Emmerich Droht ein historisches Wahl-Tief?

Emmerich · Am Sonntag wählen die Emmericher ihren Bürgermeister. Mittlerweile beteiligt sich weniger als die Hälfte daran.

 Trauriger Trend nicht nur in Emmerich, sondern in ganz Deutschland: nichts zu tun im Wahllokal.

Trauriger Trend nicht nur in Emmerich, sondern in ganz Deutschland: nichts zu tun im Wahllokal.

Foto: H. Schwarze-Blanke

Egal, wie das Wahlergebnis am Sonntagabend in Emmerich ausfällt. Es steht zu befürchten, dass es nach Auszählung aller Stimmen einen eindeutigen Verlierer geben wird: die Demokratie.

Setzt sich der Trend aus den vergangenen Jahren fort, könnte die Wahlbeteiligung auf ein historisches Tief fallen. Zur Verdeutlichung: An der Wahl zum Emmericher Rat im Mai des vergangenen Jahres beteiligten sich 42,8 Prozent der Wahlberechtigten. Anders ausgedrückt: Mehr als die Hälfte der Menschen, die in Emmerich über die politische Ausrichtung in ihrer Stadt entscheiden können, haben das nicht getan.

Am Sonntag könnte es eine ähnlich niedrige Wahlbeteiligung geben. Denn der Trend ist unverkennbar. Als Ende August 2009 die Emmericher darüber abstimmten, wer neuer Bürgermeister werden soll, gingen 49,1 Prozent zur Wahl. Fünf Jahre später hatte sich - siehe oben - dieser Anteil noch einmal um 6,3 Prozent verringert. Nimmt man das spekulativ als Basis, steuert Emmerich am Sonntag auf die erschreckende Zahl von 36,6 Prozent Wahlbeteiligung zu.

Aber wird es so kommen? Zumindest in den Parteien, die einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufgestellt haben, ist man sich sicher, dass es so spannend wie dieses Mal schon lange nicht mehr war. Sowohl die SPD als auch die BGE glauben, dass sie Platzhirsch Johannes Diks in eine Stichwahl zwingen können. Dem liegt eine einfache Rechnung zugrunde. Bei der Wahl im Jahr 2009 holte Diks 61,37 Prozent. Peter Hinze von der SPD kam auf 27,8 Prozent. Die Grünen erreichten mit Sabine Siebers sechs Prozent. Die BGE hatte keinen eigenen Kandidaten.

Das ist jetzt anders. Die BGE hat mit Joachim Sigmund einen Mann, der bei der Wahl zum Rat 2014 tatsächlich ein Direktmandat holte. Sehr knapp zwar, aber immerhin waren seinen Gegenkandidaten von CDU und SPD nicht stark genug.

Auf einen ähnlichen Effekt hofft die BGE jetzt auch, weil sie glaubt, unter den Wählern eine Art Wechselstimmung ausfindig gemacht zu haben.

Und sie hat im Wahlkampf versucht, die Verzögerungen beim Neumarkt (siehe Bericht unten) dem Bürgermeister in die Schuhe zu schieben. Das hat sie bereits bei den Wahlen im vergangenen Jahr versucht. Allerdings ohne Erfolg. Die BGE rutsche sogar auf ihr bislang schlechtestes Ergebnis ab. Ein Grund: BGE-Gründer Gudrun und Christian Beckschaefer haben sich aus der Politik zurückgezogen. Das hat die BGE Stimmen gekostet.

Ob die Strategie der BGE aufgeht, ist daher fraglich. Denn Diks dürfte in der Bevölkerung noch immer einen starken Rückhalt haben. Seine eigene Partei trägt ihn - und deren Mitglieder werden ihn vermutlich deshalb auch wählen. Schließlich ist eine Bürgermeisterwahl eben nicht nur eine reine Personenwahl. Und zur Erinnerung: Die CDU ist in Emmerich die stärkste politische Kraft. Zudem gelten CDU-Wähler als deutlich treuere Wähler als SPD-Mitglieder.

Ohnehin könnte es sein, dass der BGE-Kandidat eher Stimmen aus dem SPD-Lager fischt als aus dem der CDU. Die BGE gilt als Sammelbecken für die politisch Unzufriedenen. In den Reihen der SPD gibt es längst Stimmen, die behaupten, dass die BGE gar nicht eine Konkurrenzveranstaltung für die CDU ist, sondern für die Sozialdemokraten.

Das alles ist aber Spekulation. Und daher schauen viele Kommunalpolitiker schon einmal auf den 27. September. Dieser Sonntag könnte ein erneuter Wahltag sein. Dann nämlich, wenn es in Emmerich in eine Stichwahl geht, in der dann - so sind sich alle Beobachter einig - Johannes Diks entweder gegen Peter Hinze oder Joachim Sigmund antreten muss.

(ha)
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