Rees Der Mann, der über den Wolf informiert

Rees · Georg Franken (60) aus Alpen ist einer von vier Wolfsberatern am Niederrhein. Seine Aufgabe ist es, sachliche Informationen der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen - und das alles ehrenamtlich.

 Georg Franken (60) mit seinem zehn Monate jungen Westfalen-Terrier Alexa

Georg Franken (60) mit seinem zehn Monate jungen Westfalen-Terrier Alexa

Foto: Fischer

Einen Wolf hat er noch nie gesehen. Zumindest nicht in freier Wildbahn. Auch ist er kein Experte. Lediglich ein Mann, der sich sehr für den Wolf als wildlebendes Tier in der Natur interessiert. Regionaler Wolfsberater sagt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz - kurz: Lanuv - dazu. In dieser Funktion spricht Georg Franken morgen Abend auch bei der Bezirksversammlung der Schafzüchter und -halter am Niederrhein in Alpen (siehe Infobox).

Nachdem Ende Februar jeweils ein Wolf in Rees, Hünxe und Duisburg gesichtet wurde und Anfang März in Kerken zwei Schafe gerissen wurden - Franken: "Ob ein Wolf dafür verantwortlich ist, ist noch unklar. Das Ergebnis der DNA-Probe steht noch aus" - ist das Thema Wolf aktueller denn je. In Panik verfallen die Schäfer aber nicht. Im Gegenteil, sie wollen sich informieren. Und hier kommt Georg Franken aus Alpen ins Spiel.

Der 60 Jahre alte Mann, von Beruf Betriebswirt und als Lehrer in einer Bildungseinrichtung in Geldern tätig, ist seit 2015 regionaler Wolfsberater für die Kreise Borken, Kleve und Wesel. Er wird immer dann gerufen, wenn Tiere in der Region gerissen werden. Dreimal war das bislang der Fall. Nur einmal ist er dabei einem Wolf auf die Spur gekommen. Im Jahr 2016, als in der Dingdener Heide drei Ziegen durch Bisse getötet wurden. Franken war damals für die Dokumentation und Protokollierung zuständig. "Wie im Krimi habe ich mit einem langen Wattestäbchen einen DNA-Abstrich bei den toten Tieren genommen und diesen zum Senckenberg-Forschungsinstitut in Gelnhausen geschickt." Wenige Wochen später war klar: Eine Fähe, also ein weiblicher Wolf, hatte die Ziegen in der Nähe des Klausenhofes gerissen. Wenn Franken über Wölfe redet, dann sachlich und wohltuend unaufgeregt. Als Jäger - seit seinem 18. Lebensjahr besitzt er einen Jagdschein, doch schon als Schüler war er mit seinem Vater zur Jagd - sieht er die Natur als Ganzes: "Und dazu gehört eben auch der Wolf als wildlebendes Tier." Seine Aufgabe als Wolfsberater sei es, die Wissenschaft mit Informationen zu beliefern. Und das ehrenamtlich. Dort, also beim Lanuv, ist bekannt, dass 2000 erstmals wieder wildlebende Wölfe in Deutschland geboren wurden, nachdem diese zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet waren. Mittlerweile gibt es 60 Rudel - die meisten leben in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen. In NRW beschäftigt man sich seit 2010 mit der Rückkehr des Wolfes. "Allerdings wurden bei uns nur durchziehende Wölfe gesichtet. Ein festes Rudel haben wir noch nicht", sagt Franken. Vorstellen könne er sich das aber schon. "Wölfe wollen ungestört sein und lassen sich meist dort nieder, wo die Schalenwildbestände gut sind. Die Hetter in Emmerich und der Nordwesten des Kreises Kleve wären Territorien." Wer einen Wolf sieht, sollte sich ruhig verhalten. Franken: "Niemals wegrennen, sondern laut in die Hände klatschen oder mit den Armen winken."

(RP)
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