Rees Ein neuer Nachtwächter für Rees

Rees · Tomas Nienhuysen mag Burgen, Schlösser und das Mittelalter. Doch dass er mal zur Garde der Reeser Nachtwächter stoßen würde, hätte sich der 45-jährige Friseurmeister nie träumen lassen. Im Dezember 2015 stand aber Heinz Wellmann, Vorsitzender der "Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren", in seinem Friseursalon und machte ihm das überraschende Angebot.

 Lampenfieber kennt Tomas Nienhuysen (rechts) eigentlich nicht. Dennoch will er noch mindestens eine Führung gemeinsam mit Heinz Wellmann (links) machen, bevor er sich die erste Solo-Tour zutraut.

Lampenfieber kennt Tomas Nienhuysen (rechts) eigentlich nicht. Dennoch will er noch mindestens eine Führung gemeinsam mit Heinz Wellmann (links) machen, bevor er sich die erste Solo-Tour zutraut.

Foto: Markus van Offern

Zuvor hatte Nienhuysen sich oft den Spaß gegönnt, aus seiner Wohnung einen Eimer Wasser in Wellmanns Richtung zu kippen, wenn der Nachtwächter durch die Fallstraße zog und seinen Gästen von der früheren Reeser Unsitte erzählte, den Inhalt von Nachttöpfen aus dem Fenster zu schütten. "Unser gespielter Streit hat mir gezeigt, wie toll Tomas eine lustige Rolle spielen kann", sagt Heinz Wellmann.

Nachdem sein Stellvertreter, Bernd Schäfer, zuletzt krankheitsbedingt für mehrere Wochen ausfiel, wusste Heinz Wellmann, dass er sich auf die Suche nach einem "zweiten zweiten Nachtwächter" begeben musste. Nur so sei sichergestellt, dass die öffentlichen Führungen durch das abendliche Rees immer angeboten werden können, auch wenn mal ein Reeser Nachtwächter krank oder verreist ist. Am vergangenen Freitag war Tomas Nienhuysens Feuerprobe. Erstmals ging er, noch begleitet von seinem Mentor, in voller Gewandung und mit 20 Gästen auf Tour. Er erzählte aus der Stadtgeschichte, sang das Nachtwächterlied und stieß ins Horn. Das schwarze Gewand, die Lederstiefel und die Hellebarde hatte Nienhuysen im Internet bestellt. Auch einen Bart hat er sprießen lassen, doch so lang und markant wie der Bart des Gildemeisters Wellmann soll er nicht werden. "Ich will Heinz nicht kopieren, sondern meinen eigenen Stil entwickeln", sagt Nienhuysen, der fast 20 Jahre lang Tanzmusik auf Reeser Feiern gemacht hat. Mitglied in der "Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren" ist Tomas Nienhuysen inzwischen auch. Er freut sich auf die Regionalversammlung, die am 22. Oktober in Rees stattfindet. Die Geschichte der Reeser Nachtwächter begann am 3. Oktober 2007. Damals bot Heinz Belting die erste Tour dieser Art an, ab 2008 kam Heinz Wellmann dazu.

Aus Rees stammt auch der jüngste aktive Nachtwächter der Gilde. Der zehnjährige Jan Roos wird in den Osterferien am Dienstag, 29. März, erneut an Wellmanns Seite laufen, wenn beide eine Führung für Kinder anbieten. Sie beginnt um 20 Uhr, Kinder bis zwölf Jahren sind kostenlos dabei.

(RP)
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