Bundestagswahl 2017 AfD bleibt in Emmerich im einstelligen Bereich

Emmerich · Der Wahlabend macht klar, dass CDU und SPD den Ton angeben in der Stadt. Bei den Erststimmen lagen Hendricks und Rouenhoff nicht weit auseinander. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,6 Prozent.

 Bürgermeister Peter Hinze (SPD)verfolgte die Wahlergebnisse. Dass die SPD in die Opposition gehen will, überraschte ihn. Den Schritt fand er allerdings richtig.

Bürgermeister Peter Hinze (SPD)verfolgte die Wahlergebnisse. Dass die SPD in die Opposition gehen will, überraschte ihn. Den Schritt fand er allerdings richtig.

Foto: Hagemann

In Emmerich ist die Politik in den vergangenen Jahren möglicherweise immer mehr eine Angelegenheit des Privaten geworden. Darauf lässt sich zumindest schließen, wenn man sich die Zahl der Besucher im Emmericher Rathaus am Sonntagabend anschaut. Ein Dutzend Menschen waren bis 19.30 Uhr im Europasaal, in dem seit mehreren Jahren die Ergebnisse der Wahlen auf Leinwand gebracht werden. Davon waren einige Mitarbeiter des Rathauses sowie Bürgermeister Peter Hinze.

Es mag sein, dass sich ein Teil der Kommunalpolitiker und Politikinteressierten noch in den Wahllokalen zur Stimmzählung aufhielt. Doch schon bei vorherigen Wahlen war ablesbar, dass die Zahl der Menschen, die sich im Rathaus vor Ort über die Ergebnisse aus ihrer Stadt informieren wollen, abnimmt. Und damit natürlich auch die Gespräche und Diskussionen um Politik.

 Technik läuft: Die Ergebnisse aus Emmerich liefen im Europasaal ein. Doch es waren nicht viele Menschen gekommen.

Technik läuft: Die Ergebnisse aus Emmerich liefen im Europasaal ein. Doch es waren nicht viele Menschen gekommen.

Foto: Hagemann

Die Tendenz zum Privaten in der Politik lässt sich vielleicht auch an der hohen Zahl der Briefwähler ablesen. In Emmerich machten vor der Möglichkeit, noch vor dem Wahltag die Stimme abzugeben, so viele Menschen Gebrauch wie noch nie. Mehr als 5100 Briefwähler zählten die Mitarbeiter des Rathauses. Das sind 26 Prozent der Wähler.

Erfahrungsgemäß waren es in den zurückliegenden Jahren die Älteren, die schon früh per Brief wählten. Weil die Zahl der Briefwähler immer mehr zunimmt und das Auszählen der Briefwahlen immer erst zum Schluss erfolgt, ist auch immer später klar, wie das eigentliche Ergebnis aussieht.

Umgekehrt sind auch weiterhin die kleinen Bezirke wie Borghees früh fertig. Und da ließ sich rasch ein Trend erkennen: In Emmerich geht es immer noch um die beiden "Großen". CDU und SPD bestimmen die Wahlentscheidung der Menschen in der Stadt. Klar wird das zum Beispiel bei den Erststimmen, bei denen Barbara Hendricks von der SPD beinahe so viele Stimmen hatte wie Stefan Rouenhoff von der CDU. Es geht bei einer Wahl also auch immer um Personen und nicht nur um Programme. Denn bei den Zweitstimmen verzeichnete die CDU ein deutlich besseres Ergebnis.

Und: Während die AfD bundesweit zweistellig abschnitt, blieb sie in Emmerich im einstelligen Bereich. Daraus könnte man ablesen, dass das politische Personal nicht den Anforderungen der Wähler entspricht. Oder dass Themen, mit denen die AfD ansonsten punktet, in Emmerich nicht verfangen. Zumindest ist es bemerkenswert, dass in einer Stadt mit knapp 31.000 Einwohnern, aber nur 17.900 Wahlberechtigten - also mit einem hohen Ausländeranteil - Parolen zu "Überfremdung" oder Flüchtlingspolitik nicht greifen.

Wie isoliert die AfD in Emmerich ist, zeigte sich am Abend im Europasaal. Christoph Kukulies aus Elten, der als Ratsmitglied zur AfD wechselte, saß alleine auf einem Stuhl oder las Ergebnisse ab. Gespräche führte er kaum, er wurde auch nicht dazu aufgefordert.

Gespannt darf man sein, wie die AfD bei der Kommunalwahl 2020 in Emmerich abschneidet.

(ha)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort