut wie nie eine Schlange aus.

Anders sähe es mit Zeitgenossen aus, für die eine giftige oder Würgeschlange oft bloß ein Statussymbol darstelle. "Das kann mitunter schnell zum Problem werden", erklärt Hackfort. Womit er neben unsachgemäßer, also tierquälender Haltung eben auch den Sicherheitsaspekt meint.

Hackfort selbst züchtet und verkauft keine Schlangen mehr. Ein letztes Exemplar wird bald abgegeben. Dann gibt es bei ihm nur noch griechische Landschildkröten.

Die sind ungefährlich.

(RP)
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