Rees "Die sollen sich mal zusammenraufen"

Rees · Auch in Rees kassieren CDU und SPD Verluste, allerdings unter Bundesdurchschnitt. Die AfD erreicht kein zweistelliges Ergebnis. Von den kleinen Parteien legt die FDP am deutlichsten zu. Lokalpolitiker befürworten Jamaika-Koalition.

 Eine junge Familie bei der Stimmabgabe im Reeser Schulzentrum.

Eine junge Familie bei der Stimmabgabe im Reeser Schulzentrum.

Foto: MArkus van Offern

Bürgermeister Christoph Gerwers (CDU) begrüßte die hohe Wahlbeteiligung, bedauerte aber das gute Abschneiden der AfD: "Offenbar haben sich die Wutbürger durchgesetzt, aber das muss eine Demokratie aushalten. Ich hoffe, die demokratischen Parteien werden dafür sorgen, dass im Bund nach wie vor gute Politik gemacht wird." Aktuell hält der Bürgermeister nur eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen für möglich, "wobei ich mich frage, wie FDP und Grüne miteinander auskommen werden, nachdem sie sich im Wahlkampf ziemlich behackt haben."

Der Reeser CDU-Fraktionschef Dieter Karczewski gibt zu bedenken, dass die Grünen auf NRW-Landesebene ein schwieriger Koalitionspartner für die SPD waren: "Wir haben gesehen, was dabei rauskam, wenn die Grünen dem Koalitionspartner ihre Schulpolitik und Umweltpolitik aufbürden. Ich befürchte, dass wir dieses Dilemma wieder erleben, wenn die Grünen in der Bundespolitik mitmischen." Den Grund für das starke Abschneiden der AfD sieht Karczewski vor allem darin, dass die große Koalition die Versprechen aus dem Wahlkampf nicht bereits umgesetzt hat, als sie noch an der Regierung war. "Da sitzen CDU und SPD in einem Boot: Die Wähler haben sich aus Protest für die AfD entschieden, weil sie mit den Ergebnissen in der Vergangenheit unzufrieden waren." Der CDU-Fraktionsvorsitzende freute sich über das Abschneiden des Kreis Klever Bundestagskandidaten Stefan Rouenhoff (CDU): "Dem Kreis Kleve kann nichts Besseres passieren, weil Barbara Hendricks eh in den Bundestag kommt und wir nun zwei Vertreter haben, die sich auf Bundesebene für den Niederrhein und den Kreis Kleve einsetzen können."

Auch der Reeser SPD-Fraktionschef Peter Friedmann freut sich, Barbara Hendricks weiter im Bundestag zu wissen. Eine große Koalition mit der CDU schließt Friedmann aus: "Ich finde gut, dass Martin Schulz sich gegen eine Fortsetzung ausgesprochen hat." Nach einem Wahlergebnis von knapp 20 Prozent müsse sich die SPD neu ordnen und aus der Opposition heraus neue Stimmen sammeln. Martin Schulz sieht er dabei als Oppositionsführer. Eine Koalition von CDU/CSU, FDP und Grünen hält Friedmann für möglich: Die sollen sich mal zusammenraufen."

Marco Bonnes, der Ortsverbandvorsitzende der Grünen, sieht seine Partei auf Bundesebene als "Zünglein an der Waage", ist aber "skeptisch, ob die grüne Basis sich auf eine Koalition mit CDU und FDP einlässt". Bonnes erklärt: "Es wäre politischer Selbstmord, sich nur der Regierung willen auf eine Koalition einzulassen. Andererseits sind wir aber auch ein stückweit verpflichtet, uns entsprechend einzubringen, wenn kein anderes Regierungsbündnis möglich ist." Bonnes spricht sich gegen eine Minderheitenregierung aus, "da dies eine stillschweigende Tolerierung der AfD wäre."

Auch Thomas Winkler, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP in Rees, betrachtet eine Minderheitenregierung als "Wasser auf die Mühlen der AfD, der man das nicht wünscht." Er sieht derzeit die "Jamaika-Koalition" als einzige Möglichkeit. Die Rückkehr der FDP in den Bundestag sieht er auch, aber nicht allein als Verdienst von Parteichef Christian Lindner: "Die Leute hatten einfach den Wunsch nach einer schwarz-gelben Alternative zur bisherigen großen Koalition.

(RP)
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