Emmerich Ausflug zu den Wildgänsen

Emmerich · Die Nabu-Naturschutzstation bietet bis Februar Bus-Exkursionen an. Etwa 200.000 der Vögel überwintern jedes Jahr am Niederrhein. Ein Schwerpunkt ist die Düffel. Dort kann das Naturschauspiel aus der Nähe beobachtet werden.

 Von der Tundra an den Niederrhein: Tausende Wildgänse überwintern in dem Naturschutzgebiet Düffel.

Von der Tundra an den Niederrhein: Tausende Wildgänse überwintern in dem Naturschutzgebiet Düffel.

Foto: Martin Glöckner

Kleve Andreas Jünemann ist 67 Jahre alt und besucht seit 20 Jahren Wildgänse in dem Naturschutzgebiet Düffel. Vor seiner Haustür wird vier Monate im Jahr ein Naturschauspiel geboten, von dem er jedes Mal aufs Neue fasziniert ist. Tausende arktische Wildgänse sind dann aus dem Norden kommend am Niederrhein gelandet, um hier zu überwintern. Bis zu 30 Prozent des westeuropäischen Bestands hält sich während der kalten Jahreszeit zwischen Duisburg und Nimwegen auf.

"Im Frühjahr habe ich die Gänse satt", sagt Jünemann und fügt direkt hinzu: "Aber im Herbst werde ich wieder unruhig." Die Zeit der Unruhe ist gekommen. Der 67-Jährige engagiert sich ehrenamtlich bei der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein. Er war schon dabei, als Anfang der 90er Jahre die ersten Bus-Exkursionen für Gänse-Touristen in die Düffel, dem Überwinterungsgebiet der Tiere, angeboten wurden. Die Fahrten erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Die Schwärme aus der Kälte sind eine Attraktion geworden. Durchschnittlich sehen sich pro Saison etwa 2000 Naturfreunde die Tiere an. In der vergangenen Woche hatten sich 400 Gänse-Gucker aus Köln für die Touren angemeldet. Die Ausflüge finden bis in den Februar hinein statt (siehe Zusatzkasten). Das Gebiet bietet hervorragende Bedingungen, um in die Nähe der Langstreckenzieher zu kommen, ohne diese zu stören.

Warum das Land in der Niederung die Vögel anzieht, weiß Nicole Feige. Sie ist Referentin bei der Naturschutzstation und Gänseexpertin. "Hier finden die Tiere ideale Bedingungen vor. Viel Grünland und vor allem ein störungsarmes Umfeld. Die Vögel werden hier nicht bejagt", sagt Feige. Das ist auf ihrem Weg von der Tundra an den Niederrhein nicht überall so. In Osteuropa sollten sich die Gänse nicht zu lange aufhalten, dort werden sie noch gnadenlos abgeschossen.

Die Düffel, das linksrheinische Niederungsgebiet zwischen Kleve und Nimwegen, ist ein extrem tiefliegendes Gelände und dadurch sehr feucht. Ein Paradies für die Vögel. In der Zeit zwischen 1950 und 1985 nahmen die am Niederrhein überwinternden Gänse schrittweise zu. Von einigen tausend Vögeln, auf heute bis zu 200.000.

Den größten Anteil der 60.000 Tiere, die in der Düffel überwintern, bildet die Blässgans, gefolgt von der Saatgans. Überwiegend auf dem Rückzug in die Brutgebiete im Januar/Februar halten sich auch größere Gruppen von Weißwangengänsen in der Niederung auf. Den Mitarbeitern des Nabu geht es nicht allein darum, Gänse zu zählen und mit Touristen durch die Düffel zu fahren. Um sie in den Brut-, Rast- und Überwinterungsgebieten schützen zu können, werden Forschungsarbeiten zum Bruterfolg, dem Zugverhalten und eine regelmäßige Erfassung der Bestände durchgeführt. Damit Laien die Arten unterscheiden können, sind Fachleute des Nabu ebenso im Bus wie Ferngläser.

"Bei der Exkursion erfährt man nicht nur viel über Wildgänse, sondern auch einiges über Geografie, Tierwelt oder Kultur", verspricht Nicole Feige. Auch nach etlichen Jahren als Exkursionsleiterin verläuft für die studierte Landschafts-Ökologin jede Fahrt zu den Zugvögeln anders. "Man weiß nie, auf welchen Flächen man die Tiere beobachten kann", sagt sie. Beruhigend für Tour-Teilnehmer sollte sein, dass bislang bei jeder Runde durch die Düffel Gänse zu sehen waren. Das versichert Andreas Jünemann. Und der muss es wissen, nach mehr als 20 Jahren Ausflügen zu den Gänsen.

(RP)
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