Emmerich Die Feuerwehr übt bei der Lebenshilfe

Emmerich · Ein verqualmter Flur, 20 Menschen mit Behinderung und ihre Betreuer sitzen im Obergeschoss fest und können nicht die Treppe hinunter nach draußen - das war das Szenario, mit dem die Feuerwehr den Ernstfall probte.

Emmerich: Die Feuerwehr übt bei der Lebenshilfe
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Eine brenzlige Situation im Aldegundisheim am Donnerstagabend: Der Flur ist völlig verqualmt, rund 20 Menschen mit Behinderung und ihre Betreuer sitzen im Zimmer des Lebenshilfe-Freizeittreffs im Obergeschoss fest und können nicht die Treppe hinunter nach draußen. Einer ruft die Feuerwehr. Nach acht Minuten trifft diese ein und rettet alle Personen.

Glücklicherweise war diese Situation nur eine Feuerwehrübung. "Ich gebe den Besuchern unseres Freizeittreffs öfter mal eine theoretische Unterweisung, wie sie sich im Brandfall zu verhalten haben", erklärte Carola Polat, Leiterin der Einrichtung. "Aber eine ,echte' Übung ist natürlich viel beeindruckender und deshalb wahrscheinlich auch viel wirksamer."

Während im Flur die Nebelmaschine für undurchdringlichen Qualm sorgte, fragte Martin Bettray, Chef der Emmericher Feuerwehr, die Leute, was denn jetzt wohl zu tun sei. Und man merkte, dass es nicht das erste Mal war, dass von Verhalten bei Feuer gesprochen wurde.

"Ruhe bewahren, cool bleiben. Wenn man in Panik gerät, macht man Fehler", sagte einer. "Wir müssen die Tür schließen, damit der Qualm nicht reinkommen kann", wusste ein anderer. Auch die Notrufnummer war allen bekannt: 112. "Und am Telefon muss man dann die W-Fragen beantworten, was passiert ist, wo man ist und wer dabei ist", meinte ein junger Mann.

Nachdem der Notruf getätigt war, fragte Bettray, wie denn die Zeit überbrückt werden sollte. "Beten und unterhalten", waren einige Antworten. Aber dann entschied man sich, die Fenster zu öffnen und durch Winken auf sich aufmerksam zu machen. Was denn so ein Fehlalarm, wenn man aus Spaß anruft, kosten würde, fragte einer. "Das ist teuer, etwa 1000 Euro", antwortete Bettray.

Dass Feuerwehrleute Applaus bekommen, wenn sie erscheinen, ist wohl auch noch nicht oft passiert, aber im Rahmen der Übung durchaus erlaubt. Die beiden Feuerwehrmänner kamen per Leiter ans Fenster im Obergeschoss und zählten zunächst alle Anwesenden, bevor sie beruhigend mit den Leuten sprachen und erklärten, was jetzt alles passieren würde. Mit einem riesigen Ventilator wurde der Qualm weggeblasen, so dass nach wenigen Minuten Flur und Treppenhaus frei waren. Vorsichtig führten die Feuerwehrleute alle Personen nach draußen.

Rund 500 Personen von verschiedenen Gruppen, beispielsweise kfd, Firmenbelegschaften und Schulklassen schult die Feuerwehr jährlich, erklärte Bettray. Vorschulkinder dürfen die Feuerwehr besuchen. "Gerade bei Menschen mit Behinderung sind solche anschaulichen Schulungen wichtig, denn sie reagieren sehr unterschiedlich auf Notsituationen. Das Üben bringt etwas Sicherheit", so Bettray.

Für die zehn Feuerwehrleute gab es anschließend Schokolade als Dankeschön, für die Menschen mit Behinderung ein dickes Lob für ihr vorbildliches Verhalten. Und zur Belohnung durften sie sich den Feuerwehrwagen anschauen.

(moha)
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