Emmerich Ein Lädchen für die Zukunft des Dorfes

Emmerich · Das "Hanselädchen" in Grieth ist eröffnet. Es bietet ein volles Sortiment, hat Platz für ein Café und gehört als Genossenschaft den Bürgern von Grieth. Anstoß war 2014 das Projekt der Hochschule Rhein-Waal "Smart Village".

 Christian Reintjes (links) und Birgit Mosler (2.v.r.) freuen sich über die gute Resonanz zur Eröffnung des Hanselädchens.

Christian Reintjes (links) und Birgit Mosler (2.v.r.) freuen sich über die gute Resonanz zur Eröffnung des Hanselädchens.

Foto: Gottfried Evers

Alles ist da: 1048 verschiedene Artikel hat das Lädchen, das eigentlich ein ausgewachsener Laden ist, im Angebot. Vom Cremissima-Eis bis zur Fischkonserve, von der Marmelade bis zu den unverzichtbaren Alltagsdingen wie Zucker, Mehl und Sonnenblumenöl. Wurst und Käse aus der Frischetheke sind genauso da, wie das täglich' Brot. Das Hanselädchen ist besser sortiert als Aldi in seinen besten Jahren: "Vor zehn Jahren hatte Aldi nur 800 Artikel im Sortiment", sagt Christian Reintjes. Er ist Vorstandsmitglied der Genossenschaft, die das Hanselädchen in Grieth letztlich möglich gemacht hat: Mehr als 100 Bürger des Dorfes, das sich so malerisch hinter den Rheindeich direkt am Strom schmiegt, haben Genossenschaftsanteile à 250 Euro erworben. Damit ist ein großer Teil des Ortes mit seinen 200 Haushalten Anteilseigener am Lädchen, das wieder Leben in das zwar malerische, aber nicht wirklich zentral gelegene Grieth bringen soll. Samstag wurde das Lädchen eröffnet.

"Jetzt liegt es am Dorf, ob das Projekt eine Zukunft hat", sagt Reintjes. Das Angebot ist rund, von "Gut-und-Günstig"-Produkten aus der Palette des Edeka-Konzerns bis hin zu den gängigen Marken. Doch selbst wenn das eine oder andere Produkt etwas teurer sein sollte: Die Fahrkosten bis zum nächsten Supermarkt wiegen das locker auf.

Begonnen hatte das Ganze im Sommer 2014 als Projekt der Hochschule Rhein-Waal (HSRW). Birgit Mosler, selbst Einwohnerin in Grieth, zog als Projektkoordinatorin mit einigen Studenten in das leerstehende Geschäftslokal seitlich des mittelalterlichen Marktes. Hier war HSRW-Professor Rolf Becker als Leiter des Projektes "Smart Village" auf der Suche nach dem Dorf von morgen - und Grieth sollte Beispiel sein. "Das Hochschulbüro hat den Anstoß gegeben - das Lädchen haben wir dann aus dem Dorf heraus entwickelt", sagt Mosler heute. "Smart Village" ist inzwischen ausgelaufen, ein anderes Euregio-Projekt zur Entwicklung von Dörfern in Angriff genommen. "Wir werden die Entwicklung hier auch als Hochschule natürlich weiter beobachten", sagt die Koordinatorin. Die Griether haben den ersten Schritt getan: Denn wichtig für das Leben ist die Nahversorgung und ein Treffpunkt, so einer der Leitsätze des Hochschulprojektes. Und so ist das Lädchen nicht nur Vollsortimenter, es ist auch Café - für Touristen ebenso, wie für die Dorfbewohner. Neben der Nahversorgung also auch ein Treffpunkt: Mosler steht am Samstag an einem der Holztische im Hanselädchen am Markt und füllt Zuckerwürfel in die Zuckerdose.

Café und Laden kommen bestens an. Schon am Eröffnungstag faucht der Kaffeeautomat gegenüber der Theke unablässig, während draußen vor der Tür der Shanty-Chor des Orts von der See träumt und das ganze Dorf rund um das Lädchen und in den verwinkelten Räumen unterwegs zu sein scheint. Schön hat die Truppe um Christian Reintjes das Häuschen hergerichtet, die alten bunten Platten auf dem Boden liegen wie ein Läufer im Flur, der erste Stock wartet noch auf den Ausbau. Dann sind hier auch kleine Gesellschaften möglich, sagt Reintjes.

Viele Griether sind begeistert von ihrem neuen Treffpunkt am Markt, sagt Rolf Passens, der vor sieben Jahren nach Grieth gezogen ist und noch mitbekam, wie nach und nach alles zu machte - bis zur Kneipe. Er freut sich, künftig auch Leute im Dorfcafé treffen zu können. Derweil wieselt der dreijährige Jakob durch die Räume und sitzt schwupps auf dem Arm seiner Mutter, schwer begeistert vom erstandenen Lutscher. Mutter Nadine Scheltermann staunt, was es alles im Lädchen zu kaufen gibt. Freut sich, dass wieder ein Ort zum "Brötchenholen" da ist, zum Kaffeetrinken. "Grieth wird durch den Laden ganz bestimmt aufgewertet. Jetzt können sich die Kinder hier auch mal ein Eis holen", sagt sie. Jakobs Bruder Hannes macht's vor, er kann schon alleine bezahlen.

Nick Schreiner hat wie die anderen bis weit nach Mitternacht gewerkelt, damit das "Hanselädchen" pünktlich am Samstag eröffnen konnte. Schon um 6.15 Uhr war er wieder auf den Beinen. Er gehört zu den vielen Helfern, die das Projekt erst möglich gemacht haben. Und die an alles gedacht haben: Im "Fischerdorf" Grieth gehören "Fisherman's Friends" ganz selbstverständlich zum Sortiment . . .

Öffnungszeiten: wochentags 6.30 bis 12 Uhr, 14 bis 19 Uhr, samstags 8 bis 19 Uhr, sonntags 8 bis, 17 Uhr (Dienstag ist Ruhetag)

(RP)
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