Haldern-Countdown Ein Mann wie der Battenbergturm

Emmerich · Am 11. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Hier sein Urteil:

 Der größte Songwriter Schwedens: Ebbot Lundberg (3.v.l.) und seine Band The Indigo Children.

Der größte Songwriter Schwedens: Ebbot Lundberg (3.v.l.) und seine Band The Indigo Children.

Foto: peter Nilsson

Hothouse Flowers - ohne aktuelles Album 1985 gründeten sich die Hothouse-Flowers und sind damit nur ein Jahr jünger als das Haldern-Pop-Festival selbst. Die erste Single wurde auf dem Label von U2 veröffentlicht, das erste Album kletterte in Irland auf Platz 1, im UK auf Platz 2. Die ganz große Karriere blieb der irischen Band zwar verwehrt. Bei den Machern des Haldern-Pop-Festivals werden die Musiker weiterhin verehrt: 1998 war die irische Soulrockband bereits auf dem Reitplatz zu Gast, damals spielte dort auch eine gewisse Band namens Guano Apes. Die sind längst Geschichte, die Hothouse Flowers machen weiter, ohne neues Album zwar, dafür mit einigen Klassikern wie der Single "Don't go". Wer sich die noch mal auf Youtube gibt, der versteht.

Klingt wie: Simply Read, Van Morrison, Crowded House (ohne Wertung)

Ebbot Lundberg & The Indigo Children - For The Ages To Come Vier Jahre ist es her, dass sich die schwedische Superband The Soundtrack Of Our Lives um Mastermind Ebbot Lundberg aufgelöst hat - in Haldern waren sie Stammgast, und mancher (Autor eingeschlossen) merkte es zum Ende, welch traurige Nachricht das Ende dieser Band bedeutete. Jetzt kommt der Trost: Mit seiner neuen Truppe The Indigo Children schafft Mr. Lundberg nun unerwartet mindestens ebenso Großes: Ähnlich wie bei seiner Vorgängerband spezialisiert er sich wieder auf die große Geste, auf Psychedelic-Rock-Hymnen. Songs wie "To Be Continued" oder "I See Forever" sind kraftvoll und intensiv. In den Instrumentalpassagen erinnert das Werk teilweise an die Doves. Lundberg kann aber auch mal vom Gas gehen wie in "In Subliminal Clouds". Man ahnt hier, warum Noel Gallagher von Oasis diesen Typen so schätzt. Ebbot Lundberg ist hiermit nicht nur der voluminöseste und bärtigste Songwriter Schwedens - er ist hiermit auch der größte. Ein Mann wie der Battenbergturm!

Klingt nach: The Soundtrack Of Our Lives, Union Carbride Productions (Punkte: 5/5).

Michael Kiwanuka - Love & Hate Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Londoner Retrosouler Michael Kiwanuka mit seinem neuen Album "Love & Hate" der neue Star am Soulhimmel wird. Wehklagen, Jauchzen, Frohlocken - der Typ kann stimmlich einfach alles. Auf seinem Debüt "Home again" orientierte er sich noch am Soul, hier aber wildert Kiwanuka munter in der Fibel des Pop: Gospel und Funk sind zu hören, es gibt herzergreifende Backgroundchöre, satte Streicherparts, mutige Gitarrensoli und die Orgeln dürfen wimmern wummern, dass man nichts mehr anderes hören will als Orgeln. Es wundert nicht, warum Mr. Kiwanuka schon im Vorprogramm von Adele sang. Demnächst wird er der männliche Adele, Pop-Adel! Als Einstiegslied sollte man unbedingt den 7:07 Minuten langen Titeltrack "Love & Hate" hören und sich erfreuen, mit welch einfachen Mitteln auch heute noch ein guter Popsong geboren werden kann. Wir legen uns fest: Kiwanuka wird der Hero des Festivals.

Klingt wie: Marvin Gaye, Isaac Hayes, Bill Withers (Punkte: 5/5).

Albin Lee Meldau - Lovers Mr. Meldau ist ein junger Songwriter aus der Stadt Gothenburg in Schweden. Auf der EP "Lovers" deutet der Kerl an, warum das Label Universal ihn unter Vertrag nahm. Der Endzwanziger, der lange Mitglied der schwedischen Band Magnolia war, beherrscht die Kunst, gefühlvolle Soulfolksongs nicht zu überfrachten mit Pathos. Es fehlt allerdings auch etwas an Tiefe, Ecken und Kanten bei dieser Musik.

Klingt wie: Hozier, Tom Odell (Punkte: 3/5)

Fai Baba - The Savage Dreamer Der Züricher Musiker Fai Baba heißt mit bürgerlichem Namen Fabian Sigmund und ist Teil einer neuen Bluesbewegung in der Schweiz. Er interpretiert den Blues frei, als Höllenritt durch die Stile. Da dürfen überraschende Soli erklingen, das Keyboard darf wummern. Die Songs folgen keiner direkten Logik. Mal klingt das wie rotziger Rockmusik im Stile der White Stripes oder Jimi Hendrix, dann wieder introvertiert und leidend wie B. B. King.

Klingt wie: White Stripes, B. B. King (Punkte: 3,5/5).

(RP)
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