Horst Balkmann Ein Leben ohne Sparkasse?

Emmerich · Horst Balkmann war fast fünf Jahrzehnte für die Sparkasse Emmerich-Rees tätig - acht Jahre davon als Sparkassendirektor. Morgen wird er in den Ruhestand verabschiedet.

Horst Balkmann: Ein Leben ohne Sparkasse?
Foto: van Offern Markus

1969 haben Sie bei der Sparkasse in Emmerich angefangen. Was hat sich im Vergleich zu damals geändert?

Horst Balkmann Die Sparkasse in Emmerich war wesentlich kleiner. Fast ein Familienbetrieb. Wir hatten damals fünf Filialen, 48 Angestellte, etwa 15 Azubis und eine Bilanzsumme von 92 Millionen D-Mark, also etwa 46 Millionen Euro. Heute haben wir elf Filialen, zählen 185 Köpfe und haben eine Bilanzsumme von 800 Millionen Euro.

Wie viel Zinsen hätte ich damals bekommen, wenn ich ein Sparbuch bei der Sparkasse eröffnet hätte?

Balkmann Gute Frage. Ich denke, das werden so etwa zwischen zwei und drei Prozent gewesen sein.

Und heute?

Balkmann Da sprechen Sie ein Problem an. Früher gab es risikolose Rendite, heute gibt es renditeloses Risiko. Den Sparern zu erklären, dass sie keine Zinsen mehr bekommen, macht keinen Spaß. Aber das geht ja allen Banken so. Wir haben unter immer stärkeren Reglementierungen zu leiden, auch die Eigenkapitalanforderungen werden immer größer. Das macht das Arbeiten schwieriger.

Dann haben Sie also den richtigen Zeitpunkt erwischt, um in den Ruhestand zu gehen?

BAlkmann Das würde ich so nicht sagen. Da ist schon sehr viel Wehmut mit dabei, zumal ich ja schon seit 47 Jahren für dieses Haus arbeite. Aber sagen wir mal so: Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich in einem etwas entspannterem Umfeld in den Ruhestand hätte gehen können.

Durch die Fusion mit Kleve und Straelen brechen für die Sparkasse Emmerich-Rees neue Zeiten an. Wie wird sich das vor Ort auswirken?

Balkmann Der Kunde wird davon nichts merken. Alle Filialen und Ansprechpartner bleiben erhalten. Wir sind auch weiter hier verwurzelt.

Werden Arbeitsplätze abgebaut?

Balkmann Mittelfristig werden Stellen über natürliche Fluktuation abgebaut, das bleibt aber überschaubar und betrifft nicht den Vertrieb, also den Kundenbereich, und hat auch nichts mit der Fusion zu tun. Letztendlich hilft die Fusion Arbeitsplätze zu sichern, weil wir nun stärker geworden sind.

Die Sparkasse ist ja auch mit Jugend- und Bürgerstiftung und mit dem Bürgerpreis vor Ort aktiv. Wird sich daran etwas ändern?

Balkmann Pro Jahr geben wir 200.000 Euro für Projekte am Ort in den Bereichen Soziales, Kultur oder Sport aus. Das bleibt bestehen, es wird auch weiter Zustiftungen geben. Das ist auch Teil des Fusionsvertrages.

An der Fusion gab es Kritik eines Volksbankchefs von der linken Rheinseite. Er hatte bemängelt, dass für die Fusion Steuergelder aufgewendet wurden.

Balkmann Ich kann die Nervosität verstehen, denn beim Mitbewerber besteht zu Recht die Sorge, dass er es jetzt mit einer noch stärkeren Sparkasse zu tun hat. Aber es ist nun einmal unser Geschäftsmodell, dass eine Kapitalerhöhung nur durch die Eigentümer möglich ist. Und das sind nun mal Städte und Kommunen.

Was wäre denn die Alternative zu der Fusion gewesen?

Balkmann Das ist natürlich von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig, aber wir hätten in jedem Fall sparen müssen. Möglich wäre auch gewesen, dass größere Häuser an der Sparkasse Interesse bekommen hätten. Jetzt liegen wir mit einer Bilanzsumme von 2,3 Milliarden Euro knapp im Durchschnitt der Sparkassen. So kann ich sagen, die Fusion war eine gute Entscheidung, auch zu diesem Zeitpunkt.

Haben Sie schon Pläne für Ihre Zeit im Ruhestand?

Balkmann Noch nichts Konkretes. Es wird sicher ein paar Reisen geben, die ich bislang nicht machen konnte. Und ich werde wieder mehr Joggen gehen, was ich in letzter Zeit vernachlässigt habe. Aber ob es überhaupt ein Leben nach und ohne Sparkasse geben kann, muss ich jetzt erst einmal herausfinden (lacht).

DAS GESPRÄCH FÜHRTE RP-REDAKTEUR MARKUS BALSER

(RP)
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