Emmerich Die Kaffeemonster vom Niederrhein

Emmerich · Stefan Kuhnigk aus Kleve lässt Wesen aus Kaffeeflecken entstehen. In Hamburg stellt er heute sein erstes Buch vor.

 Ein Monster.

Ein Monster.

Foto: Bornholdt

Kräftig die Statur, kaffeebraun der Teint, ein fettes Grinsen im Gesicht: Gestatten, Coffeemonster. Wie plastisch steht der kleine Kerl auf dem Blatt, er hat seine Haare, die in Strubbeln weg stehen, nicht im Griff, auch nicht die Barttroddeln. Er ist einer von 500, die in den vergangenen fünf Jahren auf dem Papier zum Leben erweckt wurden. Es gibt schlanke mit spitzer Nase, Untersetzte, Große. Allen ist eins gemein: Sie sind aus Kaffee geschaffen. Ab heute gibt es sie als Buch: In der Hamburger Galerie Gudberg Nerger stellt der Klever Stefan Kuhnigk seinen ersten Coffeemonster-Band vor. Gebührend gefeiert wird das mit einer Ausstellung von originalen Coffeemonsters-Arbeiten - und Kaffee.

Emmerich: Die Kaffeemonster vom Niederrhein
Foto: Bornholdt

Der in Reichswalde aufgewachsene, 31-jährige Zeichner verwandelt seit fünf Jahren jene schnöden braunen Flecken in die kleinen Figuren. Ihm folgen über 30.000 Menschen in Internet-Foren, kommentieren, liken, teilen die kleinen Monster. Das erste Monster entstand in einem Meeting. Die Tasse kippte, der Fleck war da. Und er schrie regelrecht danach, zum Wesen zu werden, erinnert sich Kuhnigk. Also zeichnete er in den trockenen Fleck das Monster. Das war noch in Krefeld. Er hat an der Fachhochschule Niederrhein Kommunikationsdesign studiert und hatte in Krefeld seinen ersten Job. Schon tags darauf folgten die nächsten Monster: Ein dicker Tropfen aufs Papier fallen lassen, trocknen lassen, mit Bleistift hineinzeichnen. "Die Flecken entstehen alle zufällig, also in dem Sinne, dass man den Kaffee tropfen lässt und dann darauf zeichnet, egal, welche Form der Fleck hat", sagt er.

Nach der Grundschule in Reichswalde besuchte Kuhnigk das Sebus-Gymnasium in Kleve. Schon als Junge sei er immer mit dem Bleistift unterwegs gewesen und habe Comics gezeichnet und vor allem gelesen - Asterix, Lucky Luke und Clever & Smart seien seine Favoriten gewesen. Die Idee aus den allgegenwärtigen Kaffeeflecken auf Papier Monster zu machen, ließ den Kommunikationsdesigner nicht mehr los. "Ich zeichne auch immer noch auf einzelne Blätter. Es gab verschiedene Ausstellungen in Krefeld und eine kleine in Münster. Bei der ersten Ausstellung habe ich auch die ersten Bilder verkauft", blickt er zurück. Inzwischen gibt es Kunstdrucke für 20 bis 30 Euro, die Originale kosten deutlich mehr. Am liebsten nimmt der Zeichner Espresso für die braunen Wesen auf dem Papier, manchmal, wenn's heller sein soll, etwas milchiger Kaffee, wenn viel Pigment gebraucht wird, muss ein Mokka her. Nur Zucker sollte keiner drin sein, das passt irgendwie nicht. Wenn der Fleck da ist, hat Kuhnigk den Blick für das Wesen - wird's ein Vierbeiner, eine igelige Kugel, hat es große staunende Augen?

Die Kaffeemonster bleiben aber Kür, Kuhnigk ist Copywriter und Konzepter in einer Werbeagentur in Hamburg, sagt er. Er zeichnet sie nach wie vor auf feinem Papier, auf das der Kaffee getropft wird, bis die witzigen Wesen, manchmal auch ernster mit großen Augen, aus dem Fleck ein Bild machen.

Das Buch voller Monster, das jetzt erscheint, wurde über Crowdfunding finanziert. Der liebevoll gestaltete Band kann bei Kuhnigk direkt im Online-Shop oder im Buchhandel gekauft werden. Es kostet 24,90 Euro, Erstauflage 2000.

www.thecoffeemonsters.com

(RP)
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