Emmerich Die Leidenschaft der Sammler

Emmerich · Die große Ausstellung im Klever Museum Kurhaus mit Werken aus der Sammlung Wörner wurde am Sonntag eröffnet.

Der unscheinbare Bungalow lag in Vohwinkel, einem Ortsteil von Wuppertal. Drinnen ein Wohnzimmer mit Blick auf den Garten, eine Essecke, drei Schlafzimmer, darunter das geräumige Kellergeschoss. Das Wohnzimmer war bestimmt von einem großen, fast wandfüllenden Fenster zum Garten hinaus, auf dessen tiefliegender Fensterbank Jugendstil-Vasen ihre langen Hälse ins Licht reckten.

Die Einrichtung war modern, klar und zeitlos. Auch wenn man schnell erahnte, dass es zwischen 1960 und 1970 eingerichtet wurde. "Die bekannte Sitzbank von Martin Visser, ein Sessel von Harry Bertoia, zwei skandinavische Sessel, die Essecke mit den Tulpenstühlen von Eero Saarinen", erinnert sich Kleves Museumsdirektor a.D. Drs. Guido de Werd an seinen ersten Besuch im Hause von Rose und Gustav Wörner. Rechts an der Wand, so de Werd weiter, stand ein großes Sideboard, wo hinter Klappen jene Mappen verborgen waren, die den wahren Schatz der Wörners darstellten: Ihre Kunstsammlung. Über dem Sideboard hingen Bilder von Otto Piene, Bernd Berner und Ulrich Erben, auf dem Möbel standen die Kleinskulpturen.

Über 5000 Kunstwerke sammelten die Garten- und Landschaftsarchitekten zeit ihres Lebens, Werke, die über 500 Jahre Kunstgeschichte beschreiben. Es sind größtenteils kleine Formate, aber von hoher Qualität, sagt Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde. Er führt nicht ohne Stolz zusammen mit Kuratorin Valentina Vlasic durch die neue Ausstellung "Die Sammlung Wörner. Von Haltung und Leidenschaft, Werke aus 500 Jahren Kunstgeschichte" im Museum Kurhaus, die am vergangenen Sonntag eröffnet wurde.

Es ist eine Mammut-Schau für eine Mammut-Sammlung - eng gehängt referiert das Museum die Kunstgeschichte vom Mittelalter bis heute in Räumen, die jeder für sich zur Entdeckungsreise einladen. Schön die Rekonstruktion, die an den Ursprung der Sammlung in jenem unscheinbaren Bungalow erinnert: Die Bilderwand über dem Sideboard wurde genauso gehängt, wie Wörner sie einst zum Teil ihres Alltags im Wohnzimmer gemacht hatten.

Zusätzlich wurden alle Mappenwerke gesichtet, die einzelnen Werke fotografiert und dokumentiert. Da halfen auf Kosten des Freundeskreises, in dessen Besitz die Sammlung überging (wir berichteten), Hannah Eckstein und Leonard Friedrichs. Dann mussten die Arbeiten gerahmt werden. "Weit über 200 Rahmen mussten unsere Techniker für diese Ausstellung neu anfertigen und nicht zuletzt an die Wand hängen", erzählt Kunde. Es hat sich gelohnt: In teils sehr dichter Hängung, die dem enzyklopädischen Sammeln von Gustav und Rose Wörner geschuldet ist, entführt das Museum nicht nur in die einzelnen Epochen und in einen Sonderteil mit persischer und japanischer Kunst, sondern lädt ein, einzelne Werke zu entdecken.

In Vitrinen, vielleicht etwas eng, die kleinen Skulpturen, darunter der "Prophet" von Nolde oder die wunderbaren Tiere von Reneé Sintenis - um nur zwei der unzähligen Künstler namentlich zu nennen.

Nicht zu vergessen natürlich Albrecht Dürers kleiner Probedruck, der mit einem Werk von Schäuffelein und einem von Hans Baldung eine große Wand für sich bekommen hat.

(RP)
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