Emmerich Drei Stunden Warten für "Fastnackt"

Emmerich · Karneval im Kellertheater: Ein Besuch beim Vorverkauf für die kultigste Sitzung in Emmerich.

 So sieht Vorfreude aus: Rainer Dachmann hat soeben eine Karte für die Fastnackt-Sitzung gekauft.

So sieht Vorfreude aus: Rainer Dachmann hat soeben eine Karte für die Fastnackt-Sitzung gekauft.

Foto: Markus van Offern

Es gab kaum ein Durchkommen. Vor der Tür des Kellertheaters Seifenblase an der Goebelstraße war der Bär los. Am Donnerstagabend fand der Karten-Vorverkauf für die fünf Fastnackt-Veranstaltungen im Januar statt. Um 18 Uhr wurde die Tür geöffnet. "Der erste saß bereits um 14.40 Uhr da", sagte Seifenblase-Gründer Johannes Verbücheln.

Fastnackt-Akteur Theo Gertsen hatte im Flur einige Stühle aufgestellt, doch viele hatten - aufgrund langjähriger Erfahrung - auch selber Camping-Klappstühle mitgebracht. Als Erster war Arnold Thesing da, er bekam die Wartekarte Nummer 1 und wurde gegen 16.15 Uhr von Gerd Evers abgelöst. "Ich habe mich warm genug angezogen und Mütze und Handschuhe dabei. Im letzten Jahr war es sehr kalt", sagte Evers, der sechs Karten für die Premierenveranstaltung am 5. Januar kaufen wollte.

"Wir sind seit sechs Jahren dabei, nehmen die Warterei auf die Karten gerne in Kauf", sagte er. "Das ist eine tolle Veranstaltung, sehr gesellig, und die Leute, die auftreten, sind bombig."

Rund drei Stunden wartete auch Gerd Gertsen, bevor er seine zehn Karten erwerben konnte. "Alles für die Verwandtschaft", sagte er. Denn Bruder Theo Gertsen gehört zum Fastnackt-Ensemble. Aber einen "Verwandtenbonus" gibt es dennoch nicht, auch der CDU-Politiker musste warten. "Der Abend ist immer so gesellig, da nehme ich das gerne in Kauf", sagte er. Er hatte die Wartenummer 7. "Wenn man unter den ersten Zehn ist, hat man die Chance, Karten für seinen Wunschtermin zu bekommen."

Schon seit mehreren Jahren kommt Sabine Steinweg zum Kartenvorverkauf. "Wir wissen, dass das mit viel Geduld verbunden ist", sagte sie. Um 15.20 Uhr war sie da und bekam die Nummer 23. Um sich aufzuwärmen, hatte sie in einer Thermoskanne Glühwein mitgebracht, den sie gemeinsam mit anderen Wartenden trank. "Selbst das Warten ist schon gesellig", meinte sie. Das fand auch Waltraud Boss. Sie kam gegen halb vier, eine halbe Stunde später brachte ihr Ehemann Kaffee und Kuchen nach. "Im Laufe der Jahre sind wir immer besser ausgestattet. Beim nächsten Mal nehmen wir den Campingtisch mit, dann ist es noch gemütlicher", schmunzelte sie. Sie brauchte zehn Karten, auch für einige "alte Emmericher", die in Bonn wohnen, aber für "Fastnackt" gerne in ihre Heimat kommen.

Eine Minute nach 18 Uhr wurde die Tür geöffnet. Im Kellertheater standen fünf Tische, auf jedem lagen die Eintrittskarten für jeweils einen Termin in verschiedenen Farben, beispielsweise grün für den 5. Januar, gelb für den 13. Januar. Zwölf Euro kostete eine Karte. Jeweils zwei Personen wurden hereingerufen und konnten ihre Karten kaufen. Einer der ersten war Rainer Dachmann, der mit Wartenummer 4 seine zehn Karten - mehr gab es nicht auf einmal - zum Wunschtermin bekam.

Pro Abend werden 100 Karten ausgegeben. Die Ideen zu der Veranstaltung sammeln die Fastnackt-Leute übers ganze Jahr. "Mir fielen ein paar Sachen auf der Fiets ein, als ich zwischen Emmerich und 's-Heerenberg unterwegs war", erzählte Sabine Gerritschen. Ab Oktober wird es konkret. Politische Sketche überlege man aktuell, sagte Ehemann Ludger.

"Wir wurden oft gefragt, ob wir nicht zum Kapaunenberg wechseln wollen", sagte Johannes Verbücheln. "Aber dann geht die Atmosphäre verloren. Das ist unser Keller, Fastnackt gehört hier hin."

(moha)
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