Himmel Und Erde Die Rache der Wutbürger

Emmerich · Auch nach einer durchgeschlafenen Nacht lässt sich das Wahlergebnis nicht mehr verdrängen. Donald Trump hat tatsächlich die Wahlen gewonnen und wird am 20. Januar 2017 in sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika eingeführt.

Himmel Und Erde: Die Rache der Wutbürger
Foto: Malz Ekkehart

Eine seltsame Mischung aus Schockstarre und Verwunderung hat sich über die Welt und auch unser Land gelegt. Was eigentlich niemand ernsthaft für möglich gehalten hat, ist eingetreten. Gegen die erfahrene und seriöse, aber eben bei vielen Menschen im eigenen Land auch unbeliebte Hillary Clinton hat "ein Größenwahnsinniger ohne moralischen Kern", so der Biograf David Cay Johnston über Donald Trump, die Wahlen gewonnen.

Nach dem ersten Schrecken gilt es nun, nüchtern und besonnen zu bleiben. Amerika ist eine Demokratie. Und Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahlen mit dem von allen Parteien und Kandidaten akzeptierten demokratischen System der Wahlmänner gewonnen. Nun gilt es abzuwarten, was von seinen rhetorischen Amokläufen während des schmutzigen Wahlkampfes der letzten Monate tatsächlich übrig bleibt.

Himmel Und Erde: Die Rache der Wutbürger
Foto: Pixabay

Als Geschäftsmann war Trump oft genug ein Blender, hat Gesetze zu seinen Gunsten verbogen oder sogar gebrochen. Mit dieser Strategie hat er Milliarden verdient. Nun aber ist er der gewählte Präsident der größten Demokratie der Welt. In diesem Amt ist er an Gesetze gebunden, die er nicht wie in seinen früheren Zeiten brechen und umgehen kann.

Viele seiner Äußerungen in der Vergangenheit haben Menschen und vor allem Angehörige von Minderheiten verletzt und brüskiert. Hier gilt es, in Zukunft genau hinzusehen, wie ein Präsident Trump mit den Werten seines großartigen Landes umgeht. Den Kirchen in Amerika, aber auch bei uns, kommt eine große Verantwortung zu, die Einhaltung dieser Werte und Menschenrechte immer wieder unerschrocken einzufordern.

Am Tag nach der Wahl lautet die meistgestellte Frage: Wie konnte das geschehen? Erste Antworten und Analysen von Meinungsforschern zeigen den Trend auf, der auch uns in Europa nicht unbekannt ist. In den vergangenen Jahren hat sich eine große Schicht von Enttäuschten und "gefühlt" Abgehängten gebildet, die sich nun über ihre Wählerstimmen Gehör verschafft. Die Rache der Wutbürger an "denen da oben", an einem verhassten Polit-Establishment und an Entscheidungen der Regierenden, von denen sich diese Menschen schon lange nicht mehr vertreten fühlen, nimmt nun konkrete Formen an.

Der "Brexit" in England, die zweistelligen Wahlergebnisse der AfD in verschiedenen Bundesländern, ein Präsident Donald Trump in Amerika - alles dies ist ein Weckruf an die Politik, besser hinzuhören, was die Menschen eigentlich wollen. Wer diese Menschen pauschal verurteilt, erweist der Demokratie einen Bärendienst.

Es bleibt zu hoffen, dass nach dem ersten Schrecken über den Ausgang der Wahl eine Kultur des Dialogs beginnt, die, wie es Johannes Rau früher immer nannte, "versöhnt, statt spaltet." Thomas Brödenfeld

(RP)
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