Emmerich Automaten-Sprengung vor Gericht

Emmerich · Im Juli wurden bereits drei Täter, die 2015 zahlreiche Geldautomaten sprengten, verurteilt. Jetzt stehen zwei weitere Beschuldigte vor Gericht.

Geldautomaten gesprengt - eine Chronik für NRW bis Juni 2017
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Geldautomaten-Sprengungen in der Region – eine Chronik

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Nach viereinhalb Stunden Verhandlung war Jeffrey E. gestern dem Zusammenbruch nahe. Mit Schweißperlen auf der Stirn bat er den Vorsitzenden Richter Norbert Scheyda während einer Zeugenaussage um eine kurze Unterbrechung. Zuvor hatte der Angeklagte selbst über eine Stunde lang ausgesagt. Dem 28-jährigen Niederländer wird vorgeworfen, an einer Serie von Geldautomaten-Sprengungen, die im vergangenen Jahr für große Aufregung im Kreis Kleve gesorgt hatte, beteiligt gewesen zu sein. Gemeinsam mit dem 34-jährigen Klever Mark D. muss er sich seit gestern unter anderem wegen versuchten schweren Bandendiebstahls und Sachbeschädigung in mehreren Fällen vor der zweiten Großen Strafkammer des Klever Landgerichts verantworten.

Die Zahl der Taten, die Oberstaatsanwalt Guido Schulz in seiner Anklageschrift benannte, ist besonders bei Mark D. hoch. Im Zeitraum vom 23. März 2015 bis zum 23. Dezember 2015 soll er an insgesamt elf Bankautomaten-Sprengungen unter anderem in Kranenburg, Bedburg-Hau, Goch, Kleve, Kevelaer, Xanten und Nettetal mitgewirkt haben. Der Bande gelang es jedoch nie, an das in den Automaten befindliche Geld zu gelangen. Teilweise scheiterten sie sogar am Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion. Zu den Vorwürfen schwieg Mark D. gestern. Sein Anwalt Peter Nickel kündigte allerdings an, dass er sich am nächsten Prozesstag am Freitag dazu äußern möchte. Außerdem habe sein Mandant bislang bestritten, an allen ihm elf vorgeworfenen Taten beteiligt gewesen zu sein.

Jeffrey E. gab indes seine Mitwirkung an den ihm zu Last gelegten Vorwürfen zu. "Die Anklage stimmt", sagte er kurz und schmerzlos. Er sei von Mark D., den er "seinen Freund" nannte, im November 2015 angerufen worden, ob er nicht an den Sprengungen mitmachen möge. D. soll zu diesem Zeitpunkt bereits an mehreren versuchten Bandendiebstählen beteiligt gewesen sein. Aus "Dummheit" und wegen finanzieller Not, so E. gestern, habe er zugesagt. Nur zwei Tage nach dem Anruf, am 25. November, habe er bereits an einer Sprengung eines Bankautomaten mitgewirkt. Am 6. und 18. Dezember seien zwei weitere gefolgt.

"Der Ablauf war bei allen Sprengungen der Gleiche", sagte E. So habe einer zunächst die Überwachungskameras mit schwarzer Farbe angesprüht. Anschließend sei jemand für das Bohren eines Loches im Automaten, die zumeist in einem Pavillon standen, zuständig gewesen. Das Loch sei dann mit Gas und Sauerstoff befüllt worden, um schließlich eine Explosion herbeizuführen. Mit Autos, deren Kennzeichen sie zuvor abgeklebt hätten, seien sie vom Tatort geflüchtet.

Auch wenn sich die Beute auf insgesamt null Euro beläuft, so war der durch die Explosionen errichtete Schaden doch beachtlich. Er beträgt insgesamt 850.000 Euro. Dabei sei ursprünglich sogar nur eine Tat geplant gewesen. Weil der Diebstahl aber immer wieder missglückte, hätten sie doch weiter gemacht, sagte Jurij D. Er wurde bereits im Juli zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Zwei weitere Mittäter bekamen damals Freiheitsstrafen von fünf Jahren beziehungsweise einem Jahr auf Bewährung.

(RP)
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