Rees Bootshaus - verpachten oder nicht?

Rees · Seit 111 Jahren gibt es den Reeser Ruderverein. Seit 1905 nennt er das an der Rheinpromenade gelegene Bootshaus sein Eigen. Über dessen Zukunft diskutieren die Mitglieder seit Wochen - auch heute bei der Jahreshauptversammlung.

 Das Bootshaus an der Rheinpromenade (links) gehört dem Reeser Ruderverein seit seiner Gründung im Jahr 1905. Aktuell diskutieren die Mitglieder über eine mögliche Verpachtung.

Das Bootshaus an der Rheinpromenade (links) gehört dem Reeser Ruderverein seit seiner Gründung im Jahr 1905. Aktuell diskutieren die Mitglieder über eine mögliche Verpachtung.

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Der Vorsitzende Peter Beckmann und weitere Vorstandsmitglieder des RRV möchten das selten genutzte Bootshaus verpachten, zum Beispiel an einen Investor aus der Gastronomie. Die Einnahmen sollen den Verein schuldenfrei machen und künftige Neuanschaffungen ermöglichen. Andere Vereinsmitglieder sprechen sich gegen eine Verpachtung aus.

"Wir wollen keine zahlenden Gäste in unserem Bootshaus sein", sagt Eduard Wentges. Auch der ehemalige Vorsitzende Peter Moser gehört zu den Kritikern. In seine Amtszeit fiel die Fusion der Ruderer mit den Reeser Seglern und Tauchern, nicht zuletzt, weil der damalige Bürgermeister Dr. Bruno Ketteler einen mitgliederstarken Verein statt vieler kleiner Vereine wünschte. Heute hat der RRV zirka 120 Mitglieder, weniger als ein Drittel sind Ruderer, die Segler und Taucher bilden inzwischen die Mehrheit.

Peter Moser betont, dass der Ruderverein bis zur Fusion stets schuldenfrei war. Größere Anschaffungen wie der etwa 40.000 Euro teure Bootssteg am Reeser Meer seien von den Seglern getätigt worden. Ruderer hätten den Steg nie nutzen können, weil er für ihre Boote ungeeignet sei. Dass sich nun die Ruderer von ihrem traditionsreichen Bootshaus trennen sollen, um die Segler zu finanzieren, halten Moser und Wentges für falsch.

Allerdings räumen sie ein, dass die Nutzung des Vereinsheims schon seit den 80er Jahren stark nachgelassen habe. Seit ein Hochwasser den vereinseigenen Steiger am Rhein abgerissen hat, werden dort kaum noch Ruderboote zu Wasser gelassen. Der Sport und die Ausbildung konzentrierten sich auf das Reeser Meer, das Bootshaus wird nur für Versammlungen und Stammtische genutzt. Auch Wanderruderer, also Mitglieder befreundeter Rudervereine, die mehrtägige Ausflüge auf dem Rhein unternehmen und einst das Bootshaus als Nachtlager nutzten, gibt es kaum noch.

Deshalb betont auch Nicole Schreiber, die amtierende Vorsitzende der Ruder-Abteilung des RRV, in einer Mail an Eduard Wentges: "Das Bootshaus am Rhein ist schön, doch haben Segler, Taucher und auch die meisten der derzeit aktiven Ruderer keinen Bezug dazu. Wenn die ganzen Ehemaligen (...) das Bootshaus als Zentrum für ihre Geselligkeit wieder aktivieren möchten, so wäre auch das in meinen Augen eine sinnvolle Nutzung." Jedoch fordert Schreiber dann das finanzielle und persönliche Engagement der älteren Mitglieder ein.

Eduard Wentges sieht darin kein Problem und erinnert an die "Spendenexplosion", die es nach dem Zweiten Weltkrieg und auch in den 70er Jahren gegeben habe. Damals hätten die Mitglieder und viele Reeser Geld, Material, Arbeitsstunden gespendet, um das alte Bootshaus zu renovieren. Wentges lobt ausdrücklich die Arbeit des RRV-Vorsitzenden Peter Beckmann. Er habe viele neue Mitglieder geworben und "den Laden wieder in Schwung gebracht". Doch die Verpachtung des Bootshauses will Wentges verhindern: "Die laufenden Kosten sind gering. Ein Mitglied hat sich vor der Jahreshauptversammlung bereiterklärt, die fixen Kosten für 2016 zu übernehmen, damit wir ein Jahr Zeit gewinnen und der Vorstand keine weitreichende Entscheidung übers Knie bricht."

Wentges will gehört haben, dass ein Architekt und ein möglicher Investor das Bootshaus bereits besichtigt und Umbaumaßnahmen für 250.000 Euro geplant hätten. Die Terrasse Richtung Rhein solle ausgebaut und mit Glas überdacht werden. Angeblich sei auch die Stadt Rees an einer Umwidmung des Hauses interessiert. Peter Moser wundert das: "Bereits in meiner Amtszeit gab es Pläne, einen Teil des Bootshauses gastronomisch zu nutzen. Doch die hohen Auflagen der Behörden und die Einwände der Nachbarn in der Wasserstraße haben jeden Plan schon im Keim erstickt."

(ms)
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