Rees Deiche: Fahrplan wird wohl eingehalten

Rees · Bei einem Gespräch im Reeser Rathaus sicherte NRW-Umweltminister Remmel zu, dass der Hochwasserschutz wieder Chefsache werden soll. Bürgermeister Gerwers ist zuversichtlich, dass die Deiche bis zum Jahr 2015 saniert werden.

 Am Rande der Flutmulden-Einweihung sprachen Umweltminister Remmel und Bürgermeister Gerwers auch über die Deichsanierungen.

Am Rande der Flutmulden-Einweihung sprachen Umweltminister Remmel und Bürgermeister Gerwers auch über die Deichsanierungen.

Foto: m. scholten

Bürgermeister Christoph Gerwers nennt die Reeser Flutmulde einen "Quantensprung für den Hochwasserschutz" in Rees. Durch den drei Kilometer langen Bypass, der sechs Jahre lang auf der linken Rheinseite gebaut und nun mit Politprominenz eingeweiht wurde, sei der Wasserstand bei Rees künftig im Hochwasserfall um bis zu zehn Zentimeter niedriger als bisher.

Der Bund investierte etwa 55 Millionen Euro in die Flutmulde, das Land Nordrhein-Westfalen steuerte weitere vier Millionen Euro bei. Doch die Wunschliste des Bürgermeisters ist damit noch nicht abgearbeitet. Daher bat Christoph Gerwers NRW-Umweltminister Johannes Remmel zu einem Gespräch ins Reeser Rathaus. Der Grünen-Politiker verband nun die Einweihung der Flutmulde mit diesem Treffen. "Das hat uns den Imbiss auf dem Fahrgastschiff RheinFantasie gekostet, aber das war es natürlich wert", kommentiert Christoph Gerwers.

Nach diesem Gespräch, an dem auch Deichgräf Herbert Scheers und andere Fachleute teilnahmen, ist Gerwers optimistisch, dass der "Fahrplan" für die Sanierung aller Deiche in NRW bis 2025 weitgehend eingehalten werden könne. Angesichts der verheerenden Überflutungen in Süd- und Ostdeutschland sowie durch verstärkt auftretende Wetterkapriolen in den vergangenen Jahren ist der Hochwasserschutz auch in NRW wieder zur Chefsache geworden. Allein an den Rheinufern sind in NRW etwa 1,4 Millionen Menschen und Sachwerte in Höhe von 125 Milliarden Euro vom Hochwasser bedroht.

Beim Festakt zur Einweihung der Flutmulde betonte Umweltminister Johannes Remmel, dass ein Hochwasserschutz zwar teuer, aber immer noch erheblich günstiger sei als die nachträgliche Begleichung von Hochwasserschäden. Zugleich forderte er von der Bundesregierung, sich stärker am Hochwasserschutz in NRW zu beteiligen. "Durch Schlüsselzuweisungen hat unser Land in den letzten Jahren 800 Millionen Euro zur Beseitigung von Hochwasserschäden an andere Bundesländern überwiesen", sagte Remmel, "umgekehrt haben wir dann aber auch den Anspruch an den Bund, uns beim Hochwasserschutz zu helfen."

Seit 1995 seien bereits Deiche mit einer Gesamtlänge von 218 Kilometern saniert worden, nun seien weitere "Kraftanstrengungen" von allen Seiten nötig, um auch die letzten Deiche anzugehen. Vor 20 Jahren hatte die damalige NRW-Landesregierung aus CDU und FDP ein "Hochwasserschutzkonzept bis 2015" verabschiedet, dass jährliche Investitionen von 96 Millionen Euro vorsah und inzwischen abgeschlossen sein sollte.

Beim deutsch-niederländischen Deichgipfel, der im Oktober 2014 in Rees stattfand, verkündete Umweltminister Remmel den neuen Wunschtermin 2025, zu dem alle Rheinhochwasser-Schutzanlagen zwischen Düsseldorf und Emmerich optimal funktionieren sollen. Im größten NRW-Deichverband Bislich-Landesgrenze ist bislang aber nur gut die Hälfte der Anlagen modernisiert und verstärkt worden. Beim Festakt zur Einweihung der Flutmulde forderte Umweltminister Remmel, dass bei allen Maßnahmen stets ein Konsens zwischen Hochwasserschutz, Schifffahrt und Umwelt zu finden sei. Der verbesserte Hochwasserschutz habe dazu geführt, dass es immer weniger Feuchtwiesen an den Rheinufern gebe. Dies habe zu einem "dramatischen Rückgang an Wasservögeln, insbesondere Kibitzen" geführt. Trotzdem unterstütze sein Ministerium diese Maßnahmen, weil sie die Menschen schützen würde und die Binnenschifffahrt noch immer eine der umweltfreundlichsten Transportmöglichkeiten sei.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort