Emmerich Die Welt zu Gast im Artoll

Emmerich · Seit Sonntag ist im Kunstlabor die Ausstellung "Weltlabor" zu sehen. Künstler aus vielen Nationen präsentieren ihre Sicht auf die Welt auf zwei Etagen.

 Anja Maria Strauss neben ihrer Arbeit. Die Wurzel wählte sie, um die Beziehung des Menschen zu seiner Heimat darzustellen.

Anja Maria Strauss neben ihrer Arbeit. Die Wurzel wählte sie, um die Beziehung des Menschen zu seiner Heimat darzustellen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Wie schaut unsere Welt aus? Wie unsere Gesellschaft? Mit diesen Fragen beschäftigen sich seit Anfang des Monats zwölf Künstler im Artoll-Sommerlabor. Die Ergebnisse ihres kreativen Schaffens sind jetzt in einer Ausstellung zu sehen.

Herausgekommen sind vielfach mit persönlichen Erinnerungen gespickte Werke der Künstler, die das Thema "Weltlabor" auf ganz verschiedene Art angegangen sind. Mal, wie Veronika Radulovic, in Form der Ausstellung einzelner Seiten eines historischen Buches zum Kolonialwarenhandel, mal als surreal anmutender Ausflug in die menschliche Gedankenwelt (Elham Vahdat). Die Iranerin, die seit 1999 in Deutschland lebt und arbeitet, spielt auf ein Gefühl an, das sicherlich jeder der Besucher schon mal verspürt hat: Wirrwarr im Kopf. Deutlich machen sollen das zwei haldurchsichtige Vorhänge, die mit verschiedenen Mustern bedruckt sind. In der Mitte ein schmaler Spalt, in den eine menschliche Gestalt projiziert wird. Ein einem kleinen Nebenraum wird das noch deutlicher. Durch ein winziges Loch schaut der Betrachter in einen dahinterliegenden Raum. Ein Projektor wirft in schneller Abfolge immer neue Bilder und Muster an die Wand - ein Sinnbild für das Chaos im Kopf.

Ein paar Räume weiter setzt Zahra Hassanabadi, ebenfalls Iranerin, einen ganz anderen Akzent. Ihre Arbeiten sind geprägt von Neuorientierung und Nostalgie. So findet man im Kunstlabor neben einem großen, käfigartigen Gebilde aus alten Teelicht-Fassungen auch eine Art Teppich aus Pistazien-Schalen, umrandet mit Dattel-Kernen und vielen Souvenirs aus dem Iran. Erinnerungen an ihr altes Leben, ihre alte Heimat. Nebenan wird es dann zunehmend politisch. Der Syrer Bassam Alkhouri beschäftigt sich seit Jahren mit Propaganda. Und auch sein Werk beim Weltlabor ist geprägt von diesem Einfluss. Drei Räume hat er gestaltet, in denen die Realität von Raum zu Raum durch eine Scheinwelt ersetzt wird. Der erste Raum, ein Sammelsurium von religiösen und anderen Symbolen in roter Farbe an einer Wand. Das Auge braucht einige Zeit, bis es diese erkennt, filtert sie dann aber schnell heraus. Jüdisch, muslimisch, christlich - Alkhourdi lässt kaum ein Symbol aus. Er selbst bezeichnet sein Schaffen als Propaganda-Kunst gegen Propaganda. Mahnend ist auch das Werk Oleg Yushkos. Er gestaltete einen Raum in der ersten Etage des Labors. Lediglich drei Teile eines Fensters mit undurchsichtigem, aber erleuchtetem Milchglas sind an einer Wand zu sehen. Ebenfalls ein Symbol, denn der Weißrusse spielt damit auf den eingeschränkten Blick seiner Landsleute an.

Eine ganz andere Sicht auf die Welt zeigt die Künstlerin Satomi Edo. Sie hat ihr Geburtshaus in Japan aus Stoff nachgebaut. Das Thema Heimat greift auch Anja Maria Strauss auf. Die Künsterin, die hauptsächlich im Raum Düsseldorf tätig ist, füllte ihren Raum mit unzähligen Wurzeln, die sie in mehreren Reihen an fast unsichtbaren Fäden aufhängte. Dadurch entsteht der Anschein, sie würden frei im Raum, der umrahmt ist von halbdurchsichtigem, weißem Filzstoff, hängen. Für sie ein Symbol für die Ver- beziehungsweise Entwurzelung der Menschen.

Auch die Projekte der anderen Künstler regen zum Nachdenken an; im Fokus steht daneben aber auch der interkulturelle Dialog, der in diesem Fall durch die Kunst geführt wird.

Die Finissage findet am 17. September statt. Geöffnet sind die Räume des Artoll von Freitag bis Sonntag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr.

Informationen unter www.artoll.de

(maxk)
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