Emmerich Damit Emmerich ihn nicht vergisst

Emmerich · Musiker, Geistlicher, tapferer Streiter: In diesem Jahr erinnern mehrere Tage an Pater Gregor Schwake.

 Dr. Johannes Pickers ist der Großneffe. Mit seiner Ehefrau Magdalena zeigt er die Liederhefte, die am 30. September verteilt werden, damit die Menschen auf dem Aldegundis-Vorplatz beim offenen Singen mitmachen können. Vorher ist am 20. September dort eine Probe.

Dr. Johannes Pickers ist der Großneffe. Mit seiner Ehefrau Magdalena zeigt er die Liederhefte, die am 30. September verteilt werden, damit die Menschen auf dem Aldegundis-Vorplatz beim offenen Singen mitmachen können. Vorher ist am 20. September dort eine Probe.

Foto: Markus van Offern/Archiv

Emmerich hat verschiedene Musikerpersönlichkeiten. Neben dem Operettenkönig Eduard Künneke und dem Chorleiter und Komponisten Gottfried Wolters zählt auch der Benediktinerpater Gregor Schwake dazu, der am 15. April 1892 in Emmerich geboren und am 13. Juni 1967 in der Abtei Gerleve gestorben ist.

"2017 ist ein besonderes Jahr mit verschiedenen Jahresgedächtnissen", erzählt Dr. Johannes Pickers, Großneffe des Paters, der ein Bruder seines Großvaters war. "Vor 125 Jahren wurde er geboren, vor 100 Jahren zum Priester geweiht und vor 50 Jahren starb er." Anlässlich dieser Jahrestage wollte er "auch etwas zum Gedenken nach Emmerich bringen."

So findet am Samstag, 30. September, ein kleines Carillon-Konzert mit offenem Singen ab 11.30 Uhr auf dem Aldegundis-Vorplatz statt - mit Liedern von Pater Gregor. Und damit möglichst viele mitsingen können, hat Pickers Liederbücher erstellt und im Vorfeld für Mittwoch, 20. September, eine gemeinsame Probe organisiert.

"Andere Menschen froh machen", das war das Lebensmotto des Paters. Die Begegnung mit dem etwas älteren Eduard Künneke beeinflusste seinen Lebensweg. Dessen Aussage "Ich riskiere nur mal ein Leben für die Musik" hat den als Theodor Schwake geborenen Emmericher bewogen, ebenfalls sein Leben zu riskieren - für Gott.

Dabei war ihm auch die Musik wichtig. Er spielte sieben verschiedene Instrumente, wurde ein berühmter Kirchenmusiker, Komponist und promovierter Musikwissenschaftler.

Dabei war er mit seiner Musik immer ganz nah am Menschen. So schrieb er viele Lieder und Gedichte in Mundart, meist in der westfälischen, einige - wie sein "Vater unser" - in Emmeriks Platt.

Eines seiner Lebensziele war es, die Gregorianischen Gesänge, die ihn stark beeindruckten, als 'Volkschoral' im Rahmen der neuen Liturgie weiter zu geben. "Er reiste durch die Gemeinden und übte dort die Choräle ein, damit jeder mitsingen konnte", erzählt Johannes Pickers, der sich an seinen Großonkel erinnern kann. "Ich habe noch ein Bild von ihm, aber die meisten Informationen habe ich von meiner Mutter und von Erzählungen in der Familie."

Mutter Hildegard hat ein Buch über das Leben des Paters geschrieben, das 1992 über den Geschichtsverein veröffentlicht wurde.

Neben vielen Liedern in Plattdeutsch schrieb Pater Gregor auch Laien-Theaterstücke, die er mit Kindern und Erwachsenen aufführte, und Heimatlieder, unter anderem das Burgoberbacher Leonhardilied und "Die Weiler von Ettenkirch", die heute noch gesungen werden.

Im Dritten Reich entwickelte er sich zum Widersacher gegen das Naziregime, wurde am 6. Oktober 1943 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er die "Dachau-Messe" komponierte, um seine Leidensgenossen zu trösten. Diese wird am 27. August um 9.30 Uhr im Gottesdienst in Peter und Paul in Kranenburg gesungen.

"Dat Weltall häs Du makt, o graute Här. Et is en Uörgelspiell, dat will Die luoben" - "Das Weltall hast Du gemacht, o großer Herr. Es ist ein Orgelspiel, das will Dich loben", so ein Liedtext von Schwake, der das Orgelspiel liebte.

Die Überzeugung, "nur" ein Instrument Gottes zu sein, bewahrte ihn vor der Eitelkeit. "Pater Gregor wollte sich nie selber feiern lassen, er wollte mit der Musik seinen Mitmenschen eine Freude machen, eine Freude, die tief in seinem Glauben wurzelt", so Dr. Pickers.

An seinem 50. Todestag spielte James Schäfer, Carillon-Spieler in Münster, ein kleines Konzert in der Domstadt. Magdalena Pickers hörte es. Schon war die Idee zu einem Glockenspiel-Konzert in Emmerich geboren. Johannes Pickers "lockte" den Musiker aus Münster damit, dass man in der St. Aldegundiskirche auch ein sehr schönes Glockenspiel habe. Um die Bürger mit einzubinden, sollen gleichzeitig zum Carillon-Spiel die Lieder mitgesungen werden, dafür liegen Texthefte vor.

Da Mundart nicht allen liegt, haben Pickers und seine Mutter Hildegard die Texte in Hochdeutsch übertragen, so dass beide Versionen gemeinsam gesungen werden können.

Für Mittwoch, 20. September, ab 19 Uhr lädt er zu einer "Chorprobe" ins Aldegundisheim ein, damit jeder mitsingen kann. Zum Programm gehört unter anderem das "Vater unser" im Emmericher Platt, das so manchem aus der Karnevalsmesse in Plattdeutsch bekannt sein dürfte. Und natürlich auch das bekannte Emmerich-Lied, das auch auf der CD "Äwkes näwe de Rhin" vom Chor "Sing out" veröffentlicht wurde. Hinzu kommen Lieder mit den Titeln l "Willkuemen (Willkommen)", "De Dissel (Die Distel) und "Ne kleine Handfull Freide (Eine kleine Handvoll Freude).

"Egal, ob Chorsänger oder Anfänger, jeder ist willkommen. Es wäre schön, wenn möglichst viele mitmachen", sagt Johannes Pickers, der hofft, dass die Lieder danach zu verschiedenen Gelegenheiten gesungen werden, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.

(m oha)
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