Emmerich Das Schrottkreuz soll verhüllt werden

Emmerich · Zum 50. Geburtstag der Heilig-Geist-Kirche kommt die Idee des Fastentuches auf besondere Weise zum Einsatz. Zwölf von Uta Meenen entworfene transparente Stoffbahnen sollen einen neuen Blick auf das Altarkreuz ermöglichen.

Emmerich: Das Schrottkreuz soll verhüllt werden
Foto: DIANA ROOS

Wenn im kommenden Jahr in Leegmeer das 50-jährige Bestehen der Heilig-Geist-Kirche gefeiert wird, wird der Altarraum des auch heute noch modern und ungewöhnlich wirkenden Gotteshauses auf besondere Weise gestaltet sein: Stoffbahnen verhüllen dann das Schrottkreuz des kürzlich verstorbenen Künstlers Waldemar Kuhn. "Wir haben uns überlegt, welches sichtbare Zeichen wir für den Anlass des Jubiläums setzen können und dann die Idee des Fastentuches aufgegriffen", erläutert Pfarrer Bernd de Baey.

Das Fasten- oder Hungertuch verhüllt in der Fastenzeit in katholischen und evangelischen Kirchengebäuden die bildlichen Darstellungen Jesu. Im Falle der Heilig-Geist-Kirche setzt es für den gesamten Altarraum einen neuen Akzent. Dafür werden zwölf transparente Stoffbahnen an einer Deckenkonstruktion aufgehängt. Je nach Beleuchtung können sie den Blick auf das Kreuz ver- oder gewähren. Und damit auch den Gedanken, der hinter dem Schrottkreuz steckt, neu entdecken lassen. "Das Schrottkreuz zeigt das Zerstörte, wie viel in der Welt kaputt ist", sagt Pastor de Baey. Es stehe allerdings auch für das neue und unzerstörbare Leben - eine Botschaft, die heute immer noch aktuell sei. "Im Großen wie im Kleinen."

Für die Gestaltung der Hungertuch-Komposition ist Uta Meenen zuständig. Sie wird dafür gut 53 Meter an schwer entflammbaren Taftstoff verarbeiten. Die Tochter des bekannten Emmerichers Hubert Meenen und Schwester des verstorbenen Priesters Stefan, ist Kostümbildnerin und hat auch für die Kirchengemeinden Emmerichs einige Gewänder und Stolen geschaffen - zum Beispiel das violette Messgewand, das Pfarrer Peter Kossen 2006 erstmals trug und das nach Motiven entwickelt wurde, die in der Speelberger Kirche zu finden waren.

Auch in Leegmeer musste sich die Emmericherin mit den Gegebenheiten des Gotteshauses auseinandersetzen. Denn die Größe des Schrottkreuzes (sieben mal neun Meter) und die Gestaltung der Decke beziehungsweise ihrer Beleuchtung, erfordern eine spezielle Konstruktion, um die Stoffbahnen aufhängen zu können. An einem Dreieck aus Aluminium werden sie montiert. Auch ein Statiker musste dafür hinzugezogen werden.

Der Aufwand hat seinen Preis: 14.500 Euro - Kosten, die komplett durch Spenden finanziert werden sollen. Dafür wurden bereits Unternehmen kontaktiert. Aber auch die Gemeinde kann sich daran beteiligen. "Es gibt bereits einige Zusagen, ich bin zuversichtlich, das wir das Geld zusammen kriegen", sagt Pfarrer de Baey, der es für wichtig hält, einen Kirchenraum auch qualitativ hochwertig auszustatten.

Noch existiert das Ganze nur als Modell, aber bereits das hat nicht nur den Kirchausschuss Heilig-Geist, der alle anderen Gemeindeteile in die Organisation der Jubiläumsfeierlichkeiten mit einbezog, begeistert. "Das ist sehr gut angekommen", schildert die Pressereferentin der Seelsorgeeinheit Gabriele Debiel, die Reaktionen.

Die Vorhänge sollen künftig jedes Jahr zur Fastenzeit zum Einsatz kommen. Und wie Uta Meenen erklärt, können sie auch unterschiedlich in Szene gesetzt werden. Zum Beispiel durch Lichteffekte. "Theoretisch ließe sich sogar ein Film auf sie projizieren", sagt die Emmericherin.

Wie die Verhüllungs-Aktion in natura wirkt, ist am Aschermittwochsgottesdienst, der gleichzeitig auch Auftakt für die Jubiläumsfeierlichkeiten in Leegmeer ist, zu erleben. Bis kurz vor Ostern bleiben die Stoffbahnen hängen, die Geburtstagsaktionen in Heilig-Geist werden hingegen noch bis nach Pfingsten andauern.

(RP)
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