Emmerich Ausgezeichnete Plakatkunst im PAN

Emmerich · Ab morgen präsentiert das Emmericher Museum 126 Werke von Holger Matthies, der alle nahezu alle international bedeutsamen Preise, die es in der Welt der Plakate gibt, verliehen bekam.

 PAN-Kuratorin Christiane van Haaren vor Plakaten des Hamburger Künstlers Holger Matthies.

PAN-Kuratorin Christiane van Haaren vor Plakaten des Hamburger Künstlers Holger Matthies.

Foto: Markus van Offern

Auf einen Künstler von weltweitem Ruf dürfen sich Besucher des PAN-Kunstforums ab Sonntag freuen: Mit Holger Matthies wird dort ein Gestalter präsentiert, der nahezu alle international bedeutsamen Preise, die es in der Welt der Plakate zu verleihen gibt, einheimsen konnte. 126 Werke aus dem Zeitraum 1969 bis 2016 werden in Emmerich unter dem Titel "Ein halbes Jahrhundert Zeitgeschichte im politischen Plakat" gezeigt.

Dabei ist Matthies, der unter anderem auch Plakate für die die Grünen oder die Deutsche Angestellten Gewerkschaft entwarf, nicht nur ein politischer Künstler. Ein Großteil der im PAN ausgestellten Werke enstanden im Zusammenhang mit Theater und Schauspiel. So etwa "Kabale und Liebe" (1988), in dem der gebürtige Hamburger eindrucksvoll ausschließlich mit der Typographie spielt. Auffällig an all jenen Werken, die sich mit der Bühnenkunst beschäftigen, ist ihre starke inhaltliche Aussage. Beleg dafür, dass sich der Gestalter intensiv mit seiner Vorlage beschäftigt und nicht nur einen Waschzettel liest.

Ebenso aufwendig wie in der Vorbereitung auf sein Motiv geht Matthies auch in der Ausführung vor. Eines seiner bevorzugten Arbeitsmittel ist die Objektmontage, bei der er verschiedene Gegenstände zu einem zusammenfügt, um sie dann zu fotografieren und auf ein Plakat bannt. "Eine sehr außergewöhnliche Vorgehensweise", sagt PAN-Kuratorin Christiane van Haaren. Das Ergebnis ist keine am Computer entstandene Collage, sondern handgemachte Plakatkunst, die oft erst auf den zweiten Blick ihre eigentliche Botschaft preisgibt.

Matthies, dem in der Jubiläumsausstellung des PAN bereits eine eigene Wand gewidmet war, hatte sich an das Emmericher Museum gewandt und die Ausstellung, die er selbst arrangierte und so erstmalig zu sehen sein wird, angeboten. Da sich das PAN, anders als in der Vergangenheit, mindestens einmal im Jahr auf renommierte Plakatkünstler konzentrieren will, sagte es gerne zu. Matthies, der unter anderem auch als Professor für visuelle Kommunikation an der Universität der Künste in Berlin arbeitete, liebt die Provokation. "Plakate sollen wie Klappmesser sein - aufspringen, sezieren und unter die Haut gehen", sagt er.

Und diesem Credo folgt er auch. Das Plakat "Liebeskonzil" (1988), das er für das Schiller-Theater entwarf, sorgte für einen handfesten Eklat. Denn es zeigt einen Mann, aus dessen Kopf zwei Phalli als Teufelshörner entspringen. Was ihm Ärger mit dem damaligen Intendanten des Hauses einbrachte, wurde allerdings nur kurze Zeit später auf der Plakat Biennale in Warschau mit der höchsten Auszeichnung prämiert, die in der Szene verliehen wird.

Auf seinen Plakaten zeigt Matthies übrigens auch oft Sinn für Humor. So etwa mit "Euro extra Alleskleber" (2012), einer übergroßen Bastelvorlage einer Schachtel, die von der Typographie jener eines bekannten Klebstoffherstellers gleicht. Text: "Keine Mogelpackung! Bitte falten, kleben und an Angela Merkel schicken."

Die Ausstellung wird am morgigen Sonntag, 10. April, um 11.30 Uhr eröffnet.

(RP)
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