Emmerich Der Klever im goldenen Jahrhundert

Emmerich · Mit einer Ausstellung feiert das Museum Kurhaus den 400. Geburtstag des Klever Malers Govert Flinck.

 Entwurf für ein Schützenstück, zwischen 1648 und 1650. Es zeigte, wer wo in der Komposition steht.

Entwurf für ein Schützenstück, zwischen 1648 und 1650. Es zeigte, wer wo in der Komposition steht.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Das Bild, mit dem der berühmte Maler seine Geburtsstadt ehrte, ist wieder da. Es war Govert Flincks Geschenk an den Rat der Stadt. Überliefert als Datum: 29. August 1659. Auf diesen Tag datiert ist der Brief, mit dem der Bürgermeister und der Rat der Stadt Kleve Flinck im fernen Amsterdam dankten. Das Bild, das jetzt zentral vor Kopf im Oberlichtsaal des Museums Kurhaus hängt, ist die etwas kleinere Version eines der monumentalen Kaminbilder im königlichen Stadtpalais zu Amsterdam "Salomons Gebet um Weisheit". Ein schöner Wink bis auf den heutigen Tag: Möge doch allen Ratsherren und dem Herrn Bürgermeister und bald der Frau Bürgermeisterin selbige - nämlich die Weisheit - erleuchten. Das Bild kam dann irgendwann in Kleve abhanden, tauchte später wieder im Londoner Kunsthandel auf, wo es von der Bob Jones University in Greenville, USA, angekauft wurde. Die lieh es jetzt an das Klever Museum für die große Flinck-Ausstellung aus. Die Kuratoren hängten das Kamin-Bild verspielt in eine Kamin-Atrappe.

Govert Flinck ist in Kleve angekommen. 30 Gemälde und 40 Zeichnungen und Grafiken haben die Kuratoren Valentina Vlasic vom Museum Kurhaus und Tom van der Molen vom Amsterdam-Museum für die Ausstellung gesammelt, die in den Sälen des Kurhotels vom Barock erzählt - zustande gekommen dank der Unterstützung unter anderen durch das Land, durch die Oetker- und Siemens-Stiftungen und die Sparkassen-Kulturstiftung.

Es sind Bilder von Herren und Damen der Gesellschaft, die es sich leisten konnten, von einem herausragenden Maler proträtiert zu werden. Dazu konnten Vlasic und van der Molen auch allegorische Szenen bekommen. Allesamt große, mächtige Öl-Gemälde. Bis hin zu einem Schützenstück, das auf "handlicher" Größe von 0,7 auf einen Meter eines jener riesigen Bilder skizziert, die später im Amsterdamer Rathaus hingen. Es war wohl eine Probe für den Herrn Capitän und seine Schützen, damit jeder wusste, wie er später auf dem Bild zu sehen ist. Selbst diese Probe ist in Öl auf Leinwand gemalt und überrascht durch ihre Frische. Dass Flinck mehr ist, als der "Rembrandt-Schüler", verdeutlicht die Ausstellung, die auf gediegen grau gestrichenen Wänden gezeigt wird, sehr schön. Von der emotionalen Zeichnung, die später mit Rembrandts Signatur versehen wurde, bis zum großen Porträt, von altbiblischen Szenen bis zur Weisheit für die Ratsherren oder Hirtenszenen. Wunderbar die Zeichnungen im separaten Raum. Es fehlen auch nicht Ansichten Kleves, wie die Stadt zur Zeit Flincks, der hier 1615 geboren wurde, aussah. Flinck starb 1660.

Gebrochen wird die barocke Malerei von den Fotos von Ori Gersht, der die Mäzene und Freunde des Kurhauses fotografierte - ganz im Sinne barocker Porträtmalerei.

Seit Sonntag kann nun jeder Besucher Teil der Ausstellung werden: Als gedruckte handgroße Skulptur. Infos zu Scan-Terminen: Museumskasse.

Museum Kurhaus, Tiergartenstraße 41, Kleve; Öffnungszeiten: montags geschlossen, dienstags bis sonntags: 11.30 bis 16.30 Uhr; Eintritt: Erwachsene 10 Euro (ermäßigt 5 Euro); Telefon 02821 750 10.

(RP)
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