Emmerich Ein kleines Dorf ist Festival-Zentrum

Emmerich · Kommendes Wochenende steht Zyfflich im Zeichen der Musik. Insgesamt 2000 Gäste werden zur 13. Auflage des Blues-Festivals und zum 4. Woodstock-Konzert erwartet.

Wenn die Bevölkerungsdichte in Zyfflich plötzlich auf das Vierfache anschwillt, wenn die Menschen dort in Schlaghosen und Blumenshirts durch die Straßen laufen und durch die Sommernacht Lieder wie "Piece of my Heart"(Janis Joplin), "My Generation" (The Who) und "With a little help of my friends" (Joe Cocker) klingen, dann ist in dem kleinen Storchendorf wieder Festival angesagt. Gewöhnlich steht Zyfflich für Ruhe, Dorfidyll und grüne Wiesen. Doch einmal im Jahr herrscht dort Ausnahmezustand, geben sich internationale Blues-Größen und Rockbands die Klinke in die Hand. Einmal im Jahr wird das 500-Seelen-Dorf zum Mekka Tausender Festivalfans. Warum? Nun ja, weil die Frauen der "Grenzlosen Querschläger" der Schützengilde St. Antonius einen Ausflug machen wollten.

"Allerdings wollten die Damen für das nötige Kleingeld mal etwas anderes machen, als eine Getränketheke aufzubauen, und haben sich überlegt, einfach ein Fest auszurichten", sagt Ton Aalbers vom Organisationsteam. Die Idee fand Gefallen, und schnell auch viele freiwillige Helfer. 2004 ging der erste "Blues in Zyfflich" in der Dorfscheune an den Start. Und war ein voller Erfolg: "Dank Blues-Liebhaber Leo Presting, der guten Kontakt zu vielen Musikern hielt, hatten wir schon bei der ersten Veranstaltung ein hochkarätiges Line-up", erzählt Aalbers. 300 Besucher waren damals dabei. Die Dorfscheune in Mitten des kleinen Örtchens war ausverkauft. "Wir hatten alle Spaß an dem Festival", sagt der Organisator. "Und weil es so gut gelungen war, dachten wir: Warum nicht jährlich wiederholen?"

Gesagt, getan: Der Verein "Blues in Zyfflich" gründete sich. Aalbers wurde Vorsitzender, und die Erfolgsstory nahm ihren Lauf: Im nächsten Jahr feierten noch mehr Gäste mit, ein Jahr darauf platzte die Scheune aus allen Nähten. Neben den zuvor überwiegend niederländischen Besuchern feierten nun auch die Deutschen mit. "Das ist für mich das Besondere an diesem Festival. Die Mischung von deutschen und niederländischen Gästen bringt eine tolle Stimmung, ganz ohne Spannungen", sagt Aalbers.

Der Ausnahmezustand im beschaulichen Dorf fand grenzüberschreitend immer mehr Anhänger. 2008 wich der "Blues in Zyfflich" deshalb in ein Festzelt aus und vergrößerte sich so auf 500 Gäste. "Und selbst das reichte nicht aus." Seit 2009 wird in der Dorfscheune sowie im Festzelt mit zwei Bühnen gefeiert. Die Kapazität: Rund 1000 Gäste pro Tag. In der Größe ausdehnen will der Verein das Fest jedoch nicht mehr. "Die Gemütlichkeit und Atmosphäre ist uns dafür zu wichtig", betont der Vorsitzende.

Stattdessen hat sich das Festival in seiner Länge erweitert. 2013 war Premiere für das Vorabend-Programm "Woodstock in Zyfflich". Und wieder war das Ergebnis sensationell. "Gleich das erste Festival war ausverkauft", so Aalbers. Dabei ist das Konzept ganz anders als bei dem Bruderfest. "Blues ist etwas für Liebhaber. Man steht vor der Bühne, trinkt sein Bier und genießt - leicht wippend - die Musik", erzählt Aalbers. "Woodstock dagegen ist richtige Party. Die Leute kleiden sich im Hippie-Look, gehen voll in der Musik auf und tanzen den ganzen Abend." Entsprechend verbreitert hat das Woodstock-Festival den Besucherkreis. Während zum Blues-Abend eher Männer ab 50 Jahren hingehen, ist das Woodstock-Fest vor allem bei Frauen beliebt. Der Erlös fließt übrigens in die Unterstützung der Dorfscheune.

Eines haben aber beide Festtage gemeinsam: Jeder Act, jeder Programmpunkt, selbst die Dekoration, ist von den knapp 20 Mitgliedern mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Dafür wird das ganze Jahr überlegt, geplant und vorbereitet. "Wir alle sind berufstätig und übernehmen die Organisation in unserer Freizeit", sagt Aalbers. "Trotzdem bemühen wir uns, stets etwas Neues anzubieten." Auch dieses Jahr: So erwartet die Besucher am Woodstock-Abend am Freitag, 3. Juni, 19.30 bis 24 Uhr, ein "Wellness-Bereich" mit Massage und Kino, wo Filme vom Woodstock-Original (1969) laufen. Auf den Bühnen sind derweil "Purple Strangers", Tim Hardin, "Squonk", "The Stolling Rones", "The Revolvers" sowie die Stamm-Band "Woodstock Tribute Band" zu sehen. Zum "Blues in Zyfflich", Samstag, 4. Juni, 19.30 bis 24 Uhr, haben sich "Meena Cryle & The Chris Fillmore Band", "Cologne Blues Club ft Timo Gross", Ralph de Jongh, "Loes Swinkels & Band", "Detonics"und Super Chikan & The Dynaflow" angemeldet. Zudem findet das Finale des Singer-Songwriter-Contest live auf der Bühne statt.

Karten für 20 Euro je Abend, Camping 7,50 Euro (Zelt), 9,50 Euro (Caravan), unter www.festivalinzyfflich.de.

(beaw)
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